Google Chrome vs. Werbeblocker: Der Teufelskreis könnte durchbrochen werden – oder auch nicht

chrome 

Werbeblocker gehören für sehr viele Nutzer zu den ersten installierten Erweiterungen, wenn ein neuer Browser eingerichtet wird. Natürlich gibt es auch für Googles Chrome-Browser eine große Auswahl an Adblockern, die ihre Arbeit mal schlecht und mal gut verrichten. Doch nun könnte Google dem Ganzen einen Riegel vorschieben und durch eine gewichtige Änderung im Browser viele populäre Lösungen unbrauchbar machen. Das würde zu einem interessanten Showdown führen.


Eigentlich gibt es kaum eine Situation, in dem wir nicht mit Werbung umgeben sind – und das auch fernab jeglicher Medien. Auf den Straßen finden sich großflächige Plakate, an Geschäften hängen die berühmten Logos, in den eigenen Vier Wänden sind ebenfalls unzählige Markenlogos zu finden und selbst der Blick in den Kühlschrank offenbart viele Logos auf den Produkten. An diesem Umstand kommt man nicht vorbei, doch im Web wird das mit Werbeblockern möglich – aber vielleicht nicht mehr lange.

chrome logo

In diesem Artikel geht es rein nur um Werbeblocker. Das Blocken von Trackern soll an dieser Stelle ausgeblendet werden.

Googles Entwickler arbeiten an einer Änderung des Chrome-Browsers, die auf den ersten Blick sehr sinnvoll erscheint und auch unter dem Deckmantel der erhöhten Sicherheit entwickelt wird. Es soll zukünftig verhindert werden, dass Chrome-Extensions zu großen Einfluss auf die geladenen und dargestellten Elemente in einer Webseite haben. Das soll den Nutzer schützen, sorgt aber auch dafür, dass Werbeblocker ihre Aufgabe nicht mehr richtig oder gar nicht mehr erfüllen können.

Der Entwickler des populären Blockers uBlock Origin hatte sich in dieser Woche besorgt zu Wort gemeldet und verkündet, dass seine Erweiterung nicht mehr funktionieren wird, wenn Google die Änderungen am Browser tatsächlich vornimmt. Eine Anpassung wäre sicherlich möglich, aber der vollständige Werbe- und vor allem Tracking-Schutz wäre damit nicht mehr gegeben. Man kann also sagen, dass die Änderung den Blocker unbrauchbar macht.

Natürlich hat das zu heftigen Diskussionen geführt, die die interessante und auch pikante Situation Google vs. Werbeblocker hervorruft. Viele Nutzer würden Sturm laufen, aber vielleicht hat diese Änderung auch das Potenzial, den seit Jahren immer schneller rotierenden Teufelskreis der Werbung im Internet zu entschleunigen.



Dass viele Werbeblocker nicht mehr korrekt funktionieren wird Google bei den Planungen nicht nur in Kauf genommen haben, sondern mit Sicherheit auch als angenehmen Nebeneffekt sehen. Da der Browser seit gut einem Jahr über einen integrierten Werbeblocker verfügt, müssen die Nutzer ja dennoch nicht im Regen stehen und auch keine zu aufdringliche Werbung mehr befürchten. Der Browser lässt nach einer gewissen Übergangsphase nur noch Werbebannner durch, die den Vorgaben der Coalition of Better Ads entsprechen.

Doch der Chrome-Werbeblocker muss und kann natürlich nicht aktiv werden, wenn die Extensions schon zuvor alle Werbeanzeigen herausfiltern. Nun entfernt man also diese zusätzlichen Blocker (nicht vergessen, noch immer theoretisch) und schon kann der Chrome-Blocker versuchen, die Nutzer von seinem Können zu überzeugen. Für Google und die gesamte Werbelandschaft geht es dabei um sehr viel. Für Google wird es nicht im Vordergrund stehen, den eigenen Blocker zur Anwendung zu bringen, sondern das eigene Werbegeschäft abzusichern.

Viele Werbenetzwerke, zu denen auch Google gezählt werden kann, liefern akzeptable Werbung aus, an denen sich viele Nutzer eigentlich gar nicht stören würden. Doch dann gibt es die schwarzen Schafe, die es übertreiben und die Nutzer dann zu den Adblockern treiben. Es ist wie so häufig: Einer baut Sche***e und die gesamte Gruppe wird bestraft – so läuft es im gigantischen Stil bei den Werbenetzwerken und als Leidtragende natürlich auch bei den Webseiten.

