2020 wird ein wichtiges Jahr! Diese großen Baustellen muss Google nun endlich in den Griff bekommen

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Das Jahr 2020 ist noch jung und Google hat mit Sicherheit wieder einige Überraschungen im petto, die den Nutzern auf den diversen Konferenzen und Events sowie zwischen den Veranstaltungen präsentiert werden. Aber es gibt auch drei große Baustellen im Unternehmen, die seit langer Zeit bestehen und irgendwann mal zu einem Abschluss gebracht werden sollten – mit welchem Ergebnis auch immer. Wir schauen uns die drei großen Baustellen und deren zukünftige Aussichten etwas näher an.


In den letzten Tagen haben wir bereits einige Ausblicke gewagt, was uns 2020 bei Google erwarten könnte. Wir haben euch gezeigt, was sich bei den wichtigen Produkten tun wird, konnten leider auch schon eine ganze Reihe von Produkten verkünden, die uns im Laufe des Jahres verlassen und auf den ewigen Google-Friedhof umziehen werden und wir haben einen kleinen Ausblick gewagt, für welche Produkte es 2020 um alles geht. Für eine Reihe von Produkten kann dieses Jahr über die weitere Zukunft entscheiden und somit sehr spannend sein.

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Google ist in so vielen Branchen aktiv und tanzt auf so vielen Hochzeiten, das man die Grenzen des Unternehmens kaum einordnen kann. Was gehört zum Kerngeschäft, was sind Nebenschauplätze? Was bringt Geld und welche Produkte hat man nur zur Nutzerbindung? Welche Produkte sind verzichtbar und welche sind sogenannte Must-Win-Battles? In diesem Artikel wollen wir drei Branchen betrachten, die eigentlich zum erweiterten Kerngeschäft gehören sollten, aber dem Unternehmen (und den Nutzern) seit Jahren schwer im Magen liegen.

Google Cloud

DAS Internetunternehmen müsste doch im Cloud-Geschäft ganz vorne mitspielen und die Konkurrenz mühelos vom Platz fegen, aber weit gefehlt. Stattdessen ließ man sich durch einen zögerlichen Start von Amazon, Microsoft, IBM, Salesforce und anderen Konkurrenten abhängen und betreibt sprichwörtlich nur eine vergleichsweise kleine Wolke. Das Geschäft dürfte Gewinne abwerfen, aber bei weitem nicht so viel, wie es die Unternehmensführung gerne hätte – das hat man im vergangenen Jahr überraschend deutlich zum Ausdruck gebracht.

Intern soll die Geschäftsleitung damit gedroht haben, aus dem Cloud-Business auszusteigen, wenn man nicht ganz schnell zum Marktführer wird und die Konkurrenz überholt. Das ist nicht unbedingt Vertrauenserweckend und macht die Akquise neuer Kunden nicht wirklich leichter. So hat man, aus meiner Sicht, ohne große Not eine große Baustelle aufgerissen, die das Unternehmen noch lange begleiten wird – denn noch vor wenigen Jahren hieß es, dass das Cloud-Business zukünftig mehr Umsätze erwirtschaften soll als das Werbegeschäft.

» Google Cloud: Google muss Marktführer vor Amazon und Microsoft werden – soll mit Ausstieg gedroht haben



Streaming

Google bietet seit vielen Jahren Streaming-Möglichkeiten und ist mit YouTube, YouTube Music, Google Play Music und Google Play Movies eigentlich mit großen Marken vertreten. Dennoch ist es Google nicht gelungen, ein attraktives Streaming-Angebot aufzubauen, das die Nutzer in Scharen begeistert – das gilt sowohl für die Musik als auch für das Film-Streaming. Googles Angebote waren schon vorhanden, als Spotify, Netflix und Prime Video noch in den Kinderschuhen steckten und hat die Märkte einfach nicht ernst genommen. Erst als die Konkurrenz plötzlich explosionsartig wuchs, wachte man mal wieder auf – und dann war es zu spät.

Heute spielen alle Streaming-Angebote von Google trotz der tiefen Integration in YouTube und den Play Store bei offiziellen Statistiken kaum eine Rolle und sind nur unter „andere“ zu finden. Der sich seit Ewigkeiten ziehende Umbau von Play Music zu YouTube Music macht das nicht besser und im Film- und Serienbereich bietet Google keinerlei Anreize durch exklusive Inhalte. Und auch hier gilt wieder, dass Google eigentlich die perfekten Voraussetzungen hatte, denn Android TV, Chromecast und natürlich auch YouTube wären die Zugpferde gewesen – wenn man nicht wieder zu lange gewartet hätte.

Messenger

Eine lange Rückschau in Googles Messenger-Geschichte erspare ich mir an dieser Stelle, denn wer sich dafür interessiert, findet in unserem Archiv reichlich Informationen und Einordnungen. Das vergangene Jahr war für Google vor allem ein Jahr des Stillstands, denn es kam weder ein neuer Messenger auf den Markt (von den YouTube- und Google Fotos-Messengern mal abgesehen), noch wurde eines der bestehenden Produkte sinnvoll weiter entwickelt oder ein Ausblick auf die Zukunft gegeben. Das gesamte Messenger-Business innerhalb von Google steht auf so extrem wackligen Füßen, das eigentlich jederzeit alles möglich ist. Somit gewinnt man keine Nutzer.

