GoogleWatchBlog

Helene Stöcker: Google-Doodle zum 148. Geburtstag der deutschen Frauenrechtlerin

» Web-Version «

Am heutigen 13. November hätte die deutsche Frauenrechtlerin, Sexualreformerin, Pazifistin und Publizistin Helene Stöcker ihren 148 Geburtstag gefeiert, und wird dafür von Google mit einem in Deutschland sichtbaren Doodle geehrt. Stöcker war ein wichtiger Teil der Frauenrechtsbewegung zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts, hat die Gleichberechtigung angestoßen und hat sich auch als Friedensaktivistin weltweit einen Namen gemacht.


Das heutige Doodle ist etwas abstrakt, lässt aber durch die Formen und die Farbgebung das Google-Logo erkennen. Im Vordergrund ist eindeutig Helene Stöcker zu erkennen, von der es in der Wikipedia ein sehr ähnliches Bild gibt. Im Hintergrund sind viele verschiedenen Menschen unterschiedlichen Geschlechts und Hautfarbe zu erkennen, die dort friedlich zusammenstehen oder -sitzen. Damit soll die Gleichberechtigung nicht nur von Frauen sondern auch von allen anderen Menschen symbolisiert werden.

Helene Stöcker mag nicht vielen etwas sagen, aber das wird sich spätestens nach dem heutigen Doodle ändern. Bereits 1893, im Alter von 24 Jahren, hat sie ihr Werk „die moderne Frau“ veröffentlicht, in der sie die Gleichstellung von Mann und Frau fordert. Gut ein Jahrzehnt später, 1905, gründet sie den Deutschen Bund für Mutterschutz und Sexualreform erneut, nachdem dieser ein Jahr zuvor bereits von der Dichterin Ruth Bré ins Leben gerufen wurde, und hat damit nicht nur wichtige Initiativen zur Gleichstellung, sondern auch zur Aufklärung angestoßen.

Wesentlich war für Helene Stöcker eine gleichberechtigte Stellung beider Geschlechter in der Familie und eine gleichberechtigte Sexualität von Mann und Frau. Dazu gehörte der Schutz unverheirateter Mütter und unehelicher Kinder. Daher engagierte sie sich für ein „Elternrecht“ gegenüber dem Kind (anstelle des herrschenden „Vaterrechts“, das sie für ebenso unzulänglich hielt wie das von manchen Frauenrechtlerinnen geforderte „Mutterrecht“), d.h. dass beide Elternteile gleich notwendig und maßgebend an der Erziehung beteiligt sein sollten. „Nach meiner Überzeugung hat jedes Kind Anspruch auf beide Elternteile; es braucht schon aus psychologischen Gründen sowohl den Einfluss des männlichen wie des weiblichen Prinzips.“ Da Sexualität „zu den höchsten Beglückungen des Menschen“ gehöre, könne Entsagung keine Lösung sein, vielmehr gehe es darum, „möglichst vielen Menschen diese höchste Lebenfreude zugänglich zu machen.“
 
Ihr 1905 gegründeter Bund für Mutterschutz und Sexualreform half nicht nur „gefallenen Mädchen“, sondern betrieb auch Sexualaufklärung und behandelte Fragen zur Verhütung und Sexualhygiene. Seine Ideen förderte der Bund mit der Monatszeitschrift Die Neue Generation, in der zahlreiche prominente Zeitgenossen wie Sigmund Freud oder Friedrich Naumann publizierten, aber auch Frauenrechtlerinnen wie Maria Lischnewska. 1912 erweiterte sich der Bund zu einer Internationalen Vereinigung, deren Vorsitzende Helene Stöcker bis 1933 war. 1909 starteten Stöcker und die Bremerin Käthe Stricker eine Initiative gegenüber dem Bremer Senat zum Schutz vor allem lediger Mütter.



Obwohl Stöcker auch außerhalb von Deutschland aktiv war und ihre letzten Jahre in New York verbracht hat, wird das Doodle heute nur in Deutschland angezeigt.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 floh sie über die Schweiz nach Schweden. Schon früh erkannte Stöcker, die entschiedene Gegnerin jedes antisemitischen Gedankenguts, die „Schrecknisse der Judenverfolgung“.
 
In Stockholm veranstaltete der Schutzverband Deutscher Schriftsteller am 13. November 1939 eine Geburtstagsfeier für Helene Stöcker, in der noch einmal ihre internationale Bedeutung offenbar wurde. Mit Mühe gelang ihr dann die Flucht über die Sowjetunion und Japan in die Vereinigten Staaten, wo sie 1943 in New York völlig mittellos an Krebs verstarb.

Das heutigen Doodle wurde von der Künstlerin Cynthia Kittler gestaltet und sieht tatsächlich so aus, wie es in den frühen Entwürfen geplant war, die ich hier zur Vollständigkeit noch einmal einbinde. In den letzten Monaten verstärkt auf Doodles von externen Künstlern, wie etwa auch bei Hannah Höch, dem Elektromusik-Doodle oder auch dem Strandkorb-Doodle.

Siehe auch
» Alle Google-Doodles der letzten Monaten

[Helene Stöcker]


Keine Google-News mehr verpassen:
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | Jetzt den GoogleWatchBlog-Newsletter abonnieren