Es gibt diverse Möglichkeiten, um sich im digitalen Alltag den einen oder anderen Euro dazuzuverdienen – allen voran mit Umfragen oder ähnlichen Dingen. Derzeit sorgt eine neue App in den USA für Aufsehen, die mit einem vergleichsweise sehr hohen Verdienst lockt, vor allem für die notwendige „Arbeit“, und daher in den App-Charts ganz weit oben zu finden ist: Geld verdienen mit Telefonieren.
Geld verdienen, ohne viel dafür zu tun – ein Wunschtraum, der in den allermeisten unerfüllt bleibt. Jetzt ist in den USA eine ganz neue App gestartet, die genau das bietet, denn sie lässt die Nutzer durch Telefonieren Geld verdienen. Dabei geht es allerdings nicht um eine Call Center-Auslagerung, Telefonmarketing oder Ähnlichem, sondern tatsächlich um private Gespräche jeglicher Art. Diese müssen aufgezeichnet und an das Unternehmen verkauft werden.
Geld verdienen für private Plauderei
Das Prinzip der „Neon App“ klingt zunächst ganz simpel: Die Nutzer müssen der App erlauben, jedes Telefonat aufzunehmen und erhalten dafür ganze 15 Cent pro Minute. Wer also eine Stunde telefoniert, kann sich das mit 9 Dollar vergüten lassen. Kein schlechter Stundenlohn für ein privates Vergnügen. Als einziges Limit gilt, dass pro Monat maximal 900 Dollar verdient werden können. Dafür muss man dann im Standardmodus schon 100 Stunden telefonieren – wer gerne quasselt, kann das dann tun.
Die App zeichnet alle Telefonate auf und verwendet diese unter anderem für das KI-Training. Dabei ist es völlig egal, mit wem telefoniert wird, wie oft telefoniert wird und auch worüber gesprochen wird. Das Unternehmen hinter der App kauft einfach alles und lässt es sowohl von einer KI als auch von Menschen auswerten. Außerdem behält man sich das Recht vor, alle Aufnahmen zu jeglichen anderen Zwecken verwenden und gar veröffentlichen zu können. Dennoch kommt das sehr gut an, denn die App ist in den USA seit Tagen in den Top5 der Download-Charts bei Apple und Google zu finden.
Ablauf, Rechtliches und Verdienst
Um auf der sicheren Seite zu sein, zeichnet die App nur das Gesagte des Nutzers auf, aber nicht das eingehende Audiosignal – der Gesprächspartner ist also nicht Teil der Aufzeichnung. Es sei denn, der Gesprächspartner hat die App ebenfalls, dann wird das gesamte Telefonat aufgezeichnet und jeder Teilnehmer erhält gleich 30 Cent pro Minute. Das klingt dann selbst für Datenschutz-Verfechter irgendwann schon interessant. Selbst wenn man nur wenig telefoniert, kann so ein kleines Zubrot durch ein „Nichtstun“ (denn man würde ohnehin telefonieren) verdient werden.
Das Kleingedruckte
Doch abgesehen vom Datenschutz und der Privatsphäre gibt es auch eine ganze Reihe von Punkten, die die nutzer beachten sollten. Denn jegliche Aufzeichnungen bzw. das Recht am eigenen Gesagten wird an das Unternehmen abgetreten. Es kann diese Aufnahmen frei verwenden, verkaufen, lizenzieren, veröffentlichen und sonstiges tun. Außerdem wird es den Nutzern untersagt, ihre Telefonate an anderer Stelle ebenfalls zu verkaufen.
Selbst wenn man das geschluckt hat, kommt noch eine juristische Keule: Denn der Nutzer haftet für alles Gesagte. Wer einen Copyright-geschützten Text ausspricht oder eine geschützte Melodie summt, ist nach einer möglichen Veröffentlichung der Inhalte dafür haftbar. Und spätestens dann wird das Ganze zum Spießrutenlauf.
Ich weiß nicht, was ich von dieser Idee halten soll. Der Verdienst lockt, ganz klar. Doch die Schattenseiten überwiegen meiner Meinung nach. Natürlich muss man sich auch fragen, was das für ein Unternehmen ist und welche Ambitionen es hat, das für jegliche „uninteressante“ Menschen und Gespräche ohne Belang bis zu 900 Dollar pro Monat zahlt. Sollte das in Europa starten, was ich nicht glaube, besser Abstand halten…
[heise]