Natürlich gibt es auch die Gruppe Nutzer, die gar keine Werbung sehen möchte. Diese wird mit Googles Blocker nicht glücklich werden, aber es ist anzunehmen, dass die Gruppe nicht all zu groß ist. Vielen ist bewusst, dass hinter den Inhalten viel Arbeit steckt, die sich irgendwie finanzieren muss. Doch der Aufwand zur umfangreichen Konfigurierung ist zu groß, sodass eben einfach alles geblockt wird. Unzählige Kommentare unter vielen Artikeln zu diesem Thema bestätigen diese Theorie.

Wenn nun keine zu aggressiv eingestellten Werbeblocker mehr zum Einsatz kommen, wird sich der Teufelskreis auflösen. Denn die Reichweite der Werbung wird wieder sinken und der eine oder andere Banner wird dann mit Sicherheit auch verschwinden. Schlussendlich werden alle davon profitieren, aber es wird eben auch die bereits angesprochene Gruppe der Nutzer geben, die damit nicht einverstanden sind. Diese können dann aber auch weiterhin Extensions wie etwa AdBlock Plus nutzen, das wahlweise alles blockiert oder die akzeptablen Anzeigen durchwinkt. Dazu gab es gerade erst ein Urteil der Kartellbehörde zum Google-Vertrag mit AdBlock Plus.



Chrome vs. Werbeblocker
Sollte Google die Änderungen im Browser nun wirklich umsetzen, wovon ich einfach einmal ausgehe, wird die Reaktion der Nutzer sehr interessant sein. Nach der ersten Meldung war wieder überall zu lesen, dass die Nutzer eben zu einem anderen Browser wechseln werden. So etwas liest man häufig, aber schlussendlich tut es dann doch fast niemand und es hat kaum Auswirkungen. In diesem besonderen Fall liegt das daran, dass die Alternativen gar nicht so breit gestreut sind.

Erst vor kurzem hatte Microsoft den Wechsel zu Chromium verkündet, viele weitere Browser verwenden die vor allem von Google vorangetrieben Engine und auch die vermeintlich beste Alternative Firefox wird bekanntlich zu einem Großteil von Google finanziert und könnte ebenfalls eine solche Sicherheitsfunktion durchsetzen. Der Google Chrome-Browser selbst ist der populärste Browser weltweit und auf dem Smartphone sind Adblocker-Extensions gar nicht möglich.

Natürlich gibt es viele andere Methoden, aber das ist eben nur etwas für Hardcore-Blocker. Schlussendlich wird sich für Chrome also nicht viel ändern, für die gesamte Werbeindustrie hingegen könnte es ein Segen sein. Natürlich muss man nun konkrete Schritte abwarten, aber als von beiden Seiten Betroffener (sowohl genervter Surfer als auch von Werbung lebender Blogger) habe ich persönlich Hoffnung darauf, dass sich die Entwicklung wieder etwas bessert. Ich selbst verwende natürlich keinen Werbeblocker.

Aktuelle Schlagzeilen rund um die Adblocker
» Das Aus für viele Werbeblocker? Google Chrome könnte populären Adblockern den Stecker ziehen

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comment 11 Kommentare zum Thema "Google Chrome vs. Werbeblocker: Der Teufelskreis könnte durchbrochen werden – oder auch nicht"

  • Nö das war es für mich mit Chrome. Firefox ist schon wieder drauf, kann man auch mit Samsung Internet syncen auf dem Handy. Tschüss Google

  • Ich nutze auf Chrome drei Werbeblocker parallel.
    Werbung, gleich welcher Art, ist für mich psychische Umweltverschmutzung, der ich maximal versuche zu entkommen.
    Werbung macht mich einfach nur aggressiv
    Wenn Chrome also demnächst diese Blocker nicht mehr zulässt, werde ich eben zu Firefox wechseln. Fertig

    • Wow…drei Adblocker….was für ein Blödsinn.
      Ich nutze weder auf Chrome, noch auf Firefox, noch auf anderen Browsern überhaupt
      einen Adblocker…Null, Nada, Nichts….und surfe trotzdem völlig werbungsfrei durchs Netz.

      Wie man das macht ?
      Mit einer modifizierten Hosts-Datei.
      Könnnte auch dir nicht schaden, dir zumindest einfachstes Grundlagenwissen anzueignen.

  • Adblock plus, Ghostery, Sperrliste auf dem Router, und etc/host, PI Hole auf der Synology. Verzicht auf den DNS des Providers (AdAway). Ich geniesse seid langem ein werbefreies Lan und werbefreie Phones. Google oder nicht, sobald ich Werbung in Chrome sehe ziehe ich Chrome den Stecker. Werbung ist die Pest des Internets.

