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Querformat vs Hochformat: Populäre Smartphone-Apps etablieren zunehmend das falsche Format (Kommentar)

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Vor einiger Zeit hat das Google Fotos-Team eine unpopuläre Entscheidung getroffen, deren Umsetzung kürzlich ausgerollt wurde: Neu erstellte Videos gibt es nur noch im Hochformat und nicht mehr wie üblich im Landscape Modus. Es könnte ein erster möglicher Schritt sein, das Standard-Bildformat ändern zu wollen. Und das führt uns wiederum zu einer Grundsatzdiskussion, die schon vor einigen Jahren geführt wurde, aber wieder eingeschlafen ist.


Die Aufnahme von Fotos und Videos hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder gewandelt und gerade in den letzten 20 Jahren einen extremen Sprung gemacht: Die Kamera-Technologien und die Bildqualität wurden immer besser, die Geräte wurden zum festen Bestandteil jedes Haushalts und waren sowohl als Fotokamera als auch Videokamera im Besitz vieler Menschen. Mit den Digitalkameras und dem Smartphone kam dann der nächste Schritt, der vieles verändern sollte.


Bild: Rotation Control Pro

Bei Google Fotos wurde vor wenigen Wochen die Änderung ausgerollt, das die selbst angeforderten Videos der Nutzer nur noch im Hochformat erstellt werden. Es war eine kleine Änderung, die vielleicht gar nicht so vielen Nutzern aufgefallen ist, aber rückblickend ein wichtiger Schritt sein könnte. Als Begründung lieferte Googles Produktmanager mit, dass sich die Gewohnheiten der Nutzer geändert haben und man nur auf diese Entwicklung reagiert.

Es ist eine kleine Änderung, aber man darf die enorme Reichweite von Google Fotos und einigen weiteren Google-Plattformen nicht unterschätzen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man die Änderung des Standardformats auch auf andere Bereiche von Google Fotos ausdehnt und der Sprung zu YouTube als zweite wichtige Medienplattform ist dann auch nicht mehr so weit. Auf Googles Videoplattform wird durch den flexiblen Player (auf dem Smartphone) wird der Upload von Videos im Hochformat schon seit längerer Zeit unterstützt und somit gefördert.

Google galt lange Zeit als Verfechter des Vertical video syndrom und hat die Menschen in der Google Kamera-App sogar daran erinnert, das Smartphone bei Videoaufnahmen doch bitte in die „richtige“ Haltung zu drehen – nämlich in das Querformat. Doch diese Bemühungen hat man längst aufgegeben und nun schlägt man sich durch die Änderung sogar auf die andere Seite.

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Kurze Definition der Formate:
Hochformat bedeutet, dass das Bild höher als breit ist – auf dem Smartphone spricht man vom „Portrait Modus“. Querformat ist das Gegenteil und bedeutet, dass das Bild breiter als höher ist, was auf dem Smartphone als „Landscape Modus“ bezeichnet wird. Die Ratio bzw. Seitenverhältnisse spielen dabei erstmal keine Rolle und haben sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Vor allem aus dem Fernsehen ist das bekannt, wenn die älteren 4:3 Filme auf einem 16:9-Fernseher abgespielt werden oder das für das Kino optimierte Breitbildformat auf dem heimischen Fernseher abgespielt wird: Entweder gibt es die schwarzen Streifen an den notwendigen Rändern, das Bild wird gestaucht oder gestreckt oder als dritte Variante an den Rändern abgeschnitten.

Das Querformat ist sowohl in der Fotografie als auch beim Film der absolute Standard – gerade beim Bewegt-Bild. Natürlich kann man die Kamera drehen, was absolut nichts Ungewöhnliches ist, aber allein schon die Geräte zeigen, welches der beiden Formate Standard ist. Beim Film wird das noch einmal schwerer und so würde niemand auf die Idee kommen, ernsthaft ein Video im Hochformat aufzunehmen. Denn den Fernseher oder die Kinoleinwand können wir bekanntlich nicht drehen.

