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Beschwerde des Kartellamts: Google droht in Indien Milliardenstrafe und mögliche Zerschlagung

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Nicht nur in der EU sieht sich Google mit Beschwerden und Klagen der Wettbewerbsbehörden konfrontiert, sondern nun auch ausgerechnet im derzeit größten Wachstumsmarkt: Die Wettbewerbshüter in Indien werfen dem Unternehmen Machtmissbrauch und sogar die Manipulation der Suchergebnisse vor. Dazu hat man Google eine lange Beschwerdeschrift mit nicht weniger als 6.000 Seiten geschickt, zu denen sich das Unternehmen nun bis zum 10. September äußern muss. Sollte Google schuldig gesprochen werden, drohen Strafzahlungen bis zu einer Höhe von 1,4 Milliarden Dollar.


Genau so wie in vielen europäischen Ländern, hat Google auch in Indien ein Monopol im Markt der Suchmaschinen und kommt auf einen Marktanteil von ganzen 85%. Gleichzeitig ist das Land derzeit auch der wichtigste Wachstumsmarkt für Google und hat noch eine gigantische Zukunft vor sich, denn bisher haben noch einmal die Hälfte der Inder überhaupt Zugang zum Internet. Das Land spielt im Kampf „um die nächste Milliarde Nutzer“ eine gewichtige Rolle und ist dementsprechend verlockend für die westlichen Internetgiganten. Doch nun könnte Google einen gewaltigen Dämpfer bekommen.

Die indische Wettbewerbsbehörde Competition Commission of India (CCI) wirft dem Unternehmen vor, dass es die eigenen Werbekunden bevorzugt und deren Suchergebnissen höher rankt als die der Konkurrenz. Damit sind aber nicht die Werbeanzeigen gemeint, sondern tatsächlich die Auflistung der Suchergebnisse. Damit zwingt Google praktisch alle Unternehmen dazu, Werbung in der Suchmaschine zu schalten, um noch eine Chance auf Klicks zu haben – so zumindest der Vorwurf.

Der zweite Punkt in der Beschwerde ist Google bereits aus vergangenen und laufenden Verfahren aus der EU und den USA bekannt: Die Google-eigenen Dienste sollen angeblich in der Websuche bevorzugt werden und prominenter platziert sein als die Links zur Konkurrenz. Dies verhindere den Wettbewerb und verzerre die aufstrebende Internetbranche in Indien. Gegen diese Vorwürfe musste man sich schon des öfteren äußern, und bisher konnte sich Google stets gütlich einigen und die Vorwürfe zurück weisen.



Die Beschwerde der indischen Kommission hat einen Umfang von ganzen 6000 Seiten und dürfte wohl sehr stark ins Detail gehen und viele Beweise liefern. Google hat bis zum 10. September Zeit dazu Stellung zu nehmen und Vertreter des Konzerns müssen am 17. September zur Verhandlung erscheinen, und an diesem Tag wird dann auch ein Urteil gefällt. Sollte Google die Vorwürfe nicht entkräften können, droht eine Strafzahlung von bis zu 10% des Jahresumsatzes – und das wären etwa 1,4 Milliarden Dollar.

Doch viel mehr könnte Google noch eine weitere mögliche Strafe treffen: Die Behörde kann von dem Unternehmen verlangen, dass es sich in Indien selbst aufspaltet – ebenfalls eine Forderung, die für Google nicht neu ist. Da die Zerschlagung dann nur in Indien gilt könnte man dies zwar vorerst verschmerzen, doch für die Zukunft würde es die Geschäfte in diesem aufstrebenden Markt natürlich deutlich erschweren.

[Spiegel Online]


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