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Huawei: Konkurrenz für den Google Play Store kommt – warum Xiaomi eine sehr wichtige Rolle spielen könnte

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Auf dem Smartphone-Markt könnte es in diesem Jahr riesige Verschiebungen geben – und das auf mehreren Ebenen. Das liegt vor allem an den Schwierigkeiten rund um Huawei, die nicht nur auf das chinesische Unternehmen, sondern auf das gesamte Ökosystem Einfluss haben könnten. Bei der eigentlich nur Google und Huawei betreffenden Angelegenheit dürfte aber auch ein weiteres großes Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, das bisher kaum einer auf der Rechnung hat: Xiaomi.


Huawei wird in diesem Jahr weltweit einige neue Smartphones auf den Markt bringen, auf denen keine Google-Dienste vorinstalliert sein – das ist der einzige wirklich belegte Fakt. Stattdessen sollen auf den neuen Huawei-Smartphones zahlreiche Bloatware-Apps vorinstalliert sein, die die Google-Dienste vergessen machen sollen. Wie erfolgreich das sein kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen und dürften auch bald die Verkaufszahlen des bereits am Markt befindlichen Huawei Mate 30 Pro belegen.

Schon seit Frühjahr 2019 darf Google Huawei keine neuen Android-Lizenzen mehr ausstellen und es zeichnet sich immer mehr ab, dass das auf ewig so bleiben wird. Zwar halten sich alle Beteiligten bedeckt, sowohl die zuständigen US-Ministerien als auch Google und Huawei selbst, aber dass es eines Tages wieder so wie vorher sein wird, dürfte für die nächsten Jahre absolut ausgeschlossen sein. Das Geschäftsleben geht weiter und sowohl Google als auch Huawei müssen sich eben darauf einstellen und entsprechende Schritte unternehmen.

Huawei hat für sich schon vor längerer Zeit entschieden, ein drittes Ökosystem aufzubauen und dafür auch schon viele Kooperationen geschlossen und sogar mehr als eine Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt, um den eigenen App Store zu füllen. Viele Beobachter sind sich aber darin einig, dass das nicht ausreichen wird und es für die Nutzer zu viele Hürden gibt, als dass sich für die Endnutzer nur der Name des App Stores ändern würde. Ob Huawei zu Google zurückkehren würde oder nicht – offiziell schließt man eine Rückkehr ausdrücklich nicht aus – spielt dabei gar keine so große Rolle.

Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein und außerhalb Chinas viele Millionen Smartphones zu verkaufen, ist Huawei auf starke Partner angewiesen, die am Aufbau des dritten Ökosystems kräftig mitfeilen und ein entsprechendes Gewicht auf die Waage bringen. Dabei fällt in jüngster Vergangenheit immer wieder der Name Xiaomi.



In den letzten Wochen gab es Berichte darüber, dass Huawei, Xiaomi und Oppo einen eigenen App Store aufbauen und diesen gegen den Google Play Store in Position bringen wollen. Das ließ natürlich aufhorchen, denn mit Huawei und Xiaomi sind gleich zwei außerhalb Chinas sehr erfolgreiche Hersteller dabei und auch Oppo ist in vielen Regionen ein sehr großer Name (in unseren Breiten noch nicht so ganz, aber das ändert sich gerade). Eine solche Allianz, die auch schon gegründet ist, hätte zumindest eine gewisse Schlagkraft, um der Google-Macht etwas entgegenzusetzen.

Es handelte sich bei diesen Plänen nur um Gerüchte, die aber von namhaften Nachrichtenagenturen verbreitet wurden, aber dennoch sah sich Xiaomi dazu veranlasst, diese Meldungen zu dementieren. Tatsächlich war Huawei bisher nicht Teil einer Smartphone-Allianz einiger chinesischer Hersteller, der der Angriff auf den Google Play Store nachgesagt wurde. Laut den Gerüchten soll ein solcher Zusammenschluss erst Anfang März erfolgen, sodass es gut möglich ist, dass das Dementi lediglich Zeit verschaffen soll.

Xiaomi ist das Zünglein an der Waage
Durch das Dementi zeichnet sich aber auch ab, dass Xiaomi ein gehöriges Wörtchen in der eigentlich zwischen Google und Huawei schwelenden Angelegenheit mitzureden hat. Der chinesische Blitzaufsteiger hat weltweit große Marktanteile und ist weltweit mittlerweile die Nummer 4. Bereinigt man die Statistik um Apple und geht einfach mal davon aus, dass Huawei in den kommenden Monaten massiv Marktanteile verlieren wird, steht das Unternehmen sogar noch sehr viel besser da.

Anders als Huawei kann sich Xiaomi entscheiden, ob man den Google Play Store und die damit verbundenen zahlreichen Google-Dienste und Google Play Services anbieten möchte oder nicht. Eine Wahl, die Huawei nicht hat. Interessanterweise wird immer davon ausgegangen, dass Huawei und Xiaomi zusammenarbeiten und eine gemeinsame Allianz gegen Google aufbauen könnten. Aber warum sollte das so sein? Nur weil beide aus China kommen und ein gewisser Patriotismus vorausgesetzt wird? Das ist gut möglich, aber darauf kann man in der knallharten Geschäftswelt nicht setzen.



Warum sollte Xiaomi Huawei helfen?
Xiaomi hat keinen Grund, Huawei in irgendeiner Form zu unterstützen. Aus reinem Kalkül könnte Xiaomi einfach darauf hoffen, einen großen Konkurrenten stark zu schwächen – eine solche Chance kommt nur selten. Natürlich hätte man nun auch die einmalige Chance, sich von der Google-Abhängigkeit zu lösen – aber zu dem Preis, sich mit einem Konkurrenten ins Boot zu setzen. Und wenn es schiefgehen sollte, würde sich der außer-chinesische Markt auch für Xiaomi verschließen.

In jeglichen Szenarien darf man nie vergessen, dass in der Geschäftswelt keine Entscheidungen nach Sympathie getroffen werden, sondern die Richtung eingeschlagen wird, die den größtmöglichen Erfolg verspricht. Meiner Meinung nach wird sich Xiaomi nicht darauf einlassen, eine gemeinsame Plattform mit Huawei aufzubauen und eventuelle Sanktionen durch Google zu riskieren. Weil Xiaomi bisher nicht im Aufbau von Netzwerken und Infrastruktur aktiv ist, hat man derzeit auch keine Sanktionen der US-Regierung zu befürchten. Sprich: Es könnte kaum besser laufen – also warum etwas ändern?

Interessant ist auch, dass sich ein weiterer großer chinesischer Hersteller noch sehr viel stärker aus der ganzen Angelegenheit heraushält – nämlich OnePlus. Das vielfach gar nicht als chinesisch wahrgenommene Unternehmen (meine subjektive Beobachtung) arbeitet eng mit Google zusammen und dürfte somit ebenfalls als möglicher Huawei-Partner für den Aufbau einer alternativen Infrastruktur ausfallen. Und so scheint es, dass Huawei auch weiterhin auf eigene Faust das eigene Ökosystem aufbauen muss.

Was haltet ihr von der ganzen Geschichte und welches Szenario erscheint am wahrscheinlichsten?


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