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Aus der Traum? Google-Mitarbeiter bleiben nur 1 Jahr im Unternehmen

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Vor einigen Wochen hat Googles Personalchef Einblicke in den Bewerbungsprozess gegeben und dabei unter anderem preisgegeben dass CEO Larry Page höchstpersönlich über jede Einstellung entscheidet. Aber ist Google wirklich ein Paradies oder nur ein hilfreicher Eintrag im Lebenslauf? Ein Xoogler (Ex-Googler) berichtet.


In Googles Personalabteilung werden nicht nur Tonnen von Bewerbungen und Arbeitsverträgen abgearbeitet, sondern auch jede Menge Kündigungen: Laut einer aktuellen Studie bleibt jeder Mitarbeiter gerade einmal 1,1 Jahre im Unternehmen – also in etwa 13 Monate. Nimmt man den langwierigen Bewerbungsprozess als Grundlage, ist das ein fast schon erschreckend kurzer Zeitraum für den Aufwand.

Ex-Googler Jonas Weber hat es fast doppelt so lange in der Zentrale in Dublin ausgehalten und immerhin 2 Jahre für den Internetkonzern gearbeitet. Danach war die Motivation verflogen und er sah für sich keine Perspektive und Aufstiegschance mehr – was gerade in einem nach außen hin dynamisch, jung und modern wirkenden Unternehmen doch recht überraschend ist.

Wir waren wie eine große Familie. Es fühlte sich an wie ein sehr gut bezahltes Erasmus-Studium.

Als Grund für die fehlende Motivation nannte er neben den fehlenden Aufstiegschancen auch die ständigen Richtungswechsel. Viele Projekte werden mit großen Ambitionen gestartet und dann abrupt mitten in der Entwicklung wieder eingestellt. Dass die Arbeit der vergangenen Monate für die Katz war, kann natürlich auf Dauer sehr deprimierend sein.

Ich habe für mich keine Perspektive gesehen. Der Aufstieg ist bei Google schwierig und dauert in der Regel lange.

Trotz all der Annehmlichkeiten die Google seinen Mitarbeitern bietet und den Abenteuerspielplätzen in denen sie sich täglich aufhalten hält es kaum ein Mitarbeiter im Unternehmen. Der Aufstieg innerhalb des Konzerns kann schnell verlaufen: Mitarbeiter einer Abteilung bewerten sich regelmäßig gegenseitig und nur die Personen mit den besten Ergebnissen werden der nächsthöheren Hierarchie-Stufe als Bewerbung für einen Posten vorgelegt. Geschleimt wird also nicht mehr beim Chef, sondern bei den Kollegen.

Ein weiterer Grund für die kurze Verweildauer könnte auch gerade der Bewerbungsprozess sein: Viele Unternehmen werben ihre Mitarbeiter bei Google ab und machen ihnen finanziell bessere Angebote als die bunte Suchmaschine. Wer ständig bessere Angebote auf dem Tisch hat wird natürlich nicht lange im Unternehmen bleiben und seine Chancen nutzen.

Google selbst nennt das schnelle Wachstum der Firma als Grund für die kurze Verweildauer: Allein im vergangenen Jahr wurden 8.000 neue Mitarbeiter eingestellt – das sind immerhin 20% der gesamten Belegschaft. Diese haben logischerweise nicht mehr als 1 Jahr auf der Uhr und drücken daher den Durchschnitt kräftig nach unten.

P.S. Insbesondere die Kommentare bei Spiegel Online sind sehr lesenswert, da sich hier viele Ex-Googler bzw. Freunde und Bekannte äußern.

[Spiegel Online]


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