  • Dank entsprechender Hostsfiles etc kommt bei mir seit Jahren stationär und mobil kaum noch Werbung durch. Nach dieser Frechheit seitens Google entsorgte ich gestern meine letzten Chrome Installationen. Sollte Mozilla nachziehen, ist auch Firefox bei mir Geschichte.
    9 von 10 Ads sind nach meinem Eindruck handwerklich schlecht oder ganz einfach belästigend. 1 von 10 Ads mag erträglich sein, aber die Werbebranche verspielte bei mir bereits vor Jahren mit ihrer Frechheit und Gier jegliche Sympathie bei mir.

  • Mir ist bewusst, dass viele Webdienste ohne Werbung nicht kostenfrei angeboten werden können. Ich bin aber auch nicht bereit für sämtliche von mir genutzte Webdienste zu zahlen. Ich nutze keine Werbeblocker, hoffe aber dass die Werbung nicht zu aggressiv ist. Wenn Werbung nicht zu aufdringlich ist, und keine Töne abspielt, akzeotiere ich die Werbung, in der HOffnung dass die Webseite dadurch ihre Serverkosten tragen kann. Gelegentlich klicke ich auch auf einen Werbebanner, damit der Webseitenbetreiber hoffentlich ein wenig Vergütung dafür erhält. Sollte aber eine Werbung zu aggressiv sein, sich mit Overlays in den Vordergrund drängen, die Seite mmit Scripten bis hin zur Unbenutzbarkeit verlangsamen oder auch noch Töne abspielen, vermeide ich zukünftige Besuche bei der jeweiligen Seite. Zusätzlich sende ich eine kurze Nachricht an den Webseitenbetreiber, um ihn von meinem zukünftigen Fernbleiben bei seiner Webseite in Kenntnis zu setzen.

  • Ich nutze u A. auch einen Skriptblocker (nebst Werbeblocker). Sollte diese Änderung eintreten, werde ich Firefox nutzen. Nutze ihn schon auf dem Handy, da er auch Ad und Skriptblocker hat. uMatrix und uBlock gehören in den Browser. Punkt. Google sollte bloß nicht meinen sie wären unangreifbar. Schnell kanns abwärts gehen

    • Ich lese gerne ein paar Artikel zu interessanten Themen zwischendurch auf unterschiedlichen Seiten.
      Google Watchblog, caschys blog, golem, heise, gamestart, faz, spon, telekom und viele mehr. Auf die Seiten finde ich wenn ich ein Thema speziell suche und dann mehrere Artikel lese oder einen Artikel von Google vorgeschlagen bekomme. Wobei diese Auswahl ausklammert was ich nicht sehen will, z.B. wegen clickbait Titeln.

      Die meisten Autoren dieser Seiten wollen Geld verdienen oder haben wenigstens Serverkosten die gedeckt werden müssen. Momentan passiert das durch Werbung oder auch Spenden (z.B. Wikipedia). Würde jetzt ein anderes Konzept verwendet werden wie ein Abo hieße das, dass ich auf allen diesen Seiten dieses Abo zahlen müsste obwohl ich nicht das volle Angebot nutze sondern nur einen kleinen Teil der meinen Interessen entspricht. Ich könnte auch pro Artikel bezahlen aber dann würde ich zwei Mal überlegen ob ich noch einen Artikel zum gleichen Thema auf einer anderen Seite lese.

      Das Resultat von Bezahlmodellen wäre für mich deshalb in jedem Fall, dass ich in die Blase geraten würde, da ich nur noch Nachrichten aus einer oder wenigen Quellen zu Gesicht bekäme, da akzeptiere ich doch gerne Werbung. Diese kostet mich direkt nichts und bringt Einnahmen wenn ich eine Seite öffne und wenn nicht, dann nicht

  • „Natürlich gibt es auch die Gruppe Nutzer, die gar keine Werbung sehen möchte. Diese wird mit Googles Blocker nicht glücklich werden, aber es ist anzunehmen, dass die Gruppe nicht all zu groß ist. Vielen ist bewusst, dass hinter den Inhalten viel Arbeit steckt, die sich irgendwie finanzieren muss.“

    Natürlich – aber bitte nicht durch Werbung! Millionen Menschen werden tagtäglich für ihre Arbeit bezahlt, *ohne* dass dafür Andere mit Werbung zugekleistert werden.

    Die „Werbetreibenden“ kassieren sogar zweimal: Bei den Firmen dafür, dass Andere deren Werbung zu sehen bekommen. Und bei den Anderen dafür, dass diese eben *keine* Werbung gezeigt bekommen.

    Es gibt viele Arten, etwas zu finanzieren. Werbung ist die unanständigste von allen. Wer diese Methode trotzdem nutzt, zeigt klar, dass er oder sie zu blöd ist, ein tragfähiges Geschäftsmodell *ohne* Werbeeinnahmen zu erstellen.

Kommentare sind geschlossen.