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Stadia: Schliessung der Games Studios – so hat Google die eigenen Entwickler hinters Licht geführt & belogen

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Hinter den Kulissen von Googles Spieleplattform Stadia ist offenbar nicht nur Feuer am Dach, sondern es brennt das ganze Haus: In den letzten Wochen gab es einige schlechte Nachrichten und nun wurde bekannt, dass Google nicht nur die Nutzer, sondern auch die eigenen Mitarbeiter hinters Licht geführt hat. Sie wurden nicht über das Aus der Spieleentwicklung informiert und auch ihre Hauptaufgabe gestaltete sich offenbar sehr schwierig.


Google hat kürzlich bekannt gegeben, die Stadia Games Studios zu schließen und somit aus der Spieleentwicklung für die hauseigene Plattform auszusteigen – noch bevor nur ein einziges Spiel veröffentlicht werden konnte. Diese Meldung kam aber nicht nur für Beobachter überraschend früh, sondern offenbar wurden auch die gut 150 Mitarbeiter vor den Kopf gestoßen und mussten aus den Medien vom Ende ihres Beschäftigungsverhältnisses erfahren. Nicht die feine englische Art, aber kommt bei größeren Unternehmen häufiger vor.

Nun wurde aber bekannt, dass Phil Harrison – seines Zeichens General Manager von Stadia – nur eine Woche zuvor einen kleinen Lobgesang an die Mitarbeiter der Stadia Games Studios gesendet hat. Konkret zeigte er sich mit den Fortschritten der Abteilung sehr zufrieden damit, dass das Unternehmen in Kürze ein starkes Line-Up an eigenen Spielen aufbauen wird. Ein Auszug aus dieser E-Mail ist nun durchgesickert und liest sich wie folgt:

[Stadia Games and Entertainment] has made great progress building a diverse and talented team and establishing a strong lineup of Stadia exclusive games. We will confirm the SG&E investment envelope shortly, which will, in turn, inform the SG&E strategy and 2021 [objectives and key results].




Alles gut, aber ihr seid gefeuert
Das ist unschön genug, aber es geht noch weiter: Wenige Tage später hat Harrison öffentlich zugegeben, beim Absenden dieser E-Mail bereits gewusst zu haben, dass die Stadia Games Studios eingestampft werden – und das ist der wahre Hammer. Er hat seine eigenen Mitarbeiter regelrecht verarscht, was uns sehr deutlich zeigt, dass auch Google-intern die Vertrauensbasis nicht wirklich hoch sein dürfte. Den über 150 Entwicklern wurden zwar neue Positionen innerhalb des Google-Konzerns in Aussicht gestellt, aber welche Stelle sollten sie als hochspezialisierte Spieleentwickler in einem Unternehmen antreten, dass sich aus eben diesem Bereich zurückgezogen hat?

Hürden bei der Entwicklung
Nachdem der Drops gelutscht war, haben sich die Mitarbeiter nun auch öffentlich über ihre bisherigen Arbeitsbedingungen ausgelassen: So soll es einen „starken Mangel an Ressourcen“ gegeben haben und die Mitarbeiter nicht ausreichend mit Hardware und Software versorgt worden sein. Vermutlich waren die Stadia-Zahlen sehr weit unter den Erwartungen, sodass Google von Beginn an auf die Kostenbremse getreten ist. Dass sich daraus dann keine AAA-Flaggschiff-Titel ergeben, die die Plattform retten könnten, muss eigentlich klar sein.

Für die Mitarbeiter ist das natürlich eine Katastrophe, aber für uns außenstehende auch ein sehr interessanter Einblick in das Unternehmen Google und dessen sehr häufig wankelmütigen Strategien. Wenn Harris nun davon spricht, dass man weiter langfristig an Stadia festhält, kann man ihm das als Stadia-Chef vielleicht glauben. Aber vielleicht wird er wiederum von seinem Vorgesetzten ebenso an der Nase herumgeführt und der Zeitpunkt des Stecker-ziehens ist längst bekannt… Kein Wunder, dass Jade Raymonds schnell das Weite gesucht hat.

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[Kotaku]


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