Fitbit: Von Wear OS bis Pixel Watch – wie soll Google die Produkte des Unternehmen fortführen oder integrieren?

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Am Donnerstag hat Google nach langer Zeit endlich die Übernahme von Fitbit vermelden können, die mehr als 14 Monate lang in der Schwebe war. Weil nun alle Bedenken offiziell ausgeräumt sind und das Wearable-Unternehme ein Teil von Google geworden ist, stehen demnächst die ersten Produkte unter Googles Führung an. Aber wie könnte es mit den beiden Ökosystem weitergehen, die sehr viele Überschneidungen aufweisen?


Google hat im Laufe der Jahre einige Hardware-Hersteller übernommen und ist damit nur selten gut gefahren: Die Übernahme von Motorola Mobility war vom Beginn bis zur Veräußerung umstritten und es zeigte sich, dass die beiden Unternehmen nicht zusammenpassen. Die Übernahme von Nest hätte man billiger haben können und über den Aufkauf von Technologien von HTC und Fossil und dessen Auswirkungen ist bis heute nichts bekannt. Hoffen wir, dass es mit Fitbit besser läuft.

fitbit

Google ist seit vielen Jahren im Wearable-Markt aktiv und hätte mit Wear OS, damals Android Wear, Google Glass und einigen weiteren Produkten eigentlich einen erfolgreichen Einstand hinlegen können – zum Teil war man dem Trend weit voraus. Allerdings konnte nichts davon in erfolgreiche Produkte umgemünzt werden: Google Glass ist nur ein Schattenprodukt, die Pixel Watch ist seit Jahren ein Vaporware Running Gag und die Updates für das Betriebssystem Wear OS sind eines Unternehmens dieser Größe nicht würdig.

Mit Fitbit soll es nun endlich besser werden. Nicht umsonst lässt man sich die Übernahme des Unternehmens ganze 2,1 Milliarden Dollar kosten. Man wolle gemeinsam an großartigen Produkten arbeiten und die vorhanden Kräfte bündeln, um auf dem Markt (wieder) Fuß fassen zu können. Allerdings scheint es etwas problematisch, dass Fitbit kaum neue Geschäftsfelder mitbringt, sondern eine Reihe von etablierten Konkurrenzprodukten betreibt.

In diesem Artikel fassen wir in einem schnellen Überblick die Fitbit-Produkte sowie das jeweilige Google Konkurrenz-Produkt zusammen und geben eine Prognose ab, welches der beiden Produkte jeweils den Kürzeren ziehen könnte. Die Bewertung bezieht sich allerdings nur auf gewisse Erfahrungswerte, obwohl die bei Google bekanntlich nicht viel wert sind, und haben keine aktuellen Informationen als Grundlage.




Fitbit Tracker vs. Pixel Watch
Seit Herbst 2016 warten die Google-Nutzer auf eine Pixel Watch. Die Spekulationen rund um die Smartwatches werden jedes Jahr konkreter, nur um dann im Herbst desselben Jahres wieder nicht angekündigt zu werden. Längst ist bekannt, dass bereits drei Pixel Watch-Generationen gecancelt wurden – warum auch immer. Dass im Jahr 2021 eine solche Smartwatch auf den Markt kommt, kann man durch die Fitbit-Übernahme aber wohl ausschließen.

Es wird interessant sein, ob Google am etablierten Markennamen festhält, der ja doch recht stark im Fitness-Bereich verwurzelt ist, oder doch eher auf eine neutrale Bezeichnung für Smartwatches setzen wird. Gut möglich, dass es eine „Pixel Watch by Fitbit“ oder ähnliches geben wird. Welche der beiden Marken schlussendlich genutzt wird, lässt sich schwer bewerten. Weil Google aber selbst die in der Masse unbekannte Marke „Nest“ behalten und etabliert hat, sieht es für Fitbit in diesem Punkt eigentlich sehr gut aus.

Fitbit OS vs. Wear OS
Hier wird es interessant. Fitbit hat kein offenes Betriebssystem, sondern setzt auf eine vollintegrierte Plattform für die eigenen Geräte und Anforderungen – ganz ohne Apps oder große Erweiterungsmöglichkeiten. Wear OS hingegen kommt trotz all der Google-Macht auf keinen grünen Zweig. Der eigentlich logische Schritt, Wear OS auf die Fitbit-Geräte zu bringen, ist also nicht unbedingt gesetzt – zumindest nicht für alle Geräte des Tracker-Herstellers.

