DSGVO: Google und Facebook sind die großen Gewinner der Datenschutz-Grundverordnung

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Ab dem morgigen 25. Mai 2018 ist die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verpflichtend von allen im europäischen Raum aktiven Unternehmen umzusetzen und sorgt wohl noch weit darüber hinaus für große Diskussionen. Insbesondere die Web-Giganten dürften von den neuen Regeln sogar noch profitieren und haben einen gewichtigen Vorteil gegenüber den Hunderttausenden KMUs im europäischen Wirtschaftsraum: Sie könne ihren Nutzern praktisch alles unterjubeln.


Eigentlich ist die DSGVO schon vor gut zwei Jahren in Kraft getreten, aber erst ab dem 25. Mai 2018 muss sie verpflichtend umgesetzt werden – was seit langer Zeit bekannt ist. Dennoch scheinen nur die wenigsten darauf vorbereitet und noch weniger wissen, was dieses Schreckgespenst überhaupt bedeutet. Unternehmen aller Größe sind seit Wochen im Panikmodus und müssen die Versäumnisse der vergangenen Wochen nun eiligst nachholen. Gerade kleine Unternehmen können daran schnell verzweifeln.

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Die Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung ist ein großer Kraftakt und hat ursprünglich wohl auch das Ziel gehabt, der Datensammelwut der großen IT-Giganten Einhalt zu gebieten – doch genau das hat man damit eben nicht erreicht. Zwar hat sich in Sachen Transparenz sehr viel getan – was auf jeden Fall zu begrüßen ist – aber das eigentliche Datensammeln und auch die Auswertung wird von der neuen Gesetzgebung nicht berührt. Google hatte schon seit Jahren eine große Transparenz an den Tag gelegt, aber nun mussten auch alle anderen Unternehmen nachziehen.

Die neuen EU-Datenschutzregeln werden die kleinen Spieler vom Markt verdrängen. Gewinnen werden Google und Facebook.

Die Umsetzung der DSGVO stellt zwar alle Unternehmen vor eine große Herausforderung, aber für die Web-Giganten ist das Tagesgeschäft und ist sowohl finanziell als auch personell leicht zu verkraften. Viel schwerer ist es für kleine Unternehmen, die nicht die Ressourcen haben/hatten, dies alles umzusetzen. Geschafft haben es die meisten, aber häufig mit großen Abstrichen. Wie groß der Aufwand tatsächlich ist, zeigt sich daran, dass Google ganze 500 Jahre Arbeitsstunden investieren musste, was vielen Millionen Euro entspricht.




Für Google, Facebook, Apple, Microsoft und den anderen großen Unternehmen ist es ein leichtes, ihre Nutzer von den neuen Datenschutzbestimmungen zu „überzeugen“. Kaum ein Nutzer kann sich vorstellen, auf die Dienste von Google und Facebook zu verzichten und wird somit einfach alles abnicken, was ihm vorgelegt wird. Zwar sind die Datenschutzbestimmungen nun deutlicher leichter und ohne Jura-Studium lesbar, aber dennoch kann man davon ausgehen, dass 99 Prozent der Nutzer diese niemals gelesen haben.

Wenn ich ein Produkt habe, das sehr nachgefragt ist, werde ich die Zustimmung natürlich leichter bekommen als ein kleines Unternehmen

Viele kleine Unternehmen wie etwa Onlineshops, Webportale oder andere Dienstleister haben es da deutlich schwerer. Die Flut der E-Mails der vergangenen Wochen mit den Datenschutzbestimmungen werden viele Nutzer wohl ignoriert haben und somit teilweise den Bestimmungen auch nicht zugestimmt haben – wodurch zahlreiche Kunden verloren gehen. Natürlich ist das deren eigenes Versäumnis, wenn die seit zwei Jahren geltende Verordnung erst jetzt panisch umgesetzt wird, aber auch die Großen haben bekanntlich erst in diesem Jahr merklich reagiert.

