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Google Maps: „Übersicht der Flüchtlingsheime“-Karte stellt Google vor neue Probleme

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Wenn es derzeit ein Thema neben Griechenland gibt das die Gemüter der Menschen hochkochen lässt, dann sind es Flüchtlinge und deren vorübergehende Unterkünfte in Deutschland. Das musste auch Google in den vergangenen Tagen spüren und musste eine Entscheidung treffen, die ebenfalls nicht gerade zur Glättung der Wogen beigetragen hat. Eine öffentliche My Maps-Karte hatte alle Flüchtlingsheime in Deutschland aufgelistet und mit einer rassistischen Überschrift versehen. Doch nach dem Löschen taucht die Karte immer wieder auf.


Unter dem Titel „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“ zeigte die Karte sowohl die Standorte von bestehenden als auch von geplanten Flüchtlingsheimen in Deutschland an – die natürlich gerade in der herausgezoomten Sicht kaum noch vor Placemarks zu erkennen ist. Zwar handelt es sich theoretisch nur um eine informative Auflistung, aber der Titel stiftet eben zu anderem Denken und vielleicht auch Taten an. In den vergangenen Tagen wurden immer wieder solche Einrichtungen Opfer von Angriffen.
Asylkarte Google

Nach langem Protest von Nutzern und Medien hatte sich Google dann erbarmt und die Karte gelöscht, mit der Begründung dass sie gegen die Nutzungsbedingungen der Maps verstößt. Doch man hätte wissen müssen, dass diese Karte nicht lange Offline bleiben wird. Nach nur einem Tag war sie wieder Online, zwar diesmal mit der abgeschärften Überschrift „Übersicht zu Asylantenheimen in Deutschland“ aber mit dem exakt gleichen Material und der selben Zielsetzung. Mittlerweile ist auch diese Karte wieder von Google gelöscht worden, aber auch das dürfte nicht lange Bestand haben.

Hinter der Karte steckt ein Nutzer mit der Mail-Adresse „kein-asylantenheim at gmx.de“, der sich aber ansonsten nicht weiter unter diesem Label geäußert hat. Google dürfte nun hart bleiben und die Karte immer wieder löschen bzw. diese auch automatisiert einfach gar nicht mehr entgegen nehmen oder auf privat stellen, aber das grundlegende Problem bleibt natürlich das gleiche. Nicht nur auf Netzwerken zur Meinungsäußerung wie Blogger oder auch Google+ muss man Inhalte überwachen und zensieren, sondern auch auf vermeintlich harmlosen Plattformen wie den Google Maps – hierzulande wohl eine ganz neue Entwicklung.



Öffentlich hat sich Google nicht über diesen Fall geäußert, doch man dürfte die Nutzung der personalisierten Karten für solche Inhalte wohl mit Sorge betrachten. Möglicherweise muss man also auch die öffentlichen My Maps unter die wachsamen Augen des neuen Maps-Teams geben, das in Zukunft auch Änderungen auf der globalen Weltkarte moderieren soll. Vielleicht beruhigt sich die ganze Sache aber auch wieder von selbst, nach aktuellem Stand zumindest dürfte derzeit keine Karte mit solchem Inhalte Online zugänglich sein.

[Abendzeitung]


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