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Stadia: Es funktioniert! Warum wollen so viele Menschen Googles neue Spieleplattform scheitern sehen?

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Nach vielen Monaten Wartezeit hat Google die Spieleplattform Stadia am 19. November theoretisch für alle Vorbesteller geöffnet. In der Praxis hat es einige Tage länger gedauert, bis alle Spieler wirklich den Controller schwingen durften, was völlig zurecht als einer der größten Stolpersteine des Starts gilt. Abseits dessen muss man sich aber fragen, warum so viele Beobachter Google Stadia scheitern sehen wollen.


Mit der Spieleplattform Stadia betritt Google im wahrsten Sinne des Worts Neuland und steigt in eine stark umkämpfte Branche ein, die von vielen großen Unternehmen dominiert wird. Das sind keine optimalen Voraussetzungen, denn allein durch Reichweite, Serverpower oder einer möglichen finanziellen Überlegenheit kommt Google in diesem Markt nicht weiter. Stadia muss also mit Neuerungen glänzen, die Spieler überraschen und sie von ihren „alten“ Plattformen abholen. Genau das versucht man mit den vielen neuen Ansätzen.


Stadia: Wie viele Nutzer hat Googles Spieleplattform wirklich? Die ersten Statistiken nach einer Woche

Google hat beim Start von Stadia vieles falsch gemacht und auch vorab schon mit der einen oder anderen Sache für enttäuschte Gesichter gesorgt – das hat dem Image der Plattform schon vorab nicht unbedingt gut getan. Dass ein solch großes Projekt wie Stadia mit Kinderkrankheiten kämpfen und vielleicht auch einige Anlaufschwierigkeiten haben wird, war aber abzusehen und ist längst kein Google-Phänomen.

All die nun im Raum stehenden Probleme und Beschwerden über zu spät verschickte Controller, nicht versendete Codes, kaum oder gar keine Spiele in 4K-Qualität und einiges mehr sind aber vor allem eines: Temporär. Die ersten beiden sind mittlerweile gelöst und dass es von Beginn an keine nativen Stadia-Titel gibt, die die volle Leistungsfähigkeit der Plattform ausnutzen, sollte eigentlich auch keine Überraschung sein. Diesen Schwarzen Peter muss man aber dem Google-Marketing zuschieben, das diese Stärke nach wie vor zu stark ausschlachtet und vielleicht auch für den Anfang zu großen Versprechungen gemacht hat.

Dass man nun schon davon spricht, bald 8K-Streams anzubieten macht die Sache nicht besser und ist eher ein Zeichen dafür, dass das Marketing ein wenig in einer eigenen Welt mit Scheuklappen lebt – aber auch das gibt es in allen Branchen von allen großen Unternehmen. Provokativ könnte man es Werbelüge nennen, tatsächlich ist Stadia aber zu der versprochenen Leistung in der Lage – es wird eben nur noch nicht von den Spielen abgerufen.



Stadia funktioniert!
Aber all diese Stolpersteine sind nicht nur temporär, sondern zum Teil auch völlig Belanglos (nicht alles!) und soll darüber hinwegtäuschen, was viele Medien nur ungern schreiben und Beobachter nur ungern lesen: Stadia funktioniert! Natürlich, Stadia-Bashing verkauft sich besser und erzeugt mehr Klicks als die einfache Headline, dass das vom Milliardenkonzern über Jahre entwickelte Produkt einfach nur das tut, was es soll. VW wird auch nicht dafür gefeiert, dass die Autos fahren können.

Es ist aber der wichtigste Punkt, der zwischen all dem Bashing übersehen wird: Das Cloud Gaming funktioniert! Bisher hat sich kein einziger Spieler über große Latenzen, ruckelnde Spiele oder sonstige Probleme im Bezug auf das reine Spieleerlebnis beschwert – und das ist doch schlussendlich das Wichtigste an der gesamten Plattform. Google ist es gelungen, das Cloud Gaming bzw. Game Streaming auf eine neue Stufe zu heben und hat viele Stolpersteine durch Technologien beseitigt, die bei der Konkurrenz noch gar nicht vorhanden sind. Dass hier und da mal ein Chromecast überhitzt ist unschön, aber das wird sich beheben lassen.

