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Die Google-Nutzungsbedingungen unter der Lupe: So schnell und unbemerkt kann ein Verstoß entstehen

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Viele Google-Produkte lassen sich nur in Kombination mit einem Google-Konto in vollem Umfang nutzen, das wiederum an umfangreiche Nutzungsbedingungen geknüpft ist. Weil ein einzelner Verstoß gegen diese Bedingungen schwerwiegende Folgen haben kann, möchte ich einige Punkte einmal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Es zeigt sich, dass ein Verstoß schneller passieren kann als gedacht und ohne dass man als Nutzer als solchen empfindet.


Die Nutzung vieler Onlinedienste unterliegen gewissen Nutzungsbedingungen, denen man als Nutzer zum Fortfahren entweder wissentlich oder stillschweigend zustimmen muss. Die Zahl der Nutzer, die sich diese Bedingungen tatsächlich im Vorhinein vollständig durchliest, kann man wohl an einer Hand abzählen. Google hat sowohl sehr allgemeine Bedingungen als auch Zusatzbedingungen für zahlreiche Produkte, denen ihr alle bereits zugestimmt habt.

Google hält die Nutzungsbedingungen transparent, hat diese visuell sehr gut aufbereitet und in einfacher Sprache gehalten – das muss man anerkennen. Doch es gibt gewisse Punkte, die zwar zum größten Teil nachvollziehbar sind, aber dennoch vielen Nutzern vermutlich gar nicht bewusst sein dürften. Und weil ich erst kürzlich gezeigt habe, dass der Verlust des Google-Kontos und aller Daten sehr schnell passieren kann, lohnt sich natürlich auch ein Blick auf die Bedingungen, an die ihr euch halten müsst, wenn ihr keinen Verstoß begehen wollt.

Viele Bedingungen der Google-Produkte sind fair und nachvollziehbar, aber manches sollte einem dann vielleicht doch Kopfzerbrechen bereiten. Ein Verstoß ist schnell getan, manchmal vielleicht auch aus Unwissenheit (ja, schützt vor Strafe nicht, ich weiß) und schon ist das Konto gesperrt und alle Daten erst einmal in weiter Ferne. Hier findet ihr einen kurzen Auszug der Punkte, die mir bei der Recherche ins Auge gesprungen sind. Vielleicht haltet ihr es für Haarspalterei, aber wer sich mit den Nutzersperren der jüngsten Vergangenheit beschäftigt hat, wird sehen, dass man das im Blick haben sollte.


Eure Erfahrungen mit dem Google-Support: Wer ein Problem hat, hat ein Problem – Support scheint machtlos




GMail

Verwenden Sie Gmail nicht, um andere zu belästigen, einzuschüchtern oder zu bedrohen. Wenn Sie Gmail für diese Zwecke verwenden, kann Ihr Konto gesperrt werden.

Überschreiten Sie nicht die Grenzen der Legalität. Verwenden Sie Gmail nicht, um unrechtmäßige Handlungen zu fördern, zu organisieren oder vorzunehmen.

Nachvollziehbar, aber dennoch ein gefährlicher Punkt. Weil bei Google bekanntlich oft Algorithmen entscheiden, kann eine Mail sehr schnell falsch interpretiert werden. Hat man etwa Ärger mit dem Empfänger (egal in welcher Form), kann man sich auch mal in Rage schreiben, was schnell als „Belästigung“ oder „Einschüchterung“ aufgefasst werden kann. Die Androhung juristischer Schritte wäre ebenfalls eine „Drohung“. Ist alles nicht die feine englische Art, aber dass man daraufhin einen großen Teil der digitalen Identität verlieren kann, sollte man wissen.

Gerade in der heutigen Zeit wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt und wenn die Entscheidungen dann auch noch von Algorithmen oder nicht-deutschsprachigen Mitarbeitern (bei deutschen Texten) getroffen werden, ist das problematisch.

Senden Sie über Gmail keine Spamnachrichten und keine unangeforderten kommerziellen E-Mails. […]
Beachten Sie, dass die Empfänger Ihrer E-Mails die Begriffe „unangefordert“ oder „unerwünscht“ möglicherweise anders definieren als Sie. Handeln Sie daher überlegt, wenn Sie eine E-Mail an viele Empfänger senden – selbst wenn die Empfänger in der Vergangenheit dem Erhalt Ihrer E-Mails zugestimmt haben.

Der erste Absatz ist absolut verständlich, doch durch den letzten Absatz wird es dann schon wieder interessant. Einfaches Szenario: Ihr wickelt Newsletter über GMail ab (was bis zu einer gewissen geringen Anzahl Empfänger nicht problematisch ist), zu denen sich die Empfänger vorab angemeldet haben. Natürlich geht man davon aus, dass das Interesse des Empfängers so lange besteht, bis sich dieser abmeldet oder anderweitig reagiert – logisch. Genau das kann laut den Bedingungen negativ ausgelegt werden und dann wiederum, weil es ein Verstoß gegen die Bedingungen ist, zu einer Kontosperre für den Absender führen.

Erstellen und verwenden Sie nicht mehrere Konten, um die Google-Richtlinien zu missbrauchen, Kontobeschränkungen von Gmail zu umgehen, Filter zu überlisten oder über Ihr Konto verhängte Beschränkungen anderweitig zu unterlaufen.

