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Analyse von Ex-Mitarbeitern: Aus diesen Gründen ist Google+ gescheitert

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In den letzten Wochen und Monaten wurde viel über die Zukunft von Google+ spekuliert, und diese sah einerseits dunkelschwarz und andererseits sehr rosig aus – aber eines haben beide Seiten gemeinsam: Auf Google+ dürfte sich schon bald einiges ändern. Ob es nun gesprengt oder mit aller Kraft zusammen gehalten wird ist aktuell wieder völlig offen. BusinessInsider hat nun einige Insider – frühere Google-Mitarbeiter – gefunden, die die Gründe zusammen tragen warum Google+ ein Fehlschlag gewesen und praktisch eine Totgeburt gewesen ist.


Bis zur Google I/O 2015 Ende diesen Monats ist es nur noch wenige Wochen hin, und auch erst dann werden wir wohl (hoffentlich) endgültig wissen wie es mit Googles Netzwerk weitergehen wird. Während noch vor kurzer Zeit alles für eine Auflösung gesprochen hat, und selbst Sundar Pichai von getrennten Produkten geredet hat, gibt es nun wieder deutliche Lebenszeichen von Google+. Doch warum musste es wieder soweit kommen, dass Google erneut ein soziales Netzwerk gegen die Wand fährt? Google Buzz war ein Witz und das eingestellte Orkut wurde ebenfalls mehr als Stiefmütterlich behandelt.

Disclaimer:
Ich betrachte Google+ persönlich nicht als gescheitert und nutze es sehr gerne, aber nach Außen hin hat das Netzwerk einfach keinen guten Ruf und kann dadurch auch den Durchschnitts-Nutzer, der eben den ganzen Tag auf Facebook rauf- und runterscrollt, nicht erreichen und wohl auch nie für sich gewinnen. Was per se nicht schlecht ist, da Google+ bis heute ein etwas elitäres Image hat und die bestehenden Nutzer auch lieber „unter sich“ bleiben.

BusinessInsider hat Informationen von ehemaligen Google-Mitarbeitern zusammengetragen, die ihre Sicht der Dinge darlegen und Gründe für das scheitern des Netzwerks suchen. Als großes und ganzes kann man es einfach so beschreiben, dass Google einfach zu viel wollte und zu viel Angst vor Facebook hatte. Natürlich darf man nicht vergessen dass es sich um Ex-Mitarbeiter handelt, die meist kein gutes Wort an ihren Projekten lassen, aber es dürfte schon sehr viel Wahrheit in den Aussagen stecken:

  • Larry Page war persönlich in das Konzept und die Entwicklung involviert und wollte dass das gesamte Unternehmen hinter dem Produkt steht und es unterstützen sollte – daher auch der plötzliche Google+ Zwang für viele weitere Angebote.
  • Google hatte Angst vor Facebook: 2011 hatte das soziale Netzwerk viele Mitarbeiter von Google abgeworben, was das Unternehmen dringend dadurch stoppen wollte, in dem man in direkte Konkurrenz zu Facebook geht.
  • Um keine Informationen nach außen dringen zu lassen, wurde das gesamte Google+ Team vom Rest abgeschirmt und hatte sogar eine eigene Cafeteria. Da niemand genau wusste woran das Team arbeitet, und die Verbindung gefehlt hat, gab es auch Google-intern viel Widerstand. Es soll gar eine „Stimmung der Angst“ geherrscht haben. („There was definitely an aura of fear for a time“)
  • Google+ wurde zu sehr mit dem Hintergedanken des „Konkurrenz-Produkts zu Facebook“ und nicht als eigenständige Entwicklung konzipiert.
  • Google+ wurde dafür entwickelt um die internen Probleme zu lösen und nicht als Produkt für den Nutzer. Google+ sollte endlich das fehlende soziale Puzzleteil sein, das all den Google-Angeboten in der Vergangenheit gefehlt hat.
  • Das Circle-Konzept, so hilfreich es auch sein mag, war für den Durchschnittsnutzer zu kompliziert und kann nicht mit dem „Friend“ oder „Follower“ von Facebook und Twitter mithalten.
  • Google+ war zu lange für den Desktop konzipiert und hat Mobile vernachlässigt. Es setzte Anfang auf viele große Grafiken, die aber auf einem Smartphone keinen Sinn machen und auch schnell den Datentarif sprengen können.



Als letzter, und vielleicht auch finaler, Grund wird der Abschied von Vic Gundotra angegeben: Das gesamte Team von Google+ drehte sich nur um ihn und es gab keine zweite Führung neben ihm. Als er plötzlich das Team verlassen hat, brach das gesamte System zusammen – vergleichbar mit einem Ameisenhaufen der seine Königin verloren hat. Das gesamte Team war plötzlich Führungslos und auch die Entwicklung stoppte Abrupt – und diesen Stillstand hat auch der Nutzer bemerkt.

Natürlich haben wir keinen internen Einblick, aber unter David Besbris wurde Google+ nicht weiter entwickelt sondern nur noch verwaltet. Unter seiner Führung gab es keine nennenswerten Entwicklungen oder Visionen. Sein Abschied hat dem Produkt merklich gut getan und unter der neuen Führung von Bradley Horowitz kann es nun endlich wieder mit Volldampf voraus weiter gehen. Möglicherweise hat dies auch die Führungsetage rund um Larry Page und auch Super-Manager Sundar Pichai überzeugt noch einmal Ressourcen in das Produkt zu stecken. Wir dürfen gespannt sein wie es weiter geht.

[DailyFinance]


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