Made by Google 2018: Das große Google-Event war für deutsche Nutzer mehr als enttäuschend (Kommentar)

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Das war es. Seit Monaten haben wir Google-Fans und -Interessierten auf das große Made by Google-Event hingefiebert, das gestern Abend stattgefunden und uns wieder einiges an neuer Hardware beschert hat. Doch so sehr einige dieser Geräte auch begeistern können, so sehr wurden vor allem deutsche Google-Nutzer enttäuscht. Die besten Features und Geräte werden wir in diesem Jahr nicht unter dem Weihnachtsbaum haben.


Man kann nicht unbedingt sagen, dass die Spannung am Siedepunkt gewesen ist, denn durch die zahlreichen Leaks im Vorfeld war es abzusehen, dass Google nicht mehr viel zu präsentieren hat, das wir nicht schon in mehrfacher Ausführung gesehen oder gehört hatten. Dennoch gab das Marketing sein Bestes und hat den Spannungsbogen mit Pixel Ultra-Teasern und weiteren Aktionen gesteigert. Gelohnt hat es sich aber nicht.

made by google livestream

Ein Event ohne Wow-Effekt
Einen Tag vor der Präsentation hatte Google über die sozialen Kanäle die rhetorische Frage ‚Ihr glaubt, ihr wisst alles?‘ in den Raum gestellt und damit noch einmal für Spannung gesorgt. Doch tatsächlich ließ sich die Frage einfach nur mit JA beantworten. Weder gab es ein neues Gerät noch eine spezielle Funktion zu sehen, die nicht im Vorfeld bereits durchgekaut worden wäre. Selbst das Google Photos-Team versprach „große Überraschungen“, bei denen es sich dann schlussendlich nur um die Live-Alben handelte, die selbstverständlich in Deutschland nicht zur Verfügung stehen.

Das gesamte Event war in diesem Jahr deutlich kleiner als in den vergangenen zwei Jahren – offenbar musste man an dieser Stelle sparen. Das Teaser-Bild für das Event (siehe oben) war vielleicht schon eine Vorwarnung darauf, dass wir es uns besser gemütlich machen sollten. Die Kulisse bestand lediglich aus einer vergleichsweise kleinen Bühne mit einem Bildschirm, die man einfach am Fenster eines großen Saals aufgebaut hat. Damit ging die Konzentration unweigerlich immer wieder mal in den Hintergrund.

Durch die Selbstbeweihräucherung in den ersten 10 Minuten und der plötzlichen Präsentation aller Geräte gleichzeitig konnte erst gar keine Spannung aufkommen und man musste sich kurzzeitig fragen, was sich die Planer dabei gedacht haben. Schaut euch das Event hier noch einmal an.

Vielleicht sind wir einfach zu sehr von den großen Bühnen verwöhnt, sodass Googles kleine Präsentation uns vielleicht mal wieder auf den Teppich holt – aber wer zu einem großen Event einlädt, der muss dann eben auch liefern. Dass sich Googles CEO Sundar Pichai nicht auf der Bühne gezeigt hat, war ebenso überraschend wie bezeichnend. Stattdessen führt Hardware-Chef Rick Osterloh durch den Nachmittag.



Große Ankündigungen – aber nicht für Deutschland

Kommen wir nun zu den Produkten: Obwohl es einige Neuigkeiten zu vermelden gab, beschäftigte sich die gesamte Präsentation lediglich mit den Pixel 3-Smartphones, dem Google Home Hub sowie dem Pixel Slate. Die weiteren Vorstellungen vom Chromecast bis zum Pixel Stand lieferte man lediglich per Blogpost nach – obwohl auch für diese beiden Geräte sicher noch 5 Minuten Platz während der Präsentation gewesen wären. Offenbar spielen sie derzeit aber wohl keine so große Rolle.

Zuerst begeisterte man die Masse für den Google Home Hub, der die Smart Speaker auf die nächste Ebene bringen und das Display für viele visuelle Inhalte nutzen kann – von Assistant-Antworten über Foto-Alben bis hin zum Wetter oder einfach der Uhrzeit. Und währen in Deutschland schon die Kreditkarten herausgeholt wurden, wurde dann verkündet, dass der Google Home Hub lediglich in den USA, Großbritannien und Australien verfügbar ist. Informationen zu weiteren Ländern gab es nicht. So kann man sich auch selbst im Weg stehen und keine Millionen Geräte verkaufen.

Weiter ging es mit dem Pixel Slate, das wirklich überzeugen konnte und aus vielerlei Gründen Lust auf sich selbst gemacht hat. Erstmals bringt Google ein Gerät für den mobilen UND den Desktop-Einsatz – und das auch noch mit dem neuen Allrounder Chrome OS. Und während die Kreditkarten schon wieder am Tisch lagen, kamen die Enttäuschungen Schlag auf Schlag: 599 Dollar für das Tablet. 199 Dollar Extra für die Tastatur. Nochmal 99 Dollar für den Stift. Und natürlich nicht in Europa (mit Ausnahme von UK) verfügbar.

