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Was läuft bei Google falsch? Interessanter Einblick in das interne Bewertungssystem erklärt so einiges

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Als Google-Powernutzer gewinnt man immer wieder den Eindruck, dass so manches im Unternehmen nicht ganz rund läuft. Das führt schon seit längerer Zeit gefühlt zu einer kippenden Stimmung, die auch hier im Blog schon mehrfach thematisiert wurde. Vor einiger Zeit ist durch die öffentliche Diskussion mehrerer Google-Mitarbeiter die Ursache für so manche merkwürdige Entscheidung und Strategie bekannt geworden. Spoiler: Es ist ein typisch amerikanisches Problem.


Vertrauen und Sympathie sind nicht unbedingt Eigenschaften, die man mit Unternehmen in Verbindung bringt, vor allem nicht mit großen Konzernen. Doch bei Google traf dies einige Jahre lang zu, gerade in den Jahren des Aufstiegs Anfang der 2000er. Beides geht aber zunehmend an allen Fronten verloren und kann gerade bei einem Unternehmen, das stark vom Vertrauen der Nutzer in die eigenen Dienste abhängig ist, zu einer kleinen Implosion führen.

Bei Google wurden in den vergangenen Jahren viele merkwürdige Entscheidungen getroffen, die aus Nutzersicht nicht immer nachvollziehbar sind. Dazu gehören undurchsichtige Produktstrategien, ständige Anpassungen von Oberflächen und Funktionen, Umbenennungen (Google Messages lässt grüßen) und natürlich auch unzählige Einstellungen. Wie aus einem sehr interessanten Kommentar bei Hacker News hervorgeht, sind das hausgemachte Probleme des Unternehmens, die sehr tief verwurzelt sind. Ich binde hier im Artikel einfach mal Fragmente ein und gehe etwas näher auf die einzelnen Punkte ein.

Grundsätzlich ist es ein amerikanisches Problem: Bei US-Unternehmen herrscht eine unglaublich starke Feedback und Promotion-Kultur mit unzähligen Kennzahlen, Zielen und Bewertungen jeder Leistung – und das auf allen Ebenen. Häufig hat sogar jeder einzelne Mitarbeiter eigene Scores. Wer schon einmal bei einem aus den USA gesteuerten Unternehmen gearbeitet hat, weiß, wovon ich rede. Diese typische US-Kultur soll eigentlich viele Probleme im Keim ersticken, Mitarbeiter fördern und somit auch für mehr Zufriedenheit sorgen. Doch wenn man es übertreibt, ist genau das Gegenteil der Fall.

Bei Google scheint diese Kultur ebenfalls sehr stark verfestigt zu sein, was möglicherweise auch durch CEO Sundar Pichai weiter verstärkt wurde, denn seit dessen Aufrücken an die Spitze bzw. dem Abgang von Larry Page waren die größten Veränderungen zu bemerken. Hier nun einmal die Auszüge des Frustabbaus eines Google-Mitarbeiters.




Google featureless ZERO penalties for fucking shit up! Zero! Do you know what the people who wasted two years on Allo got after it was canned? Nothing! Some of them actually got promoted!

Google GREATLY encourages „launches“ – releasing something publicly. And keep in mind – no penalties if the shit is half baked, not working, only works on chrome, or some such nonsense! This is the norm!

Da liegt schon die Wurzel allen Übels. Um auf der Karriereleiter voranzukommen („promoted“ zu werden), muss man etwas Großes erschaffen und sich nicht mit kleinen Schritten aufhalten. Jeder Launch, und sei er noch so unsinnig, bringt dem verantwortlichen Mitarbeiter bzw. Manager weiter voran. Das erklärt schon einiges. Auf der anderen Seite gibt es aber auch kein Strafsystem für eine schlechte Umsetzung.

Why? Promotion. You cannot get promoted beyond a certain level in this place unless you „launch“ something big.

So what do you get when you add of all these perverse incentives? Nine thousand, eight hundred, and eighty-three chat apps, and a never-ending chain of redesigns and relaunches so some people can get promoted.

Die Mitarbeiter werden praktisch dazu gezwungen, neue Features und Produkte zu schaffen oder einer App das Hundertste Redesign zu verpassen. Ob es aus objektiver Sicht besser ist oder nicht, spielt keine Rolle. Selbst hier wird schon darauf verwiesen, dass das der Grund ist, warum Google unzählige Messenger hatte und immer wieder an den Oberflächen schraubt. Das sie später wieder eingestellt werden, interessiert dann schon niemanden mehr.

Do you know how many bugs you need to fix to get promoted? Infinity. No matter how many you fix, it will never get you enough „impact“ for promotion. Never.

How many useless redesigns do you need to launch to get promoted? ONE!

Auf der anderen Seite ist die undankbare Arbeit des Bugfixens auf dieser Skala nichts wert. Damit werden die Teams natürlich nicht unbedingt dazu motiviert, Lücken zu stopfen und ihre Zeit mit dem beheben von Fehlern zu „verschwenden“. Stattdessen lieber mal ein neues Feature ausdenken und schon geht es auf der Karriereleiter voran. Ein gefährliches Wertungssystem.




Extra fun: people internally usually warn about this shit, complain about it, file bugs about shitty performance, etc. It is ALL ignored. Most people who’ve been here for over a few years have given up filing bugs even. Because the reply is always the same: „you’re not the target audience“!

And we all know it! We all do! Some quit when they realize it, others just begin optimizing for promotion as opposed to optimizing for what is good for the user or the company. And this is how you get new gmail, for example.

Das kennt wohl jeder von seinem Arbeitgeber in irgendeiner Form: Viele Menschen wissen, dass etwas schiefläuft, aber man kann einfach nichts dagegen tun. Man fährt ganz bewusst an die Wand und gibt einfach Vollgas, nur um selbst vorher den Absprung schaffen zu können. Nach mir die Sintflut. Selbst die Unternehmensführung soll sich dem bewusst sein, aber schlussendlich hat wohl niemand den Mut, etwas daran zu ändern. Und so läuft das Rädchen dann weiter, so wie bei vielen großen Konzernen.


Der gesamte Thread ist wirklich lesenswert, aber die wichtigsten Punkte sind mit diesem einen Beitrag abgearbeitet. Als Nutzer hat man darauf natürlich keinen Einfluss, außer natürlich zur Konkurrenz zu wechsel, aber vielleicht kann man sich das dennoch mal im Hinterkopf behalten. Wie so häufig und in allen Branchen üblich, haben auch die Mitarbeiter keine Wahl und hauen dann eben das nächste Redesign heraus, ersetzen Funktionen oder bringen einfach mal ein neues Produkt heraus.

[Y Combinator]


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