Seit knapp einem Jahr ist bekannt, dass Wear OS stark in Richtung Fitness ausgebaut werden soll. Vielleicht der vierte größere Neustart der Plattform, diesmal im Hinblick auf Fitbit. Schon heute heißt das Betriebssystem offiziell „Wear OS by Google“, warum also nicht „Wear OS by Google powered by Fitbit“. Bei Googles merkwürdigen Namensgebungen wäre das nicht einmal überraschend.

Fitbit Fitnessplattform vs. Google Fit
Google Fit hat schon eine sehr lange Geschichte hinter sich, wurde trotz aller Updates aber auch schon mehrfach zurückgestutzt. Fitbit hingegen hat eine starke Plattform, die natürlich voll auf die Anforderungen der Tracker ausgerichtet ist. In diesem Bereich ist eine Zusammenlegung der beiden Plattformen am wahrscheinlichsten. Bei Google Fit vs. Fitbit wird die Google-Plattform den Kürzeren ziehen. Sinnvoll wäre natürlich ein „Google Fit 3.0“ mit allen Fitbit-Funktionen. Aber würde man sich vom Markennamen verabschieden, wenn er bei den Uhren erhalten bleibt? Wer weiß.




fitbit pay smartwatch

Fitbit Pay vs. Google Pay
Vielleicht eines der wichtigsten Bereiche: Google Pay wird seit Jahren groß ausgebaut und ist für viele Menschen DIE Möglichkeit zum mobilen Bezahlen neben Apple Pay. Aber auch Fitbit hat sich einen eigenen Bezahldienst zugelegt und konnte diesen bereits groß ausbauen, selbst in Deutschland wurden im Laufe des vergangenen Jahres neue Partner gefunden. In diesem Bereich scheint es sehr eindeutig zu sein, welche der beiden Marken der kürzeren ziehen wird – nämlich Fitbit Pay.

Google Pay bearbeitet den exakt gleichen Bereich und steht ebenfalls auf Smartwatches zur Verfügung, es wäre also nicht zielführend, zwei getrennte Plattformen zu betreiben. Vor allem nicht in einem Bereich, in dem das Vertrauen der Menschen sehr hoch sein muss – beim Geld. Fitbit Pay dürfte die erste Marke sein, die verschwindet und durch Google Pay ersetzt wird. Eine mögliche Einstellung von Fitbit Pay wiederum würde aber eine neue Plattform für die Smartwatches bedeuten, auf denen Google Pay derzeit nicht nutzbar ist. Eine reine Umbenennung ohne tiefe Anbindung wird es wohl nicht geben und so hängen am Ende alle Bereich miteinander zusammen.




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comment 1 Kommentare zum Thema "Fitbit: Von Wear OS bis Pixel Watch – wie soll Google die Produkte des Unternehmen fortführen oder integrieren?"

  • Schöner Artikel, danke.

    Meine Ansicht:
    Aufgrund der völlig unterschiedlichen Hardwareplattformen wird Google seinen Kauf wohl nur gut durchkauen, verdauen, und die neue Grabstelle für die Reste, auf dem Google Friedhof, wird bereits ausgehoben.

    Schätze, es geht nur um das geistige Eigentum von Fitbit (und dem von Fitbit gekauften Pebble Know-How), und wie gehabt wird der Konzern aufgrund der technischen Unterschiede und natürlich der Zielsetzung der Unternehmen, damit wenig anfangen können.

    Es bleibt einfach das Limit, dass Google als Anbieter von Betriebssystemen anderen Unternehmen keine direkte Konkurrenz machen darf, die dieses OS verbauen sollen. Jedenfalls, wenn man will dass die „anderen“ bei der Stange bleiben. Weshalb Motorola bzw. deren Reste schlussendlich weitergeschoben wurden, und Fremdhersteller wie HTC die Produktion der Googlephones übernehmen.

    Ist denn von Nest mehr übriggeblieben, als der Name?

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