Alphabet Quartalszahlen: Trotz riesiger Verluste haben die Google-Schwestern eine große Zukunft vor sich

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Gestern Abend hat die Google-Mutter Alphabet wieder einmal glänzende Quartalszahlen vorgelegt und konnte sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn (unter Vorbehalt) kräftig zulegen. Doch die guten Zahlen der Cash-Cow Google werden von zwei starken Belastungen überschattet: Der 5 Milliarden Dollar-Strafe der EU-Kommission sowie von den vielen weiteren Alphabet-Unternehmen, die bald einen Verlust von 1 Milliarde Dollar pro Quartal (!) einfahren könnten.


Die Milliardenstrafe der EU war für Google absehbar und wurde deshalb auch in den Zahlen für das 2. Quartal berücksichtigt, obwohl sie erst im 3. Quartal verkündet wurde. Die Zahlung von gut fünf Milliarden Dollar wird noch nicht fällig, da Google das Urteil anfechtet und so vor allem auch auf Lockerung der Restriktionen hofft, die das Android-Ökosystem schwer beschädigen könnten. Dennoch wurde eine entsprechende Rücklage gebildet, die das Ergebnis stark belastet.

Alphabet Struktur

Die bisher höchste jemals in der EU verhängte Einzelstrafe gegen ein Unternehmen hat trotz ihrer Höhe von 5 Milliarden Dollar nicht dazu geführt, dass das Unternehmen in die Verlustzone rutscht. Tatsächlich konnte Alphabet dennoch von Anfang April bis Ende Juni einen Gewinn von 2,8 Milliarden Dollar erwirtschaften. Ohne die Rücklage für die Strafzahlung wären es sogar nahezu 8 Milliarden Dollar gewesen – der zweithöchste Gewinn aller Zeiten, der nur vom 1. Quartal 2018 übertroffen wird.

Doch es gibt noch eine andere starke Belastung der Zahlen, nämlich die vielen restlichen Unternehmen der Alphabet Holding. Diese haben bei einem Umsatz von 145 Millionen Dollar einen Verlust von 732 Millionen Dollar eingefahren – 100 Millionen Dollar mehr als im Jahr zuvor. Zwar gab es bereits Quartale, in denen der Verlust eingedämmt werden konnte, aber der Trend zeigt noch immer nach oben. Da die Google-Gewinne aber noch schneller steigen als die Alphabet-Verluste, lässt sich das derzeit noch leicht kaschieren.

Nun wurden bereits erste Stimmen laut, dass das Alphabet-Konzept offenbar nicht aufgeht und die gesamte Holding nur die teuren Hobbys von Larry Page finanzieren soll. Doch tatsächlich sieht es eigentlich sehr viel rosiger aus, als es auf den ersten Blick scheint.



Alphabet fasst alle Umsätze und Gewinne außerhalb von Google lediglich mit „Other Bets“ zusammen, ohne diese näher aufzuschlüsseln. Es ist also nicht leicht zu sagen, wie sich diese Zahlen zusammensetzen. Es ist also durchaus möglich, dass eines oder mehrere der Unternehmen bereits Gewinn erwirtschaften, der von den Schwestern aufgefressen wird. Mit einem näheren Blick auf die Entwicklung der Unternehmen kann man aber zumindest eine ungefähre Ahnung bekommen.

Waymo
Waymo hat in den letzten Wochen über 80.000 Fahrzeuge (!) bestellt(20.000 Jaguar I-PACE, 62.000 Chrysler Pacifica), was vermutlich hohe Anzahlungen zur Folge hatte, die mit für den starken Verlust verantwortlich sind. Der Kauf von neuen Fahrzeugen wird zwar ein dauerhafter Posten sein, aber dennoch steht Waymo kurz vor dem Start des öffentlichen Taxi-Dienstes und wird dann endlich echtes Geld verdienen – und das vermutlich nicht zu wenig. Man kann davon ausgehen, dass sich Waymo relativ schnell selbst tragen und vielleicht auch signifikante Gewinne abwerfen kann. Nicht umsonst soll der Firmenwert bald bei 100 Milliarden Dollar liegen.

Verily
Das Unternehmen Verily ist ebenfalls sehr aktiv und hat einige vielversprechende Forschungen und Produkte im Angebot, die schon bald große Umsätze und Gewinne versprechen. Verily hat bald Produkte zur Diabetes-Bekämpfung, der Überwachung der Gesundheit und einiges mehr im Angebot. Unter anderem kann man schon bald Herzkrankheiten prognostizieren und die Blutabnahme revolutionieren. Wenn nur eines dieser Projekte tatsächlich „abhebt“, sind große Umsätze in Aussicht.

