GoogleWatchBlog

03.09.08: Chrome & Picasa – Google macht sich auf dem PC breit

» Web-Version «

& vs.

Der 3. September 2008 markiert mal wieder einen sehr wichtigen Tag in Googles 10jähriger Geschichte: Ohne große Vorankündigung – gerade einmal 1 Tag VorlaufZeit – hat Google 2 Programme veröffentlicht mit dem man sich auf dem heimischen PC noch breiter macht als man eh schon ist. Mit Chrome und Picasa hat man ein heimliches Betriebssystem und einen Standard-Photo-Viewer auf den Markt gebracht, der in Redmond die Stühle diesmal sehr sehr tief fliegen lassen dürfte…

Chrome
Google Chrome ist jetzt nicht gerade ein Browser der durch Funktionsvielfalt überzeugt – aber das soll er ja auch garnicht. Chrome ist ein schlanker Browser ohne viel Schnickschnack und mit einer sehr hohen Zuverlässigkeit und Stabilität. Also genau das was die Google-Homepage vor 10 Jahren in den überfüllten Web-Portalen gewesen ist. Ein Lichtblick im Browser-Markt und wahrscheinlich die Einläutung des 3. Browser-Krieges (1. Krieg, 2. Krieg).

Zwar handelt es sich nur um einen einfachen Browser (1 Eingabefeld, 4 Buttons, fertig!), aber in Wirklichkeit handelt es sich dabei um eine Art Betriebssystem für Googles Anwendungen. Eric Schmidt betonte noch vor 2 Jahren, keinen eigenen Browser zu brauchen – es sei denn das Angebot reicht für Googles Zwecke nicht mehr aus – en voilá! Der Browser ist vorallem darauf ausgerichtet Googles Anwendungen potenziell schneller laufen zu lassen.

In punkto Geschwindigkeit ist der Browser top, die JavaScript-Engine wurde komplett neu entwickelt und Googles Anwendungen laden dadurch wesentlich schneller und laufen stabiler als im IE oder FF – vom Opera mal ganz zu schweigen… Dadurch werden Googles Anwendungen jetzt erst Recht zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für Desktop-Software insbesondere aus dem Hause Microsoft. Durch den Window-Modus lassen sich die Anwendungen so ausführen, das der Browser drumherum nicht mehr sichtbar ist. Und schon ist die reine Software aus dem Internet Wirklichkeit – und Chrome stellt das Betriebssystem dafür da.

Und damit andere Browser-Hersteller gleichziehen, veröffentlicht Google das ganze als OpenSource [inklusive der neuen, schnelleren JavaScript-Engine] und hofft auf baldige Umsetzung der Konkurrenz.

Mit Chrome hat Google seine wohl zukünftig wichtigste Software veröffentlicht – das ganze Unternehmen existiert praktisch nur im Internet und ist auf die Schnittstelle Browser angewiesen. Man kann quasi sagen, Google baut den Feldweg zwischen google.com und dem User zu einer Autobahn aus und hofft dadurch auf mehr Kundschaft, längere Online-Zeit und dementsprechend mehr Werbeeinnahmen. Und wenn andere Browser-Hersteller mitziehen kann das dem Unternehmen nur Recht sein.

Picasa [Photo Viewer]
Mit dem Picasa Photo Viewer hat Google heute ein weiteres Programm in Microsofts Revier veröffentlicht. Bei Windows gilt noch heute: Notepad, Paint & Windows Bild-Anzeige. Konkurrenzsoftware ist allen 3en meilenweit überlegen, aber an die Simplizität dieser 3 Anwendungen hat sich bisher niemand herangetreut. Für letzteres hat Google jetzt eine Alternative geschaffen die der von Microsoft überlegen ist.

Wer sich Fotos am PC anschaut, wird dies wahrscheinlich nicht mit einem gewaltigen Programmpaket im Hintergrund tun, sondern eben mit solchen schnellen Viewern. Wenn sich Picasa in diesem Bereich durchsetzt, steigt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit dass der Nutzer seine Fotos zu einem der Google-Dienste hochlädt – diese Möglichkeit ist direkt in den Viewer integriert worden.

In naher Zukunft wird sich Picasa wahrscheinlich nicht gegenüber MS-Software durchsetzen können, aber mit entsprechender Promotion und Vorinstallierungen auf neuen PCs (was derzeit aber nur wenige PC-Hersteller tun) könnte sich das ändern. Und Microsoft hätte einen weiteren Markt an einen Konkurrenten verloren.

Google setzt sich auch auf dem PC durch
Sowohl Picasa als auch Chrome dürften in den nächsten Tagen zu der am meist-heruntergeladenen Software werden und der Konkurrenz kräftig Marktanteile abknabbern. Auch wenn beide Anwendungen, wie schon gesagt, keinem der Konkurrenten überlegen ist, so sind sie doch simpel zu bedienen und bieten dem Nutzer genau die Funktionen die er erwartet. Ich denke das beide Anwendungen Standard-Programme auf vielen PCs werden dürften.

Gerade bei dem Browser geht es für Google um viel – daher wird dieser derzeit auch kräftig beworben. Neben dem enormen Medienecho – und das schon vor der Veröffentlichung – wird das ganze jetzt auch auf der Startseite in so gut wie jedem Land beworben. Der gleichzeitige Release der Software in 100 Sprachen – quasi ein Novum von Google – zeigt wie wichtig die Software ist. Ich denke das wir in nicht all zu ferner Zukunft auch Funktionen in Google-Diensten sehen werden die „only for Chrome“ sind und so viele Menschen zum Umstieg bewegen könnten. Könnte auch nach hinten losgehen, aber das Risiko wird Google wohl eingehen müssen…


Keine Google-News mehr verpassen:
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | Jetzt den GoogleWatchBlog-Newsletter abonnieren