Weiter ging es mit den Pixel 3-Smartphones, die in diesem Jahr ebenfalls für viele Diskussionen gesorgt haben – insbesondere die XL-Variante. Google hat wie erwartet nur zwei Modelle vorgestellt, wobei das größere der beiden mit einer Notch versehen ist. Einige dürften sich daran mittlerweile gewöhnt haben, aber für viele ist das ein Grund, auf die vierte Generation zu hoffen, auf der die Notch vielleicht nicht mehr vorhanden ist. Überraschenderweise sind die Smartphones auch in Deutschland erhältlich – allerdings erst ab 849 Euro für die günstigste Variante (!). Coole Neuerungen wie Google Duplex gibt es aber nur für US-Nutzer. Und wieder wandert die Kreditkarte zurück.

Den Chromecast und den Pixel Stand hat man sich gleich ganz gespart und gar nicht erst mit auf die Bühne gebracht. Das war vielleicht auch besser so, denn auch hier gehen die Enttäuschungen weiter: Der Pixel Stand schlägt mit 79 Euro zu Buche und ist eigentlich nur eine Halterung inklusive drahtloser Ladefunktion. Alle weiteren Dinge werden direkt per Software auf dem Pixel-Smartphone geregelt. Und selbst der Chromecast, der auch in Deutschland längst etabliert ist, wird nicht vor 2019 hierzulande auf den Markt kommen. WTF?



Nicht nur Ich, sondern auch viele andere haben sich dann nach gut 1 Stunde und 10 Minuten gefragt: „Das war alles?“. Das Event ging schnell zu Ende, sowohl auf der Bühne als auch im Publikum wollte keine echte Stimmung aufkommen und selbst im Twitter-Stream wurde das Event schnell zerrissen. Für eine einfache Präsentation war es Okay, aber für die Next-Generation Hardware eines der größten Unternehmen der Welt war das deutlich zu wenig.

Man muss sich auch fragen, ob die andere Hardware vergessen wurde: Wo ist ein Nachfolger des Google Home? Wo waren die wirklich neuen Geräte? Wann kommt endlich ein Chromebook mal wieder nach Deutschland? Wann kommen die Pixel Watches? Alles Fragen, auf die es leider keine Antwort gab und mit denen sich Googles Hardware-Abteilung selbst das Leben schwer macht. Wenn die derzeit US-only Geräte dann (vielleicht) im Frühjahr 2019 auf den deutschen Markt kommen, will sie auch niemand mehr haben, denn bis dahin hat die Konkurrenz nachgezogen und Googles eigene Nachfolger stehen schon wieder in den Startlöchern.

Das nächste große Google-Event wird es vermutlich erst wieder im Frühjahr 2019 mit der Google I/O geben, die traditionell deutlich größer ausfällt. Bis dahin könnt ihr euch das Made by Google 2018-Event noch einmal ansehen.

» Made by Google: Die Live-Präsentation der neuen Google-Hardware
» Made by Google 2018: Das war Googles großes Hardware-Event mit einigen neuen Produkten (Video)




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comment 5 Kommentare zum Thema "Made by Google 2018: Das große Google-Event war für deutsche Nutzer mehr als enttäuschend (Kommentar)"

  • Das Problem sind ja die ewigen Leaks, den Blogs ist jeder noch so kleine Schnipsel ein Megabeitrag wert. Gefühlt hab ich den ersten Pixel3 Blogbeitrag vor 5 Monaten gelesen. Ja da bleibt dann am Ende nicht mehr viel und man schreibt einfach das geleakte nochmal nach dem Event zusammen. Würde man einfach mal abwarten wäre es eine echte Meldung mit mehreren neuen Geräten , Funktionen etc…

    • Das ist der Punkt, ich mag all diese Leaks auch nicht. Aber dann ist es an Google, das durch höhere Sicherheit zu verhindern.
      Natürlich schreiben wir auch darüber, aber da diese Leaks an Hundert anderen Stellen im Web auftauchen, sind wir eben „gezwungen“ darüber zu berichten und können nicht den Ahnungslosen spielen.

  • Die Leaks sind möglicherweise auch zum Teil schuld an dieser recht farblosen Veranstaltung, aber wie in dem Artikel richtig bemerkt, sind es vor allem die vorgestellten Produkte. Die Google Strategie, auch insbesondere für Chrome OS, bleibt nach wie vor extrem rätselhaft. Warum dabei grundsätzlich nur den englischsprachige Raum versorgt wird, erschließt sich mir nicht. Ebenso was man mit dem Slate vorhat. Eigentlich ein schönes Gerät, aber man kann weder den Speicher selbst per SD Karte erweitern noch, ohne gleich auf die teurere Prozessorvariante wechseln zu müssen, mehr direkt mitbestellen. Die Preise sind zudem alles andere als konkurrenzfähig. 200$ nur für die Tastatur? Microsoft kann sich an der Stelle wieder ruhig zurücklehnen.

  • Bitte bitte bitte mit Zucker drauf: Bringt das Nexus zurück. Ich brauche die Highend-Hardware nicht (und erst recht keine doppelte Selfie-Cam, ernsthaft: welche 14jährige kann sich so ein Telefon leisten), ich will einfach nur zeitnahe Updates.

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