Facebook etwa hat die Umsetzung sogar dafür genutzt, den Nutzern die neue Gesichtserkennung unterzujubeln. Hat also funktioniert. Ich bin ganz ehrlich gespannt darauf, ob die DSGVO in ihrer aktuellen Form beibehalten oder vielleicht später etwas abgeschwächt wird – was aber wohl eher als Kapitulation aufgenommen werden dürfte.

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[futurezone]




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comment 8 Kommentare zum Thema "DSGVO: Google und Facebook sind die großen Gewinner der Datenschutz-Grundverordnung"

  • Der Unterschied ist ein anderer, viele kleine und mittelständische Unternehmen sind auf die Panikmache der vergangenen Monate hereingefallen. Wie z.B. dass man sich eine erneute Zustimmung für einen Newsletter einholen müsste. Die Großen haben lediglich ihre Datenschutzerklärung umgeschrieben, liest eh kaum jemand. Google und Facebook sind die Gewinner, weil überall steht sie wären die Gewinner. Doch am Ende müssen sie sich auch daran halten.

  • Die Newsletter-Bestätigungswelle dieser Tage ist eine schöne Gelegenheit, alle nie wirklich gewollten Newsletter los zu werden. Es ist eine Illusion der Anbieter, dass die mit vielen Tricks und Druck erreichten Abo-Zahlen wirklich „Kunden“ repräsentieren! Oft hatte man gar keine Möglichkeit, dem Newsletter-Bezug auszuweichen, manche senden sogar ganz ohne irgend ein Einverständnis, einfach weil man da mal was gekauft hat. Newsletter von Unternehmen, bei denen ich WIRKLICH regelmäßig Kundin bin und insofern auch mal an einem Angebot oder News aus dem Unternehmen interessiert bin, bestätige ich auch. Das sind so etwa 5%. Die meisten kenne ich nicht mal, die jetzt eine Bestätigung von mir wollen!

  • > Kaum ein Nutzer kann sich vorstellen, auf die Dienste von Google und Facebook zu verzichten und wird somit einfach alles abnicken, was ihm vorgelegt wird.

    Wenn einem die Daten so unwichtig sind, dass man sich auf jeden Knebelvertrag einlässt, dann tuts mir Leid.
    Alternativen gibt es zu Hauf.
    Mache ich in echt doch auch nicht im echten Leben, mich auf jedmöglichen Vertrag einlassen als würde mir nix anderes zur Wahl stehen.

    Ich habe seit Gingerbread bis Oreo Android genutzt und ordentlich daran rumgebastelt/geflashed/etc. pp
    Google Docs als es noch Docs hieß und Drive weit davon entfernt war zu existieren.

    Seit einem halben Jahr nutze ich absolut gar nichts mehr von Google. Weder als OS, Suche, Dienste noch als Browser, der permanent Google anfunkt und was nachweisbar nicht mal in Chromium oder Chromium-based Forks komplett entfernt werden konnte.

    Wenn mich mein Vermieter „kostenlos“ in einer Wohnung wohnen lässt und dafür einfach nur Überwachungskameras in meine Bude stellt, um mir aus meinem Verhalten und Gesprächen Werbung anzudrehen bzw. dieses an Dritte weitergibt, dann gehe ich solch einen Vertrag auch zu keiner Zeit ein. Aber digitale Daten sind ja absolut wayne, ortet mich doch am besten die ganze Zeit ich hab ja nichts zu verbergen.

  • Das glaube ich nicht. Die Sensibilität für den Schutz der persönlichen Daten ist für die Nutzer eine große Chance. Die DSGVO hat das wie ein Weckruf gewirkt.

  • Sowohl gegen Googel als auch Facebook sind seit Freitag Klagen in Milliardenhöhe eingegangen. Wartwn wir mal ab, ob das wirklich so ein großer Vorteil ist

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