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Heute neu – morgen wieder alt: Muss es jedes Jahr das neueste Android-Smartphone sein?

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Unpack-Events, Developer Days und internationale Messen wie die CES in Barcelona – jedes Jahr schicken Tech-Konzerne neue Smartphones und Tablets ins Rennen. Wer immer auf dem Laufenden sein will, muss sich also jedes Jahr das neueste Android-Smartphone zulegen. Ein durchaus zweifelhafter Trend. Aber: Es gibt Tekkies, bei denen wirklich jedes Jahr ein fast brandneues Handy in Schubladen verschwindet. Und nein, es geht hier nicht um Tester, bei denen die Hardware auf Videoplattformen vorgestellt wird. Sind die jährlichen Upgrades über einen wirklichen Mehrwert gerechtfertigt?


Woher kommt der Wunsch nach dem neuesten Smartphone?
Als Apple in den späten 2000er Jahren neue iPhone-Generationen ins Rennen schickte, spielten sich vor den Stores des Tech-Riesen unglaubliche Szenen ab. Eingefleischte Fans von Apple und Steve Jobs bezogen mit Schlafsack und Zelt schon Tage vor dem Verkaufsstart vor den Läden Stellung – nur um der erste mit einer neuen Version der Apple-Smartphones zu sein.

Mittlerweile ist es um diesen Hype zum Glück ruhiger geworden. Aber: Wenn Samsung oder Google neue Smartphone-Modelle ankündigen, schauen nicht nur Hardware-Tester sehr interessiert hin. Eingefleischte Tekkies ziehen schon mal die Kreditkarte aus ihrem Portemonnaie. Wie entsteht dieser Wunsch, immer das beste Gerät zu bekommen?

Ein Grund ist sicher darin zu sehen, dass die Marketing-Abteilung hier wirklich ganze Arbeit leistet. Starke Marketingkampagnen schaffen ein Verlangen nach dem neuesten Produkt. Sie heben die Vorteile hervor und machen das Upgrade attraktiv. Es entsteht das Verlangen, unbedingt genau dieses neue Smartphone besitzen zu müssen. Bei manchen Nutzern entstehen so auch Verlustängste. Wenn ich dieses Gerät nicht in den Händen halten, gehöre ich einfach nicht mehr dazu. Ist dieses Spiel mit den Gefühlen wirklich der einzige Grund? Nein: Beim Wunsch, jedes Jahr wieder das beste Handy zu haben, schwingen noch andere Auslöser mit.

  1. Technologische Neugier
    Es gibt Nutzer, denen geht es nur um eine Eigenschaft. Kann das Smartphone telefonieren, Messenger nutzen und im mobilen Netz surfen. Alles andere ordnet sich diesem Verwendungszweck – der Kommunikation – unter. In dieser Zielgruppe erreichen die Entwickler mit ständig neuen Geräten und Facelifts nichts.

    Viele Tekkies sind von Natur aus neugierig und wollen die neuesten Entwicklungen nicht nur beobachten, sondern auch erleben. Das neueste Smartphone zu besitzen, ermöglicht es ihnen, auf dem Laufenden zu bleiben. Und genau deshalb gehören sie auch zu den ersten, bei denen das neueste Android-Smartphone online im Warenkorb landet oder direkt über den Technik-Einzelhandel gekauft wird.

  2. Markentreue
    Viele Nutzer folgen den Trends ihrer Lieblingsmarken. Sie identifizieren sich mit den Markenwerten und möchten Teil der „Markenfamilie“ bleiben. Klar gehört es dann zum „guten Ton“, im Bekanntenkreis das neueste Handy vorzuzeigen.
  3. Sozialer Status
    Das neueste Smartphone kann aber auch als Statussymbol fungieren. Es signalisiert finanzielle Möglichkeiten und eine gewisse „Tech-Savviness“. Das Handy steht auf einer Stufe mit anderen Statussymbolen – wie teuren Uhren und anderen High-Tech-Gadgets, die teuer verkauft werden.
  4. Funktionale Verbesserungen
    Neue Smartphone-Modelle versprechen verbesserte Funktionen. Das Display ist noch schärfer und die Touch-Funktionen ausgefeilter. Viele Entwickler arbeiten daran, die Kamera – sowohl seitens der Hardware als auch im Hinblick auf die Software – fortlaufend zu verbessern. Bessere Akkus, schnellere Ladefeatures oder Prozessoren, die alle Eingaben noch schneller verarbeiten sind Gründe, aus denen das alte Smartphone ausrangiert wird. Wer die Geräte mal ausprobieren will, kann bei Händlern neue Smartphones auch mal in die Hand nehmen.
  5. Neue Hardware als Belohnung
    Der Kauf eines neuen Handys lässt sich technisch durchaus begründen. Aber: Es gibt einen Grund für den Kauf, der gern auch mal unter den Teppich gekehrt wird. Sich ein neues Smartphone kaufen hat auch etwas mit belohnen zu tun. Wer sich für diesen Schritt entscheidet, will sich was gönnen – schließlich hat man schon ein Jahr mit seinem alten Handy gelebt.

