Werbeblocker-Blocker: Google hält an den Plänen fest und wird bisherige APIs im Chrome-Browser einstellen

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Google nimmt immer wieder größere Änderungen am Chrome-Browser vor, die entweder den Funktionsumfang erweitern, die Performance steigern oder auch den Nutzer weiter absichern sollen. In einigen Fällen kommen solche Änderungen gar nicht gut an und sorgen für einigen Protest unter den Nutzern – so auch beim aktuellen Fall. Anfang des Jahres hatte Google eine umfangreiche Änderung für Werbeblocker angekündigt und nun hat man erneut bekräftigt, an diesen Plänen festhalten zu wollen.


Adblocker sind für viele Nutzer ein Segen, doch sie sind auch ein großer Teil eines Teufelskreises, dem sich niemand mehr entziehen kann. Da Webseiten nicht mit Luft und Liebe betrieben werden können, „müssen“ die Webmaster den Nutzern ohne Adblocker immer mehr Werbung ausliefern, um die Werbeeinnahmen stabil zu halten. Irgendwann ist dann die rote Linie überschritten und der nächste Schwung Nutzer installiert solche Blocker – und es beginnt von vorn. Das ist für niemanden schön, aber leider Realität. Alternative Finanzierungsmethoden sind nur in den allerwenigsten Fällen tragbar.

chrome logo

Anfang des Jahres hatte Google eine große Änderung für Werbeblocker angekündigt, die mit dem neuen Unterbau Manifest V3 umgesetzt werden soll. Mittlerweile sind einige Monate vergangen, sowohl Nutzer als auch Entwickler haben ihren Unmut geäußert, aber Google hat nun dennoch bestätigt, daran festhalten zu wollen. Konkret geht es darum, dass die von vielen Blockern benutzte webRequest API eingestellt werden soll, mit denen die Blocker die Werbung vom Nutzer fernhalten.

In einem neuen Statement haben die Chrome-Entwickler nun nachgelegt und bekanntgegeben, dass die API für die zahlenden Enterprise-Nutzer auch weiterhin zur Verfügung stehen wird. Alle anderen Chrome-Versionen hingegen werden die API in Zukunft nicht mehr unterstützen, sodass Entwickler auf die deutlich abgeschwächte declarativeNetRequest API setzen müssen.

Chrome is deprecating the blocking capabilities of the webRequest API in Manifest V3, not the entire webRequest API (though blocking will still be available to enterprise deployments).



Es handelt sich hier aber nicht nur um eine neue API, sondern um eine vollständige Änderung der Funktionsweise. Bisher hatten Blocker die Möglichkeit, die Inhalte noch vor dem Herunterladen zu blockieren und frei in diesen Prozess einzugreifen. Mit der neuen Variante hingegen übernimmt der Browser wieder die Kontrolle, dem von den Extensions einige Regeln auferlegt werden können. Allerdings ist auch der Umfang der Regeln aktuell beschränkt.

Aktuell können Extensions höchstens 30.000 Filterregeln an die API senden, doch ein durchschnittlicher Werbeblocker benötigt mehr als doppelt so viel, um effektiv arbeiten zu können. Zwar wird eine Anpassung dieser Regeln in Aussicht gestellt, aber diese müssen auch diverse Performance-Tests durchlaufen und erfolgreich bestehen. Und so hat Google dann, neben der Sicherheit des Nutzers, das nächste Argument um viele Regeln nicht mehr zu unterstützen.

Das Ziel ist es natürlich, Werbeblocker deutlich zu entschärfen und damit auch das eigene Geschäftsmodell nicht zu gefährden. Das wird zwar nicht in der Form kommuniziert, ist aber genau der Punkt, der nun für viel Ärger und Diskussionen sorgt. Als weltweit populärster Browser hat Chrome die Macht, so etwas durchzusetzen. Zwar drohen viele Nutzer damit, künftig den Firefox zu verwenden, aber das ist meist nur ein solch kleiner Anteil, dass es kaum Auswirkungen hat. Interessanter ist da schon der Chromium-Browser von Microsoft

Siehe auch
» Chrome Duet: Designer testen Labels für die Buttons der neuen Navigationsleiste (Screenshots)

» One Chrome: Die Chrome-Plattformen werden stärker verbunden – Telefonate bald auch vom Desktop

» Google Chrome vs. Werbeblocker: Der Teufelskreis könnte durchbrochen werden – oder auch nicht

[AndroidPolice]




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comment 10 Kommentare zum Thema "Werbeblocker-Blocker: Google hält an den Plänen fest und wird bisherige APIs im Chrome-Browser einstellen"

  • Eindeutiges Argument gegen Chrome.

    Hoffe, Mozilla schließt sich nicht an. Allerdings kann dies zumindest für das derzeitige Mozilla Management nicht ausgeschlossen werden.

    uBlock Origin ist als Sicherheitssoftware unbedingt erforderlich.

  • Ganz ehrlich? Ich bin seit vielen vielen Jahren bei Chrome und eigentlich auch zufrieden, ich werde mir auch das Ergebnis anschauen aber wenn es zu viel wird kehre ich Chrome eben den Rücken. Mir ist durchaus bewusst, dass diese Websites und auch Google von der Werbung leben ABER es kommt immer auf die Art und Weise an wie es aufdringlich das ganze ist. Vor einigen Tagen hatte ich in meiner suchanfrage 5 Anzeigen bevor das erste echte Ergebnis angezeigt wurde, das ist schon enorm grenzwertig.

