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Bericht: Interner Streit – Fast das gesamte Google Now-Team hat das Unternehmen verlassen

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Google Now ist schon eine tolle Sache: Die App hat sich als persönlicher Assistent für den Nutzer platziert, und kann diesem Informationen anzeigen, die er genau in diesem Moment oder an diesem Ort benötigt – wie etwa aus GMail extrahierte Flugtickets am Flughafen. Hinter dieser Idee steckt noch sehr viel mehr Potenzial, doch in den letzten Monaten scheint die Entwicklung etwas eingeschlafen zu sein und neue Funktionen kommen praktisch gar nicht mehr dazu. Ein Bericht offenbart nun woran das liegt: Praktisch alle Entwickler und mit dem Projekt verbundene Personen haben das Unternehmen verlassen.


Google Now ist ein Vorbote von Larry Pages Vision, dass das Unternehmen seine Nutzer so genau kennen lernen möchte, dass es alle Informationen stets parat hat und aus allen verfügbaren Daten selbst zusammen stellt – ganz so, wie ein persönlicher Assistent. Genügend Datenquellen hat Google mit seinen diversen Plattformen und Angeboten jedenfalls im Programm, doch das ganze ist natürlich ein Mammutprojekt mit einem großen Ressourcenhunger hinter den Kulissen. Doch Page war von dem Projekt überzeugt und hat es zu dem formen lassen, was es heute ist.

Ein Bericht von Re/Code behauptet nun, dass das gesamte Team hinter der Entwicklung von Google Now das Unternehmen kurz vor der Entwickler-Konferenz Google I/O verlassen hat. Lediglich ein einziges Mitglied der originalen Truppe soll noch bei Google arbeiten, wobei aber nicht bekannt wurde um welche Position es sich handelt. Der Grund für diesen Exodus des Teams soll an einer einfachen Entscheidung liegen, die auch der neue CEO Sundar Pichai zu verantworten hat: Das Projekt wurde intern der Kontrolle der Android-Abteilung entzogen und in die Such-Abteilung ausgegliedert. Das mag für den Außenstehenden Sinn ergeben, da die App von Anfang in die Suche-App integriert war, doch offenbar scheint es dabei viele Differenzen gegeben zu haben.

Look, I’ve got a lot on my plate. Chrome and Android are my top priorities. Google Now is not on that. I can’t fight that battle for you.

Sundar Pichai

Wenn man den Berichten glauben schenken darf, ist die Such-Abteilung im Unternehmen nicht unbedingt der Ort, an dem die Entwickler ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Bei der Cash-Cow des Unternehmens wird eher jeder Dollar zwei mal umgedreht und jede Entwicklung muss Geld bringen – um all die anderen Projekte zu finanzieren. Als Unter-Abteilung von Android dürfte das ganze deutlich lockerer abgelaufen sein. Auf Bitten des Teams, diesen Wechsel zu verhindern, soll Sundar Pichai obige Aussage getroffen haben. Damit dürfte das Team dann völlig den Rückhalt verloren und wohl aufgegeben haben.



Unter Larry Page hatte Google Now Priorität im Unternehmen, was sich auch daran zeigte dass es lange Zeit Schlag auf Schlag ging und immer mehr Angebote an den Assistenten angeschlossen worden sind. Doch Sundar Pichai soll nicht ganz so begeistert von der App und deren Funktionalität sein – er ist eher der Typ, der sich um die Weiterentwicklung der Plattformen sorgt, und nicht um große Visionen. Außerdem soll er einen Management-Stil pflegen, der eher darauf fusst, möglichen Streitigkeiten aus dem Weg gehen und nicht die Eskalation zu suchen. All das unterscheidet ihn von Page.

Da Sundar Pichai nun an der Spitze des Unternehmens steht, und Larry Page allenfalls mal sporadisch vorbei schaut und ein Machtwort sprechen könnte, dürfte es das aktuelle Team nicht unbedingt einfacher haben. Interessant ist natürlich auch, dass gleich das ganze Team dem Unternehmen den Rücken gekehrt hat. Möglicherweise haben sie sich entschlossen, auf eigene Faust weiter zu machen und arbeiten selbst an einem ähnlichen Projekt – was aber natürlich ohne die riesigen Datenmengen in der Hinterhand ein sehr schweres Unterfangen werden könnte.

[Re/Code]


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