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Diskriminierende Algorithmen: Ehemalige FEMEN-Aktivistin erhebt schwere Vorwürfe gegen Google

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Trotz aller Social Networks gilt auch heute für viele Nutzer noch immer der Grundsatz: Was Google nicht findet, existiert im Internet auch nicht. Aus diesem Grund ist es natürlich auch sehr wichtig, im Auge zu behalten wie man sich selbst in der Websuche präsentiert und sollte nichts veröffentlichen, das später einmal peinlich oder hinderlich werden könnte. Eine ehemalige FEMEN-Aktivistin erhebt nun schwere Vorwürfe gegen Google und den dahinter liegenden Suchalgorithmen.


Wer aus jugendlichem Leichtsinn unvorteilhafte Fotos von sich selbst oder kontroverse Texte unter eigenem Namen veröffentlicht hat, der muss damit rechnen, dass ihn das eines Tages wieder einholt und spätestens bei der Jobsuche zu einem Problem werden kann. Unter anderem aus diesem Grund wurde auch das Recht auf Vergessen eingeführt, mit dem sich solche Sünden mit etwas Aufwand aus dem Netz tilgen lassen – es sei denn man ist eine Berühmtheit, dann kann man das in den meisten Fällen gleich lassen…


Foto von GiselaPerezDeAcha.com

Die ehemalige FEMEN-Aktivistin Gisela Perez de Acha erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Suchmaschine Google. Gibt man dort ihren Namen ein, findet man ganz oben in den Treffern Nacktfotos von ihr bzw. Berichte über ihre Oben-Ohne-Aktivitäten in der Vergangenheit. Da seit ihrer aktiven Phase aber sehr viel Zeit vergangen ist, ist sie der Meinung dass solche Fotos nicht mehr auftauchen sollten. Stattdessen sollte Google aktuelle Fotos und Berichte über sie ausspucken.

Als Schuldigen hat sie Googles Algorithmus ausgemacht, der bei der Suche nach Frauennamen Fotos von leichtbekleidete Frauen bevorzugt, bei der Suche nach allen möglichen Menschen eher Ergebnisse für Menschen mit weißer Hautfarbe ausspuckt und auch sonst alle Rollen-Klischees bedient. Das liegt vor allem daran – so Perez de Acha – das es im Algorithmus entsprechende Mechanismen für solch einen Sexismus gibt.

Ich habe nie zugestimmt, für immer online ausgestellt zu werden. Ich habe nur zugestimmt, oben ohne auf der Straße zu protestieren. Und Google ist eine private Firma, die mit obskuren Algorithmen arbeitet. Mein Körper sollte aber mir gehören, und nicht einem Silicon-Valley-Unternehmen.
[…]
Eines kann man mit Sicherheit sagen, ohne in den Algorithmus hineinzusehen: Die Geschlechterdynamik, die herrscht, wird auf Google repliziert. Suchen Sie auf Google nach „CEO“ und Sie finden meist Männer. Suchen Sie nach Krankenschwester, finden Sie vor allem Frauen. Suchen Sie nach „Hand“ werden Ihnen meistens weiße Hände angezeigt. Natürlich sind hier kulturelle Vorurteile mit eingebettet.




Das sind schwere Vorwürfe die die Dame da gegen Google erhebt, die aber sehr eindeutig zeigen dass sie keine Ahnung von Googles Algorithmen hat. Natürlich sind die Algorithmen ein großes Betriebsgeheimnis, aber man darf wohl zu 100 Prozent davon ausgehen dass sich darin keinerlei Parameter befinden, die nackte Frauen oder weiße Menschen bevorzugen. Google kann eben nur das in den Ergebnissen anzeigen, was im Web existiert und eine gewisse Relevanz besitzt.

Da über ihre FEMEN-Aufritte Tausendfach berichtet wurde und diese vor einigen Jahren auch international hohe Beachtung fanden, haben diese Artikel und die dortigen Bilder natürlich eine Relevanz und sind nun einmal auch Teil der Geschichte. Ihre neue Position als Policy Managerin einer kleinen Agentur hat einfach keine Relevanz und interessiert niemanden. So kann sie natürlich nicht erwarten, dass aktuelle Berichte und Bilder von ihr weiter oben im Web stehen.

Das Interview mit der Dame ist recht unterhaltsam und auch nicht all zu lang. Wer einige Minuten Zeit hat, sollte es sich mal durchlesen und vielleicht das eine oder andere mal die Hände vor dem Kopf zusammenschlagen. Solche Interviews sorgen natürlich auch nicht wirklich dafür, ihren Namen zu bereinigen und den Ergebnissen eine andere Richtung zu geben.

» Das vollständige Interview bei futurezone

Siehe auch
» Europäischer Datenschutz: Älterer GWB-Artikel wurde aus der Websuche entfernt (Kurzer Erfahrungsbericht)
» Change the Game: Google möchte Spiele mit und für Frauen im Play Store promoten


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