Google hat die Grundlage dafür geschaffen, eine große Spieleplattform aufzuziehen: Die Plattform läuft, die Spieler sind da und die Spiele können gekauft und gespielt werden. Das muss jetzt nur sukzessive ausgebaut werden, aber das dürfte im gesamten Prozess von der ersten Codezeile bis heute das kleinste Problem sein. Es gibt sehr viele Spieletitel in der Pipeline und mit den Spielen kommen auch die Nutzer, die bisher noch sehr zurückhaltend sind. Und dass Google die entsprechenden Kapazitäten in den Rechenzentren zur Verfügung stellen kann steht wohl außer Frage.

Die Spieler haben nicht verstanden, dass sie Beta-Tester sind
Google hat die Spieleplattform nun für eine sehr exklusive Gruppe geöffnet, nämlich die Besteller der Founders Edition und anschließend auch die Besitzer der Premiere Edition. Dabei haben sie aber nicht bedacht, dass sie nun natürlich zu Beta-Testern werden und die Spieleplattform auf die erste große Belastungsprobe stellen sollen. Dass es dabei praktisch keine Probleme gibt, kann man den Entwicklern und Vorabtestern hoch anrechnen. Dass es nur wenige Spiele zum Start gibt (wie viele hatten Xbox und PlayStation bei der Premiere?), wird sich schnell ändern.

Der Schritt, vorerst nur vergleichsweise wenige Spieler aufzunehmen – derzeit dürften es etwa um die 150.000 Spieler sein, ist von Google natürlich sehr bewusst getan worden. Würde man die Plattform direkt für die ganze Welt öffnen, inklusive dem kostenlosen Stadia Base, könnte Stadia aufgrund des Ansturms von Sekunde 1 an in die Knie gehen. So etwas muss man natürlich langsam hochfahren, kontrolliert wachsen lassen und vor allem JETZT mit den vergleichsweise wenigen Spielern die Kinderkrankheiten ausbessern, bevor sich später Millionen von Spieler auf der Plattform befinden.



Erst 2020 wird es ernst
Wirklich ernst wird es für Stadia erst im nächsten Jahr, wenn einige Beschränkungen wegfallen und Stadia Base die Pforten öffnet. Denn dann können wirklich alle Nutzer spielen und auch Gelegenheitsspieler können immer wieder Mal den Controller schwingen, ohne sich gleich eine teure Konsole oder Gaming PC anschaffen zu müssen. Genau das wird auch die große Stärke von Stadia sein, denn nur mit den Konsolen zu konkurrieren reicht nicht aus (siehe oben) – stattdessen sammelt man nun alle Casual Player ein, die vielleicht auch mal ein Auge auf einen einzigen Titel geworfen haben.

Man könnte es mit einem Kino vergleichen: Für manche Menschen lohnt sich die Dauerkarte, wer aber nur alle Jubeljahre einen Film sehen möchte, der kauft sich ein Ticket und keine Jahreskarte. Und da ist ein Vergleich mit Stadia zu ziehen, denn es lockt die Menschen an, die Spielen tatsächlich als Freizeitbeschäftigung und nicht als exzessives Hobby sehen. Die sich keine teure Hardware anschaffen, sondern einfach nur mal gemütlich ein Wochenende zocken und danach wieder aus dieser Welt aussteigen wollen.

Warum soll Stadia scheitern?
Warum so viele Menschen Stadia scheitern sehen wollen, ist aus meiner persönlichen Sicht absolut nicht nachvollziehbar. Ist es die Wut auf Google wegen der vielen Einstellungen? Die Schadenfreude darüber, dass ein langjähriges Projekt an die Wand gefahren wird? Es lässt sich schwer sagen, aber Google wird den Beobachtern diesen Gefallen nicht tun – zumindest nicht in den nächsten Jahren. Und wenn man dann doch in fünf Jahren den Stecker zieht (was ich ganz persönlich nicht glaube), dann hat man es zumindest versucht.

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