GoogleWatchBlog

Google Maps: Android-Figur uriniert auf Apple-Logo – eine kuriose Manipulation mit weitreichenden Folgen

» Web-Version «

Vor wenigen Tagen hat die von einem Berliner Künstler initiierte Google Maps-Manipulation weltweit für Schlagzeilen gesorgt, denn es hat gezeigt, wie leicht sich die Algorithmen der Kartenplattform in die Irre führen lassen. In sehr kleinem Rahmen dürften solche Manipulationen täglich stattfinden, aber in diesem Umfang hat es das erst einmal gegeben – nämlich im April 2015. Damals ist es tatsächlich gelungen, eine urinierende Android-Figur auf die Kartenansicht zu bringen.


Google Maps ist für Millionen Nutzer die erste Anlaufstelle auf der Suche nach Informationen zu Orten aller Art. Von der Straßenansicht über Bewertungen bis hin zu Fotos und Öffnungszeiten hält Google Maps sehr viele Daten bereit, die einen ersten Eindruck vermitteln und in vielen Fällen über den Besuch entscheiden. Kein Wunder also, dass die Kartenplattform ständigen Manipulationsversuchen ausgesetzt ist, um sich selbst in ein besseres oder die Konkurrenz in ein schlechteres Licht zu rücken.


Google Maps: So hat sich das Logo der Kartenplattform in den vergangenen 15 Jahren verändert (Galerie)

Der Berliner Künstler wollte mit seiner Stau-Manipulation auf Google Maps zeigen, wie anfällig solche Dienste sind und dass man auch diesen Daten nicht vollständig vertrauen kann. Wobei man allerdings sagen muss, dass der Künstler selbst zumindest zum Teil Schuld an zukünftigen Manipulationen sein wird. Google zeigte sich hingegen fast schon erfreut darüber, dass man auf diese Art auf eine Schwachstelle hingewiesen wurde und nun an dieser arbeiten möchte.

Vor knapp fünf Jahren gab es schon einmal eine großangelegte Manipulation bei Google Maps, die ebenfalls für weltweites Aufsehen gesorgt hat und durch die sich viele Dinge auf der Kartenplattform geändert haben. Die Rede ist vom urinierenden Bugdroid, der sein kleines Geschäft direkt auf einem Apple-Logo verrichtet. Eigentlich ein witzig gemeintes Motiv (ja, das ist Ansichtssache), aber das hat natürlich auf der Kartenplattform nichts zu suchen.

Dennoch ist es einem Nutzer damals gelungen, dieses Bildnis auf die Karte zu bringen und mitten in Pakistan anzuzeigen. Trotz Prüfung hat Google die Änderung freigeschaltet und somit dafür gesorgt, dass obiges Motiv über mehrere Stunden in Google Maps zu sehen war. Aber wie kam es dazu?



Das leicht geschmacklose Kunstwerk wurde im April 2015 von einem Nutzer des Google Map Makers eingereicht und dann an Google zur Überprüfung gesendet – und kam erfolgreich durch. Aber wie konnte es passieren, dass die Google Maps-Redaktion ein solches Bild durchgehen lässt und freischaltet? Die Antwort ist ganz einfach und hat alle damaligen Kontrollsysteme sehr leicht überlistet: Das Bild wurde einfach in vier Teile aufgeteilt, die einzeln nicht als Gesamtkunstwerk zu erkennen waren.

Alle vier Teile wurden als Park angemeldet, was die leicht merkwürdigen Formen erklären könnte und den Reviewern somit wohl nicht aufgefallen ist. Der Android-Kopf und das Apple-Logo hätte sie vielleicht stutzig machen können, aber weil Park-Anlagen eben manchmal absichtlich solche Streckenführungen aufweisen und die Pakistan-Karte damals noch sehr leer gewesen ist, hatte man es eben abgenickt. Weil alle Änderungen gleichzeitig eingereicht wurden, wurde eines nach dem anderen freigeschaltet, ohne dass das Gesamtergebnis auf der Karte sichtbar wurde.

Damals soll auch noch ein anderes Kunstwerk entstanden sein, bei dem ich aber leider nicht mehr herausfinden kann, ob es das tatsächlich in der Form gegeben hat und in wie vielen Teilen eine solche Botschaft eingereicht worden sein muss.



Die Folgen haben Google Maps deutlich verbessert
Google hatte diese Aktion zum Anlass genommen, das gesamte System zur Verbesserung der Kartenplattform durch die Nutzer vollständig zu überarbeiten. Die Funktion zum Einreichen von Änderungen oder Hinzufügen von Informationen wurde für mehrere Wochen deaktiviert und fast sah es so aus, als wenn Google Maps damit ein sehr wichtiges Feature verliert. Aber dem Maps-Team war schon damals bewusst, dass nur die Nutzer dafür sorgen können, dass die Kartenplattform ständig rund um die Welt hochaktuell ist.

Erst als Folge dieser damaligen Manipulation wurde das Local Guides-Programm aus der Taufe gehoben, das einigen Nutzern mehr Verantwortung über Teile der Kartenplattform überträgt. Diese Nutzer und Guides kontrollieren sich in großen Gruppen selbst und schlussendlich hat natürlich Googles eigenen Redaktion das letzte Wort. Weil die Local Guides für ihre Arbeit belohnt werden und durch öffentliche Profile ein gewisses Ansehen haben, werden Manipulationen weitestgehend verhindert.

Rückblickend war die damalige Manipulation für die Kartenplattform also ein Glücksfall. Ob man das in einigen Monaten oder Jahren auch über die aktuelle Manipulation sagen kann, bleibt abzuwarten. Dass Google in naher Zukunft darauf reagieren und Änderungen vornehmen muss, steht außer Frage. Kurzfristig dürfte es wohl viele Nachahmer geben, vermutlich auch aus dem Medienbereich, die genau solche Experimente fortführen wollen.

» Google Fotos: So lassen sich Videos am Smartphone schnell bearbeiten – schneiden, drehen & stabilisieren

Google Maps: So hat sich das Logo der Kartenplattform in den vergangenen 15 Jahren verändert (Galerie)


Keine Google-News mehr verpassen:
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | Jetzt den GoogleWatchBlog-Newsletter abonnieren