Deepmind
Die Google-Schwester Deepmind macht große Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz und macht derzeit vor allem noch durch viele Forschungen von sich reden, während es noch keine kommerziellen Produkte gibt. Ob sich das in Zukunft ändern wird oder die vielen Erkenntnisse einfach zur Mutter Google weitergegeben werden, lässt sich schwer vorhersagen. Dennoch ist Deepmind einer der Vorreiter in diesem sehr wichtigen Zukunftsmarkt und hat eine eben solche große Zukunft vor sich.

Sidewalk Labs
Die Sidewalk Labs sind ein nicht ganz so stark beäugtes Unternehmen von Alphabet, aber das könnte sich schon bald ändern. Das Unternehmen möchte ganze Städte revolutionieren und neu bauen und hat gerade erst ein sehr großes Projekt begonnen. In diesem Bereich, nämlich dem Aufbau von Smart Citys, dürfte sich in Zukunft sehr viel Geld verdienen lassen. Sicherlich ein sehr langfristiges Projekt, aber schlussendlich hat es das Potenzial für Umsätze in Milliardenhöhe.



Loon & Wing
Erst vor wenigen Tagen wurden die X-Projekte Loon und Wing zu Alphabet-Unternehmen und sind damit ebenfalls bereit, sich langsam an das Geld verdienen zu machen. Loon wird schon im kommenden Jahr ein Mobilfunknetz in Kenia starten und damit erste Umsätze erzielen. Ob sich die beiden Unternehmen zu Cash-Cows entwickeln sei mal dahin gestellt, aber als Infrastruktur-Anbieter lässt sich häufig viel Geld verdienen. Die Lieferdrohnen von Wing haben hingegen sehr große Konkurrenz und werden es auch in Zukunft schwer haben.


Nicht umsonst fasst Alphabet alle anderen Unternehmen unter „Other Bets“ zusammen (andere Wetten) – denn das sind sie auch. Es sind sehr teure Spekulationen über zukünftige Technologien, die abheben können, aber eben auch abstürzen könnten. Viele dieser Unternehmen haben ein riesiges Potenzial und selbst wenn einige Unternehmen sich nicht am Markt durchsetzen können, haben sich die vielen Milliarden Dollar für Alphabet ausgezahlt.

So lange es bei Google glänzend läuft, sind diese hohen Kosten kein Problem – und trotz der Größe des Unternehmens gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass sich das Wachstum verlangsamen könnte. Aber natürlich wird auch eines Tages der „Google-Zenit“ kommen und die Umsätze werden schrumpfen – und bis dahin sollten zumindest einige Alphabet-Unternehmen auf Kurs gebracht sein und die Holding stützen.

Siehe auch
» Alphabet Quartalszahlen 2/2018: 32,65 Milliarden Dollar Umsatz; 2,8 Milliarden Dollar Gewinn – trotz EU-Strafe
» Google / Alphabet Quartalszahlen in der Übersicht
» Aktuelle Struktur der Alphabet Inc.: Aus diesen Unternehmen besteht die Holding der Google-Mutter
» Cash-Cow Google: Alphabet gibt offizielle Einblicke in die Hierarchie der Holding




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comment 1 Kommentare zum Thema "Alphabet Quartalszahlen: Trotz riesiger Verluste haben die Google-Schwestern eine große Zukunft vor sich"

  • Das haben die „ersten Stimmen“ aber früh gemerkt, das die Alphabet Holding nur den einen Zweck hat. Google ist und bleibt auf absehbare Zeit die Cash Cow von Alphabet welche die verlustreichen Geschäfte finanziert. Page und Brin können sich damit weiter teuren Spielereien widmen die gesellschaftsrechtlich von Google getrennt wurden um die Börse zu besänftigen aber von der Suchmaschine finanziert werden. Ein Täuschungsmanöver also.

    Ob aus den „Other Bets“ jemals profitable Unternehmen werden, sei mal dahingestellt. @GWB: Zweiter Versuch da mein erster Kommentar verschwunden ist. Und könntet ihr vielleicht mal die quellen einstellen wo die ersten Stimmen sich geäußert haben ? Mich würde das mal interessieren.

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