Das „falsche“ Format auf dem Smartphone
Und dann kam vor 13 Jahren das Smartphone auf den Markt, das auch noch eine recht gute Kamera verbaut hatte und standardmäßig in eben diesem Hochformat verwendet wird. Es kam, wie es kommen musste: Die Menschen haben damit begonnen, Fotos in diesem Format zu schießen und wenig später wurden auch immer mehr Videos in diesem Format aufgenommen. Das passiert ganz unbewusst und spätestens bei der Ansicht auf dem heimischen Laptop oder Fernseher ärgert man sich. So war es zumindest einmal.

Viele Medien werden primär für die Social Media-Plattformen aufgenommen, die sich diesem Trend natürlich geöffnet haben. Von Instagram bis TikTok und nun auch Google Fotos sind die vertikalen Aufnahmen kein Problem. Und auf dem Fernseher oder Laptop schaut sich das sowieso keiner mehr an. Schon haben wir die Entwicklung, dass das vermeintlich falsche Format plötzlich zum Standard wird. Dann aber nicht nur für die lustigen Videos und Selfies, sondern für jegliche Aufnahmen – und das ist dann ein Riesenproblem.

Sind wir noch ganz dicht?
Nun kommt es dazu, dass das ganze Bild- und Videoformat auf das Smartphone angepasst wird. Ausgerechnet auf das Gerät, das man bequem in der Hand drehen und auch im Landscape-Modus benutzen kann. Alle anderen Geräte hingegen können wir nicht so einfach drehen. Oder wer hat einen drehbaren Fernseher zu Hause? Wer nutzt seinen Laptop im Liegen? Welcher PC-Monitor ist drehbar und wie viele Kinoleinwände lassen sich drehen? Ich weiß, es gibt Ausnahmen. Aber die bestätigen die Regel.

Wir passen uns also einem Gerät an, das in einigen Jahren schon wieder überholt sein könnte. Selbst Smartphone-Hersteller sind sich einig, dass das klassische Smartphone ein Auslaufmodell ist, auch wenn es grundlegend natürlich nicht mehr verschwinden wird. Schon jetzt gibt es Smartphones mit faltbaren, klappbaren oder drehbaren Displays, die wieder auf das „richtige“ Format schwenken. Und auch später erdachte Geräte wie etwa Smart Displays setzen auf das Querformat.

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Die Medien nun ausgerechnet auf das Smartphone anzupassen ist – meiner ganz persönlichen Meinung nach – einfach nur „dumm“. Natürlich ist das auf dem Smartphone sehr praktisch und jeder soll machen was er will, aber wenn die großen Plattformen aufspringen und dieses Format plötzlich für alle Aufnahmen zum Standard erklären, dann haben viele Menschen ein ernsthaftes Problem. Dazu kommt, dass der Wechsel vom Querformat in das Hochformat so seine Tücken hat.

Ein im Querformat aufgenommenes Foto oder Video auf dem Smartphone anzusehen, ist dank Zoom und der bereits angesprochenen einfachen Drehbarkeit kein Problem. Selbst wer das Smartphone nicht dreht, kann mit den dicken Streifen oben und unten leben. Ein im Hochformat aufgenommenes Video auf dem Computer oder Fernseher macht hingegen keinen Spaß und lässt je nach Format gut 2/3 des gesamten Bildes einfach nur Schwarz.

Diese Entwicklung kann sich natürlich auch schnell wieder umkehren, aber alle in der heutigen Zeit aufgenommenen Medien bleiben davon auf ewig betroffen. Welches Format das „richtige“ ist, zeigt sich allein schon dadurch, wo unsere Augen platziert sind: Nebeneinander, nicht untereinander.

Dieser Artikel spiegelt nur meine ganz persönliche Meinung wider und soll bitte nicht als Angriff verstanden werden. Vielleicht übertreibe ich es ein bisschen, aber in einem Blog darf das auch einmal erlaubt sein.

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