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Stadia: ‚Es ist ein sehr einsamer Ort‘ – wie viele Nutzer hat Googles Spieleplattform nach einem halben Jahr?

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Googles Spieleplattform Stadia feiert in diesen Tagen das halbjährige Jubiläum und sollte somit jedem Hardcore-Gamer längst ein Begriff sein – aber wie viele Spieler tummeln sich auf Googles Plattform? Weil Google bisher keine offiziellen Zahlen herausgegeben hat, lässt sich das nur sehr grob schätzen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Server nach wie vor eine ruhige Kugel schieben können.


Nach mehrjährigen Gerüchten war der Hype rund um Stadia im Frühjahr 2019 auf dem Höhepunkt und vielleicht sogar noch etwas heißer als bei einer Xbox- oder PlayStation-Präsentation. Doch je mehr Informationen Google kleckerweise im Verlauf des Jahres veröffentlicht hat, desto größer wurde die Kritik und das Desinteresse der Spieler – obwohl man sich durch diese Marketing-Stunts wohl genau das Gegenteil erhofft hatte. Aber wie sieht es denn nun mit den nackten Zahlen aus?

Stadia wurde am 19. November 2019 gestartet – also vor ziemlich genau sechs Monaten. Damals wie heute hat sich Google nicht zu den Nutzerzahlen geäußert und lediglich zwischen den Zeilen verkündet, dass die eigenen Erwartungen übertroffen worden sind. Natürlich, was sollte man sonst sagen. Ob es wirklich so ist oder ob man den Ausverkauf der Founders Edition nicht lieber schon nach wenigen Tagen statt mehreren Monaten vermeldet hätte, lässt sich nicht sagen.

Jüngste Zahlen aus dem Spiel Destiny 2 haben gezeigt, dass immer weniger Nutzer in diesem Spiel unterwegs sind und es lediglich einen großen Ansturm nach dem Start der kostenlosen Version gab. Weil diese Zahlen aber nur aus einem einzelnen Spiel stammen, ist das höchstens ein Gradmesser und kein repräsentativer Wert. Vielleicht ist das Spiel einfach schlecht. (Ist es nicht, aber Geschmäcker sind ja verschieden).

Ein Redakteur von The Verge hat nun nach einer längeren Testphase seinen subjektiven Eindruck beschrieben, der vielleicht noch mehr Einblick in die Popularität von Stadia gibt. Aber auch aus dieser Warte sieht es nicht unbedingt gut aus, was aber dennoch mit Vorsicht zu genießen ist und nicht auf die tatsächliche Nutzeranzahl von Stadia geschlossen werden kann.

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Obiges Bild hat der The Verge-Autor für seinen Beitrag verwendet und das trifft es vielleicht schon ganz gut, weswegen ich es einfach übernehmen wollte. Ein Erfahrungsbericht über sechs Monate ist schon was wert und kann mehr aussagen als jede Momentaufnahme oder Statistik aus nur einem einzelnen Spiel. Dennoch hier noch einmal die einzige wirklich bekannte Kennzahl: Destiny 2 hat etwa eine Million aktive Spieler, wovon nur 10.000 auf Stadia unterwegs sind – also nur 1 Prozent.

Destiny 2 ist sehr einsam
Das kann allerdings daran liegen, dass das Entwicklerstudio von Destiny 2 trotz allem Cloud Gamings noch kein Cross-Plattform-Spiel erlaubt. Stadia-Spieler können also nur mit Stadia-Spielern zocken, was gerade bei einer neuen Plattform eine große Hürde sein kann. Das bekannte Henne-Ei-Problem. Und so kommt es dann, dass auf der Suche nach einem echten Spielpartner immer wieder 10 Minuten oder mehr vergehen, bis ein Mensch gefunden ist, der ebenfalls spielen möchte. Bei wirklich populären Titeln auf großen Plattformen dauert so etwas meist nur wenige Sekunden – natürlich auch abhängig von der Tageszeit.

Führen wir das nun fort: Der neue Stadia-Spieler möchte zocken, wartet 4-5 Minuten und verliert dann endgültig die Geduld und kommt nicht wieder. Damit ist dieser Spieler vermutlich weiterhin bei Stadia aktiv, aber für die Statistik dieses Spiels verloren – und natürlich auch als potenzieller Gegner oder Teamkollege für alle anderen Spieler.

PlayerUnknowns Battleground
Beim populären Titel PUBG, der erst seit wenigen Tagen auf Stadia zur Verfügung steht, sieht es auf den ersten Blick ganz anders aus: Die offene Welt ist voll mit Spielern und bietet das übliche Erlebnis. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass ein Großteil dieser Spieler Bots sind. Im unten eingebundenen Video seht ihr, dass mehr als 90 Mitspieler aktiv waren – der Großteil besteht aus Bots. Das löst zwar das Grundproblem, zeigt aber erneut auf, dass Googles Stadia-Server auch bei einem populären Titel wie PUBG nicht Glühen. Da muss man sich fragen: Wenn nicht bei PUBG oder dem kostenlosen (!) Destiny 2 – wo denn dann?

Diese Beobachtung setzte sich auch bei weiteren Spieletiteln fort, die ebenso zu großen Teilen mit dem Problem des fehlenden Cross-Play kämpfen. Tatsächlich gilt diese Einschränkung bei PUBG aber nur dann, wenn mit Maus und Tastatur gespielt wird. Wer mit dem Stadia Controller zockt, kann auch gegen Xbox- und PlayStation-Spieler antreten. Vielleicht ein kleiner Pro-Tipp für alle Stadia-Nutzer.




In Spielen mit Cross-Plattform Support kommt das Problem nicht zum Tragen, sodass es in diesem Fall nahezu egal ist, auf welcher Plattform gespielt wird – womit auch Stadia durch die flexible Nutzung auf PC, Smartphone oder Fernseher seine Stärke ausspielen kann. Abschließend gibt es das Fazit, dass sich der Spieler nach sechs Monaten wie ein zahlender Beta-Nutzer fühlt. Google hat zwar eine sehr solide Plattform gebaut, die aber erst noch mit Inhalten und weiteren Stärken gegenüber der Konkurrenz überzeugen muss. Es ist also alles zum Abheben bereit, es fehlt nur das Benzin. Und die Fluggäste.

Man muss sagen, dass auch Google sich diesem aktuellen Status durchaus bewusst sein dürfte und längst entgegensteuert. Es gibt viele neue Features und immer wieder neue Spiele. Außerdem haben alle frühen Nutzer Stadia 3 Monate kostenlos (Starterpaket im Wert von 129 Euro vorausgesetzt) nutzen können. Vor einigen Wochen wurde dann die kostenlose Version gestartet und allen zahlenden Nutzern die Gebühr für die nächsten zwei Monate erlassen. Sich von Google abgezockt zu fühlen, wäre also verkehrt – trotz des Beta-Gefühls.

Was sind denn eure Eindrücke von sechs Monaten Stadia bzw. einigen Wochen mit der kostenlosen Version?

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[The Verge]


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