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Google Maps: Fehler auf der Kartenplattform führten zu ernsten Problemen und kleinen Katastrophen (Teil 2)

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Viele Millionen Menschen verlassen sich auf die Kartenplattform Google Maps und verwenden diese für Recherchen, die Suche nach Informationen, zur Navigation und vielen weiteren Dingen. Doch auf einer solch datenreichen Plattform lassen sich fehlerhafte Angaben trotz riesiger Community kaum ausschließen. In der Vergangenheit hatte das zu einigen Problemen und Katastrophen geführt, die auch heute noch unvergessen bleiben. Erst vor wenigen Tagen gab es wieder einen solchen Fall.


Die Datenqualität bei Google Maps ist in den letzten Jahren stark angestiegen, was vor allem den vielen Millionen Local Guides zu verdanken ist, die Informationen und Details kontrollieren, verifizieren, melden und bei Bedarf auch selbst ändern und dies wiederum von der großen Community kontrollieren lassen können. Dadurch gibt es heute deutlich weniger fehlerhafte Einträge als noch vor einigen Jahren, sodass sich Geschichten wie in den folgenden drei Beispielen hoffentlich nicht mehr wiederholen.

Google Maps-Grenzen führen zu diplomatischen Spannungen

Grenzverläufe haben in der Weltgeschichte immer wieder zu Kriegen geführt und sind in einigen Fällen auch heute noch Streitthema bzw. zwischen mehreren Staaten ungeklärt. Doch manchmal ist auch einfach das Datenmaterial von Google nicht ganz korrekt und zeichnet Grenzen nicht exakt an der Stelle, an der sie verlaufen. Das hat im Jahr 2010 dazu geführt, dass das Militär von Nicaragua in Costa Rica eingewandert ist, ohne es selbst zu bemerken. Das war praktisch eine Kriegserklärung.

Warum der Gruppenführer sich ausgerechnet auf Google Maps statt auf offizielle Karten verlassen hat, ist nicht klar, aber tatsächlich hatte es kurzfristig zu diplomatischen Spannungen geführt, weil das Militär einen Stützpunkt errichtet und sogar Flaggen von Costa Rica entfernt und gegen eigene ausgetauscht hat. Vermutlich war Google Maps eine gute Ausrede, denn dass selbst diese Dinge niemanden stutzig werden ließen und man sich auf die in Google Maps um 3 Kilometer verschobene Grenze berief, scheint wenig glaubwürdig.

Wegen solchen Fällen und einigem diplomatischen Druck ist Google bei Streitfällen dazu übergegangen, die Grenzen an der Stelle anzuzeigen, wo sie laut Ansicht des Herkunftslandes des Nutzers sein sollte. Ein Beispiel: Ruft man Google Maps aus Russland auf, wird die Krim als russisches Territorium angezeigt. Ruft man die gleiche Karte aus den USA auf, befindet sich dort eine gestrichelte Grenze, die darauf hinweist, dass das Ganze umstritten ist.




Falsche Angaben führten zu Insolvenzen

Viele Menschen verlassen sich auf die Angaben in Google Maps und machen sich, wenn Informationen zur Verfügung stehen, nicht die Mühe, weiter zu recherchieren. Das kann aber nicht nur bei den Bewertungen problematisch sein, sondern auch bei einfachen Angaben wie den Öffnungszeiten. Da die Öffnungszeiten für viele Einträge direkt zur Verfügung stehen und sowohl in Maps als auch in der Websuche angezeigt werden, vertraut der Großteil der Nutzer wohl darauf.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Fälle, bei denen falsche Angaben der Öffnungszeiten auf den Google Maps zu großen Problemen geführt haben. In zwei dokumentierten Fällen haben Hacker sich den Zugriff auf einen Business-Eintrag gesichert und haben die Öffnungszeiten manipuliert. So wurde bei einem Restaurant eingetragen, dass es ausgerechnet von Samstag bis Montag geschlossen hat und ein Juwelier wurde sogar als „permanent geschlossen“ eingetragen. In beiden Fällen sollen Konkurrenten dahinter gesteckt haben.

In beiden Fällen haben die Geschäfte anschließend Insolvenz anmelden geschlossen werden müssen Der Besitzer des Restaurants konnte sich den plötzlichen Besucherrückgang nicht erklären und erfuhr erst von der Manipulation, als es finanziell schon zu düster aussah. Selbst kam er wohl nicht auf die Idee, auch den Maps-Eintrag zu überprüfen. Heute ist es mehr denn je ratsam, die Kontrolle über den Google Maps-Eintrag zu übernehmen.

Mittlerweile sind solche Fälle nicht mehr ganz so leicht möglich, denn durch Features wie Popular Times, der Aufenthaltszeit und Wait Times ist sehr genau zu sehen, wie viele Menschen sich an einem Ort aufhalten. Möglich wird das erst durch die vielen Daten des Google Standortverlaufs.




Frau verklagte Google wegen intimer Einblicke

Viele Menschen haben Angst davor, dass Googles Fahrzeuge über ihren Gartenzaun fotografieren und schützen sich dementsprechend im Nachhinein mit Verpixelungen. Im Normalfall ist das aber eher Verfolgungswahn statt ein ernsthaftes Problem, doch für eine Frau in Kanada gab es eine böse Überraschung. Als das Streetview-Fahrzeug vorbeifuhr, saß sie leicht gebückt auf der Treppe vor ihrem Haus und trug offenbar ein sehr freizügiges Top.

Als sie später ihr Haus bei Streetview angesehen hat, war die Überraschung groß: Die Kombination aus ihrem Top, ihr Sitzwinkel und die Höhe der Kamera führte dazu, dass ihr Busen auf dem Foto zu sehen war. Googles Algorithmen haben zwar ihr Gesicht verpixelt, aber die Sittenwächter-KI war wohl noch nicht ganz soweit, sodass der Rest ihres Körpers weiterhin sichtbar war. Auf Anfrage wollte Google das Foto aber nicht entfernen, da sie durch das verpixelte Gesicht ausreichend geschützt ist.

Ein Gericht sah das allerdings anders und sprach der Frau tatsächlich eine Entschädigung von 2.250 Euro zu, die Google schlussendlich für das veröffentlichte Foto gezahlt hat. Anschließend wurde die gesamte Aufnahme bei Streetview gepixelt, so dass das Problem aus der Welt geschaffen wurde. Wie „schlimm“ das Foto nun wirklich war – bei hoher Zoomstufe ist bekanntlich nicht mehr viel zu erkennen – lässt sich leider nicht rekonstruieren.


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