Allerdings hat dieser hochfrequente Hardware-Tausch auch Nachteile. Klar, auf der einen Seite steht immer der finanzielle Aspekt. Aber: Jedes Smartphone ist ein Stück High-Tech, das Ressourcen nutzt. Edelmetalle wie Gold oder seltene Metalle werden für die Fertigung der Handys gebraucht. Ganz zu schweigen von der Energie. Genau deshalb stellt sich die Frage, inwiefern diese Wegwerfkultur zeitgemäß ist – oder ob es sich nicht doch mal lohnt, eine Modellreihe auszusetzen.

Lohnen sich die neuesten Modelle?
Im letzten Jahr ein neues Handy gegönnt und dieses Jahr schon wieder am Zuschlagen? Eine Frage taucht immer auf: Lohnt sich der Griff zur neuen Hardware? Gerade bei Preisen, die schon seit einigen Jahren jenseits der 1.000-Euro-Marke liegen, denken einige Tekkies doch schon zweimal nach. Was spricht dafür, die Entscheidung für das neue Smartphone zu treffen?

Hier eine kleine Übersicht an möglichen Abwägungen, die es zu treffen gilt:

  1. Verbesserte Technologie
    Neue Modelle bieten oft echte technologische Verbesserungen. Dies kann für Nutzer, die bestimmte Funktionen intensiv nutzen, ein entscheidender Faktor sein. Hier gibt es ein großes „Aber“. Manchmal sind die Verbesserungen vorrangig kosmetischer Natur – wie andere Materialen für die Handyschale oder ein neues Design der seitlichen Bedien-Buttons. Ob unter diesen Voraussetzungen der Kauf immer noch gerechtfertigt ist.
  2. Kosten-Nutzen-Verhältnis
    Manchmal sind Unterschiede zwischen Smartphone-Generationen marginal. Hier muss sorgfältig abgewogen werden, ob die Kosten für das neueste Modell die tatsächlichen Verbesserungen rechtfertigen. Die Entscheidung wird letztlich sehr stark von individuellen Ansprüchen geprägt. In das Kosten-Nutzen-Verhältnis fließt auch die Möglichkeit des Wiederverkaufs ein. Je nach Zustand des Geräts lässt sich hier durchaus ein hoher Wiederkaufswert erzielen.
  3. Nachhaltigkeit
    Ob sich ein jährliches Upgrade lohnt, entscheidet jeder Tekkie persönlich für sich selbst. Hier muss sich aber jeder bewusst sein, dass die häufigen Modellwechsel mehr Elektroabfall produzieren. Hier stellt sich die Frage der ökologischen Verantwortung. Gerade das Entsorgen alter Handys im Hausmüll ist ein No Go. Es sollte immer darum gehen, alte Smartphones so zu entsorgen bzw. weiterzuverkaufen, dass der Elektro-Schrott vermieden wird.
  4. Software-Updates
    Braucht es wirklich schon wieder ein neues Smartphone? Diese Frage fokussiert sich oft zu sehr auf die Hardware. Viele ältere Modelle erhalten weiterhin wichtige Software-Updates von Android. Gerade davon hängt die Praxistauglichkeit der Handys ab. Daher ist ein Hardware-Upgrade nicht immer notwendig, um die neuesten Softwarefunktionen zu nutzen.
  5. Wiederverkaufswert
    Besonders ältere Modelle verlieren schnell an Wert. Wer regelmäßig upgradet, kann von einem höheren Wiederverkaufswert profitieren. Dieser Aspekt scheint für den jährlichen Wechsel zu sprechen. Allerdings nimmt der Wert nicht linear ab. Gerade im ersten Jahr verliert das Gerät schnell an Wert. Wer zwei Jahre durchhält, erreicht immer noch einen respektablen Wert. Hier gibt es einen kleinen Tipp. Im Vergleich zu Ankaufsportalen erzielen Auktionsplattformen in der Regel einen höheren Verkaufswert.

Ob beim neuen Smartphone wirklich zugeschlagen wird, ist eine sehr individuelle Entscheidung. Letztlich entscheidet, wie groß der Sprung zwischen den Geräte-Generationen ist. Wichtig ist, welche Versionen des Android-Betriebssystems ausgeliefert werden. Besonders dieser Punkt muss in der Entscheidung eine Rolle spielen. Hintergrund: Die Unterstützung der Entwickler bei der Software entscheidet auch über Sicherheitsaspekte. Alles andere begünstigt Exploits, welche am Ende zu einem Sicherheitsrisiko werden.

Fazit: Nicht jeder Smartphone-Wechsel muss sich zwingend lohnen
Obwohl das neueste Android-Smartphone Begeisterung auslöst und echte Verbesserungen bietet, ist ein jährliches Upgrade nicht immer gerechtfertigt. Nutzer sollten die Kosten, den tatsächlichen Mehrwert der neuen Funktionen und die ökologischen Auswirkungen in Betracht ziehen. In vielen Fällen kann ein älteres Modell, das regelmäßig Software-Updates erhält, ebenso gut den Bedürfnissen des Nutzers entsprechen.

Letztlich hängt die Entscheidung von den individuellen Prioritäten und dem Nutzungsmuster des Einzelnen ab. Gerade vom Aspekt der Nachhaltigkeit aus betrachtet, ist das neue Smartphone in so kurzen Abständen oft kritisch zu betrachten. Wo es die Überlegung gerechtfertigt ist: Wenn die neu ausgerollten Funktionen im Job dringend gebraucht werden.

Bildquelle:
adobe.stock |PixieMe | 288236118


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