Google hat es seit vielen Jahren nicht geschafft, einen einzigen vernünftigen Messenger zu entwickeln und zu etablieren, obwohl das Unternehmen alle Voraussetzungen dafür mitbringt – Präsenz im Web, Marktführer auf dem Browsermarkt, Marktführer im Freemail-Markt, Dominator auf dem Smartphone-Markt und einiges mehr. Stattdessen ließ man in der Vergangenheit zahlreiche Chancen ungenutzt, sah dem Aufstieg von WhatsApp und dem Facebook Messenger zu, hatte „neuen“ Konkurrenten wie Telegram und Signal nicht entgegenzusetzen und rettet sich eigentlich nur durch den Video-Messenger Google Duo.

Was Google, aus meiner Sicht, verstehen muss: Es muss nicht jedes Jahr ein neuer Messenger mit Super-Funktionen sein, sondern es braucht einfach nur Kontinuität. Mit ständigen Veränderungen gewinnt man keine Nutzer. Sobald man das begriffen und eine stabile Plattform geschaffen hat, kommen die Nutzer von ganz alleine. Es erfordert nur Geduld.



Social Networks

Sind Social Networks noch relevant? Auf jeden Fall. Auch wenn gefühlt niemand mehr Facebook nutzt (die offiziellen Zahlen sagen was anderes), ist die Nutzerschar einfach weitergezogen und hat sich auf viele weitere Plattformen verteilt. Allerdings stammt keine dieser Plattformen aus dem Hause Google, denn YouTube ist für mich kein Social Network, auch wenn es einige Elemente und Merkmale eines solchen aufweist.

Nach dem Aus von Google+ hat sich Google selbst in die Sackgasse manövriert, aus der man so schnell nicht mehr herauskommen wird. Dabei wären die Chancen vermutlich zur Zeit sehr gut, denn die Netzwerke verändern sich, die Nutzer warten auf neue Innovationen und sind von ihren „alten“ Netzwerken immer mehr gelangweilt. Ein neues sauberes Google-Netzwerk könnte sehr schnell auf Begeisterung stoßen, wenn ein wohlüberlegtes Konzept dahinter steckt und es eine gewisse Integration mit anderen erfolgreichen Google-Diensten geben würde.

Tatsächlich dürfte das sehr unrühmliche Ende von Google+ im vergangenen Jahr gar nicht so stark ins Gewicht fallen: Zum Einen war es ein Interessenbasiertes Netzwerk, das eher dem Austausch von Informationen diente und zum Anderen hat sich Google alle Mühe gegeben, die Nutzer in den letzten Monaten und Jahren zu verscheuchen. Schlussendlich waren also gar nicht mehr so viele Nutzer betroffen, die noch einen Groll haben könnten und sich nie wieder bei einem Google-Netzwerk anmelden. Mein Tipp: Wir werden noch in diesem Jahr ein neues Netzwerk sehen.




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comment 1 Kommentare zum Thema "2020 wird ein wichtiges Jahr! Diese großen Baustellen muss Google nun endlich in den Griff bekommen"

  • Ja, genau richtig erkannt… Google+ war ein Interessennetzwerk, und GENAU DAS hat es so besonders gemacht. Es konnten sich Menschen mit gleichen Interessen über ihre Interessen finden, kennenlernen und austauschen. Google+ war die Evolution, welche sich aus klassischen, Interessenforen entwickelt hat. Die meisten anderen Nezwerke sind meist Personen-Netzwerke. Dort steht die Person selbst im Mittelpunkt. Bei Google+ hingegen stand das jeweilige Interesse im Focus. Und genau dieses Netzwerk abzuschalten ist verdammt schade. Personennetzwerke gibt es genug, aber Interessennetzwerke findet man kaum noch.

    Google hat sehr viele Fehler gemacht. Google-Talk hatte das Zeug DER Standard-Messenger weltweit zu werden. Alles was man dazu brauchte war ein Google-Account, den die meisten leute eh haben, z.B. wegen eMail oder Android. Man wäre nicht gezwungen seine Handynummer herauszugeben, sondern hätte die gMail-Adresse als ID verwendet. Auch als vor vielen Jahren Latitude eingestellt wurde war eine Dummheit. Google+ in Kombination mit Latitude und Google-Talk hätten Facebook im Laufe der Zeit alt aussehen lassen. Google fehlt in der Tat Geduld, ein Projekt natürlich wachsen und gedeihen zu lassen.

    En weiterer Fehler von Google war die ursprüngliche Mentalität, die nutzer zu einem Produkt zwingen zu wollen. Wenn alle Google-Produkte und Dienste nicht per default aktiviert wären, sondern vom Nutzer selbst per opt-in aktiviert werden müssen, dann hätten die Nutzer nicht dieses Gefühl des Zwangs gespürt und wären im Laufe der Zeit aus Neugierde schon selbst zu den Produkten gekommen.

    Fazit:
    Google hat verdammt viel Potential, aber nutzen es nicht, sondern vermasseln es selbst.

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