  • Ich zwinge niemanden, seine Inhalte ins Netz zu stellen. Also zwingt mich auch bitte nicht, eure Werbung sehen zu müssen. Ich klicke NIEMALS auf Werbung, also will ich sie gar nicht erst sehen müssen. Wenn eure Monetarisierung auf Werbung beruht, dann sucht euch einen richtigen Job.
    Ich lasse 3 Werbefilter auf Chrome parallel laufen und damit bekomme ich „alles weg“.
    Wenn Chrome jetzt querschießt, dann kommt eben wieder der Firefox zum Zuge. Und wenn die anfangen zu spinnen, dann eben wieder Opera.
    Solange ich lebe, kommt mir keine Werbung auf den Browser

    • Jens, die Bloggerperspektive kann ich noch nachvollziehen. Auf Basis von Donations alleine können vermutlich die wenigsten Blogs Überschuß erwirtschaften.

      Allgemein wird zu viel Werbung ausgeliefert und den Usern wird zu viel schlechte (niveaulos, invasiv, einfalllos …) Werbung zugemutet. Hinzu kommt Dreck wie Tracker und Malware. Darauf mögen Blogger wenig Einfluss haben. Aber Sicherheits- und Privacyrisiken bestehen zweifellos.

      Mit wenig qualitativ hochwertiger Werbung ohne Tracking und Malware hätte ich kein Problem.

      ZB die österreichische Tageszeitung Der Standard bietet für jährlich 72 Euro werbe- und trackingfreien Zugang zur Webseite an und verdient damit Geld.

      Warum können das Süddeutsche, Zeit, Spiegel etc nicht? Bei denen besteht nur die Option massenhaft Werbung und Tracking auf der Webseite oder vollständiges Digitalpaket aus Zugang zur Webseite plus die vollständige Zeitung bzw das vollständiges Magazin in digitalen Ausgaben zu zB Süddeutsche über 400 Euro jährlich.

    • Ich bin der Meinung, dass Website-Betreiber dem Nutzer die Möglichkeit anbieten sollten, zu spenden.

      Wenn mir der Content gefällt, warum nicht? Besser als Werbung und ich kann den Betreiber unterstützen.

      Wie dem auch sei, ich werde mir mal die Möglichkeit ansehen, die Hostsdatei zu bearbeiten. Systemweit Werbung blockieren. 😀

  • Das eigentliche Problem sind die Kollateralschäden, die die neue API verursachen wird. Zum Vergleich: uBlock Origin kommt in der Standardkonfiguration, ohne dass man groß eingreift, aktuell auf fast 170.000 Einträge. Google hat laut den Kommentaren eine Beschränkung auf 30.000 statische und 5.000 dynamische Regeln, was ziemlich wenig ist, wenn man bedenkt, dass ein großer Teil bei uBlock Origin auf die Blockade von Malware-Domains entfallen. Dazu kommt noch, dass ich auf den Bad Ads Blocker von Chrome keinen Einfluss nehmen kann, wenn ein Seitenbetreiber mich zur Deaktivierung auffordert. Dann wäre an der Stelle mit Chrome in aller Regel Endstation. Abgerundet wird das Ganze dadurch, dass ein Großteil der anderen Chromium-Derivate auch den CWS für Erweiterungen ansteuert und dass bei Google genau wie bei eyeo mit Adblock Plus am Ende ein Interessenkonflikt besteht, weil die vorherrschende Stellung bei den Browsern und im Anzeigenmarkt mit den technischen Entwicklungen kollidieren. Themen wie der Schutz vor Tracking oder zumindest Malvertising sind da noch gar nicht dabei.

    Muss man sehen, was es bringt. Ich glaube nicht, dass es zu einem Exodus kommen würde und die Nutzer in Scharen zu Edge und Firefox wechseln bzw. Safari am Mac, aber es würde Chrome Prozentpunkte kosten. Die Hardliner und vor allem die Poweruser sollte man nicht unterschätzen.

  • Ist eigentlich sehr einfach, der Browser, der es erlaubt Werbung zu 100 % zu sperren wird verwendet. Chrome ist nur ein Browser, wenn der nicht mehr gefällt kommt der nächste.
    Gibts keinen Browser mehr, der das kann, so hilft noch die Sperrliste auf der Firewall oder das PIHole auf der Synology. MEINE GERAETE BLEIBEN FREI VON DER WERBEPEST

  • Das war absehbar, leider. Schlimm finde ich, dass Google auch die Nutzer der Chromium Open Source Varianten dazu zwingt, auf die neue Methode umzustellen. Daher wird Edge genauso wenig Ausweg bieten, wie Vivaldi, und wie sie alle heissen. So ist es halt, wenn man ein Monopol bei den Browserengines hat.

    Firefox geht im Übrigen in dieselbe Richtung, nur etwas zeitverzögert. Spätestens dann hat der Kommerz endgültig das Internet für sich erobert. Man sollte sich langsam überlegen, wie man dem Werbemüll trotzdem enkommt.

  • Ende Januar meinte ein Brave Mitarbeiter, man würde Chromium erforderlichenfalls patchen. Wie auch immer, Malware und Tracking sind mindestens so problematisch wie Werbung.

    • @Kritiker „Chromium erforderlichenfalls patchen“
      Wenn sich im Chrome Web Store dann nur noch Erweiterungen mit der neuen Schnittstelle tummeln, nützt das den Brave Leuten (und den Nutzern) auch nichts.

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