Ups. Vermutlich besitzen viele unserer Leser mehrere Google-Konten und nutzen natürlich auch die Annehmlichkeit, dann 30, 45, 60 oder noch mehr Gigabyte kostenlosen Speicherplatz nutzen zu können. Wenn es mal „blöd läuft“, kann das nachteilig ausgelegt werden und die Konten sind weg. Mit „anderweitigen Beschränkungen“ dürften auch lokale Einschränkungen zu verstehen sein. Oftmals verwendet man VPNs oder andere Lösungen, um sich für Google in den US-Raum zu portieren und US-exklusive Features nutzen zu können. Das solltet ihr euch nun zweimal überlegen.

» Die GMail-Nutzungsbedingungen




Google One

Mit Google One kann sich jeder Nutzer zusätzlichen Speicherplatz für Google Fotos, Google Drive oder GMail kaufen. Das ist notwendig, um die Dienste weiterhin nutzen zu können, wenn deren Speicher vollgelaufen ist. Ist der Speicher einmal vollgelaufen oder gar überschritten, habt ihr sehr viele Einschränkungen, könnt keine E-Mails mehr empfangen, keine Daten mehr hochladen und auch auf einige Dinge nicht mehr zugreifen. Gut, wenn man das One-Abo hat.

Google kann jederzeit damit aufhören, Ihnen Google One bereitzustellen, auch bei einem Verstoß gegen diese Nutzungsbedingungen.

Den Satz sollte man zweimal lesen. Google One kann jederzeit eingestellt werden – das kennt man ja von den Google-Produkten. Aber hier geht es darum, dass Google One für dich eingestellt werden kann. Und das AUCH bei einem Verstoß gegen die Bedingungen. Auch – nicht nur. Google hält sich damit die Möglichkeit offen, bei euch jederzeit und ohne Angabe von Gründen den Stecker zu ziehen. Das wird man vermutlich nur sehr selten tun, aber es ist nicht ausgeschlossen. Angesichts der Relevanz der gespeicherten Daten ist das ein sehr wichtiger Punkt.

» Google One Nutzungsbedingungen

Datensicherheit

Die einzigen Zusagen, die wir in Bezug auf unsere Dienste machen (einschließlich der Inhalte in den Diensten, der spezifischen Funktionen der Dienste oder deren Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit oder Eignung für Ihre Zwecke), ergeben sich aus (1) der Gewährleistung, (2) den dienstspezifischen Zusatzbedingungen oder (3) den anwendbaren Gesetzen. Wir machen keine weiteren Zusagen hinsichtlich unserer Dienste.

Google kann unter anderem nicht versprechen, dass die Dienste dauerhaft zur Verfügung stehen. Gut, eine normale Klausel. Problematisch ist allerdings, dass das auch für die gespeicherten Daten gilt. Ihr habt keine Garantie dafür, dass eure Daten sicher sind, dauerhaft zur Verfügung stehen oder vor fremden Zugriffen geschützt sind. Google bemüht sich zwar nach eigenen Angaben darum, dass das nicht passiert, aber versprechen kann man es nicht. Wer Google also als Voll-Backup verwendet und keine weiteren Kopien hat, sollte sich Gedanken machen.

» Googles Angaben zur Datensicherheit




Google Drive

We may review content to determine whether it is illegal or violates our Program Policies, and we may remove or refuse to display content that we reasonably believe violates our policies or the law. But that does not necessarily mean that we review content, so please don’t assume that we do.

Es hat wohl seine Gründe, dass dieser Satz zwar in den deutschen Bedingungen verlinkt ist, aber nur in englischer Sprache bereitsteht. Google hält sich die Möglichkeit offen, eure bei Google Drive gespeicherten Dateien zu überprüfen und gegebenenfalls zu entfernen. Diese Aussage bezieht sich auf alle Dateien und nicht nur auf die, die mit anderen Nutzern geteilt oder öffentlich freigegeben worden sind. Man weiß kaum, was schlimmer wäre: Dass andere Menschen eure Daten untersuchen oder dass es „nur“ die Algorithmen sind, die alleine entscheiden.

Im zweiten Teil wird dann behauptet, dass man die Daten zwar untersuchen kann, dies aber nicht unbedingt tut. Ihr sollt also nicht davon ausgehen, dass Google dies tut. Viel schwammiger kann man es eigentlich gar nicht mehr formulieren. Am Ende ist das ein Freifahrtschein für das Unternehmen, falls es doch einmal zu einer Analyse kommt.

» Google Drive Nutzungsbedingungen


In letzter Zeit machen immer wieder Berichte über gesperrte Google-Konten die Runde, bei denen die betroffenen Nutzer gar nicht wissen, was sie falsch gemacht haben. Dieser Artikel gibt nur meine persönliche Auswahl der Regeln, die in der Form sicherlich nicht jedem bewusst sind und bei Streitigkeiten sehr weit ausgelegt werden können.

Disclaimer: Ich bin der Meinung, Dokumente, Regeln und Gesetze sehr gut verstehen und auch zwischen den Zeilen lesen zu können. Aber ich bin kein Jurist und habe auch keine Ahnung von der großen weiten Welt der Gesetze. Versteht diesen Artikel einfach nur als persönlichen Kommentar und keineswegs als Rechtsberatung in irgendeiner Form.


Eure Erfahrungen mit dem Google-Support: Wer ein Problem hat, hat ein Problem – Support scheint machtlos


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