Personalausweis & Co auf dem Smartphone: Ist das noch sinnvoll oder schon gefährlich? (Kommentar)

android 

Smartphones haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und übernehmen heute so viele Funktionen, dass sie als täglicher Begleiter unverzichtbar geworden sind – zumindest für den überwiegenden Teil der Menschen. Das birgt allerdings auch Gefahren, denn wenn das Smartphone verloren geht oder gestohlen wird, hat man ein riesiges Problem. Doch nun entwickeln Google und andere Hersteller in eine Richtung, die das Gerät noch einmal eine Stufe höher hebt und den Verlust sogar zu einer Gefahr für den Menschen machen kann.


Hat man früher (vor +15 Jahren) das Handy verloren, war das ärgerlich. Das Gerät war nicht günstig und es sind alle Telefonnummer weg. Verliert man heute das Smartphone, sind zwar dank vieler Synchronisierungen und Cloud-Backups die Daten in den meisten Fällen nicht „weg“, aber der Verlust ist durch den praktischen Alltagshelfer umso größer. In Zukunft könnte das aber mit riesigen Problemen verbunden sein, wenn das Gerät irgendwann zum Nachweis der eigenen Identität dient. Und zum Lebensretter soll es ja auch noch werden.

android r drivers license

Googles Entwickler verfolgen aktuell das Ziel, ab Android R oder auch einem späteren Release das Smartphone zum digitalen Ausweis zu machen und den Personalausweis oder auch Führerschein auf dem Gerät zu speichern. Das soll aber nicht nur durch ein Foto oder eine spezielle App erfolgen, sondern durch eine spezielle vom ISO-Standard vorgegeben Architektur so umgesetzt werden, dass das Smartphone als offizielles Ausweisdokument gilt und somit zur Identitätsfeststellung dienen kann.

Das klingt praktisch, leert die Brieftasche weiter und macht das Smartphone wieder mal ein bisschen wichtiger. Nun muss man aber darüber nachdenken, was das bedeutet, wenn das Gerät dann verloren geht. Als Nutzer steht man plötzlich ohne Ausweis da, kann die eigene Identität nicht nachweisen. Und was noch viel schlimmer ist: Der Dieb oder Finder, ganz egal, kann die eigene Identität annehmen und somit innerhalb kürzester Zeit viel Schaden anrichten. Noch schlimmer ist es, wenn einfach jemand aus der Ferne die Kontrolle über das Smartphone übernehmen könnte, so wie wir es erst kürzlich wieder mit der WhatsApp-Sicherheitslücke gesehen haben.

Das klingt vielleicht ein bisschen nach Science-Fiction, aber die ersten Schritte in diese Richtung werden dadurch getan, dass solche Dinge auf dem Smartphone gespeichert werden und dann eines Tages die analoge Papier- und Plastik-Version vollständig ablösen. Und wer schon einmal seine Ausweisdokumente verloren hat, der weiß, was für ein Hürdenlauf das werden kann.



Die Gefahr ist vor allem deswegen so real, weil viele Menschen einfach zu bequem sind, die Daten auf dem Smartphone zu schützen und eine starke Sperre zu aktivieren. Es hat seinen Grund, warum z.B. die Zahlung per Smartphone nur bis zu einem gewissen Betrag möglich ist. Doch Zahlungen lassen sich sehr schnell rückgängig machen bzw. das Zahlungsmittel sperren. Bei einem Ausweisdokument sieht das etwas anders aus, vor allem dann, wenn man sich selbst gegenüber den Behörden oder der Polizei nicht mehr ausweisen kann.

Das Gleiche gilt natürlich auch heute, wenn man die analogen Ausweisdokumente verliert, aber diese Gefahr ist längst nicht so real wie der Verlust des Smartphones. Den Reisepass oder Führerschein hat man nicht ständig in den Händen oder legt ihn auch nicht irgendwo „nur mal kurz“ ab. Beim Smartphone ist es das große Problem, dass ALLES darauf gespeichert ist, von der Online-Identität bis dann später zur realen Identität.

Sicherlich gibt es solche Überlegungen auch beim ISO-Komitee, dem Google auch angehört und an Lösungen arbeitet, dennoch sollte man trotz möglicher Begeisterung solche Gedanken nicht außer Acht lassen. Fraglich ist nämlich, ob die Sperre des Smartphones aus der Ferne eine Lösung sein kann. Diese funktioniert, außer mit speziellen Apps, nur mit aktivem Internetzugang. Außerdem sehen die Anforderungen aktuell vor, dass die Ausweisdaten auch dann ausgelesen werden können, wenn das Gerät ausgeschaltet ist.

Der Artikel ist nur ein Kommentar und bitte nicht als Panikmache zu verstehen. Aber einfach auch mal laut darüber nachdenken, bevor solche Lösungen angeboten werden, kann niemals schaden 😉

Siehe auch
» Die Pixel-Smartphones werden zum Lebensretter: Android Q kann wohl Autounfälle erkennen & Hilfe holen

» ZombieLoad: Chromebooks sind von neuer CPU-Lücke betroffen, Patch kann Geräte ausbremsen (Workaround)




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comment 2 Kommentare zum Thema "Personalausweis & Co auf dem Smartphone: Ist das noch sinnvoll oder schon gefährlich? (Kommentar)"

  • Ja ich verstehe was Du meinst, aber anders rum. Wie viele haben schon ihre Portemonais verloren in denen ebenfalls der Ausweis war. Ob es nun im Smartphone gespeichert oder im Portemonai als echter Ausweis hinterlegt ist, kommt meiner Meinung nach kaum drauf an. Verlieren, Vergessen kann man beides. Ausser, mit dem „echten“ Ausweis kann man sogar mehr Schindluder treiben als mit dem auf dem Handy gespeicherten Ausweis, den man durch Fernlöschung jederzeit wieder als Räuber verlieren kann.

    • @Hansjuerg Wuethrich
      Nen Ausweis kann sich jeder in die Tasche stecken, und da kommt auch nicht jeder heran. Aber der Affenzirkus mit der Pseudosicherheit auf dem Handy ist nur was für Smombies wie euch. Sicher wie Fort Knox, und dann stellt der Laden wo euere Daten lagern, die versehentlich ins freie Netz.
      Finde ich doch immer wieder lustig, euere eingeschränkten Sichtweisen. Bis auch bei euch mal die kognitiven Fähigkeiten alters- verschleiss- oder krankheitsbedingt nachlassen. Oder die kleinen bunten elektronischen Spielzeuge nicht mehr euer Lebensdrehpunkt sind.

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