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Nach Vic Gundotras Abschied: Ist Google+ am Ende?

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Nach Vic Gundotras überraschendem Abschied gestern gibt es viele Spekulationen über die zukünftige Marschrichtung bei Google+ und der Zukunft des sozialen Sharing-Networks. Wie TechCrunch nun exklusiv erfahren haben will, sieht die Zukunft für Google+ mehr als dunkel aus: Das gesamte Team soll aufgelöst werden, Google+ soll von einem eigenständigen Produkt zu einer Art Background-Layer degradiert werden.


Über eines sind sich viele einig: Ohne Vic Gundotra hätte es Google+ in der heutigen Form nicht gegeben und die Zukunft von Google sähe vielleicht etwas anders aus. In den vergangenen Jahren fühlten sich viele Nutzer vom Google+-Promoting und dem teilweisen Zwang zur Nutzung gegängelt, was vor allem bei YouTube zu Protesten der Nutzer führte und eher ein sehr negatives Image auf das Social Network geworfen hat.

Auch wenn es immer wieder als Geisterstadt verschrien wird, was dank der aktuellen Gerüchte wohl so schnell nicht verstummen wird, hat sich Google+ doch als dritte Kraft neben Facebook und Twitter etabliert, wobei Google niemals einen genauen Einblick in die tatsächlichen Nutzerzahlen gegeben hat – als „aktive Nutzer“ werden durchaus auch solche gezählt die sich bei GMail, Youtube & Co. einloggen – was Google natürlich einen großen Vorsprung verschafft.

Das Entwickler-Team wird aufgelöst
Laut Informationen von TechCrunch hat Google nun aber die Geduld mit dem eigenen Netzwerk verloren und will dieses stark zurück fahren: Nachdem Gundotra gegangen ist, wird das gesamte Team – das aus über 1.000 Entwicklern bestehen soll (!) – aufgelöst und in andere Abteilungen versetzt: Das Team hinter Google+ Photos und Hangouts soll direkt an der Android-Entwicklung beteiligt werden und alle Funktionen nativ in das Betriebssystem bringen. Teile der Google+-Entwicklung sollen dem „Chrome-Chef“, womit wohl Sundar Pichai gemeint ist, unterstellt werden.

When you fire the top dog and take away all resources it is what it is.

Auch der Google+ Zwang soll wieder gelockert und von einigen Diensten entfernt werden. In der Vergangenheit soll es heftige Streitigkeiten zwischen Gundotra und anderen Produktmanagern bezüglich des G+ Zwangs und der Integration gegeben haben. Diese Produktmanager dürften den Abschied Gundotras nur begrüßen und dafür sorgen wollen dass die eigene Entwicklung wieder eigenständig wird. Von einer Integration aller Dienste in Google+, wie es vor einiger Zeit einmal geplant war, ist nun nichts mehr zu hören.

Google+ soll von einem reinen Produkt zu einem Background-Layer für andere Anwendungen degradiert werden. Soziale Funktionen innerhalb der Dienste sollen auch in Zukunft über G+ laufen, diese dürften dann aber ihre eigene Oberfläche zur Anzeige von geteiltem Content bekommen – ob der G+ Stream dann eines Tages der Vergangenheit angehört, bleibt abzuwarten. Das Google+ Team soll nun unter anderem Widgets für Chrome und Android entwickeln, die die Inhalte anzeigen und weiter verarbeiten können.


Bisher handelt es sich nur um Gerüchte, die TechCrunch aber aus mehreren Quellen erfahren haben will, und tatsächlich hat sich auch Larry Page kaum zur Zukunft von Google+ geäußert. Es ist mehr als unwahrscheinlich dass man das eigene Netzwerk wieder abschalten wird, aber eine Degradierung innerhalb von Google ist wohl kaum abzuwenden. Google+ als Plattform wird nicht eingestellt, aber in Zukunft nicht mehr mit so einer hohen Priorität weiter entwickelt.

Sollten sich die Pläne, die nun nach Außen gedrungen sind, tatsächlich bewahrheiten, dürfte Google+ eine düstere Zukunft bevorstehen dass auch die gesamte Zukunft von Google nachhaltig beeinflussen kann. Ein solch zentraler Dienst, der es nach zahlreichen Integrationen zweifellos geworden ist, lässt sich nicht so einfach abschalten bzw. grundlegend ändern. Aber warten wir es ab…

[TechCrunch]


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