Bericht: Google soll Ermittlern Identitäten von allen Personen rund um einem Tatort offengelegt haben

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Google erhält Tag für Tag Anfragen von Behörden weltweit, die aus Ermittlungs-technischen Gründen Zugriff auf die Daten der Nutzer haben möchten. In vielen Fällen lehnt Google die Herausgabe ab oder leitet nur stark zensierte Daten weiter, aber möglicherweise ist das im Fall von Standortdaten anders. Jetzt ist ein Fall aus den USA bekannt geworden, laut dem Google die Standortdaten von Dutzenden oder gar Hunderten Nutzer freigegeben haben soll.


Da Google vor allem auch vom Vertrauen der Nutzer in das Unternehmen und die Produkte lebt, geht man zum Schutz der Nutzerdaten sehr weit und lässt es auch schon einmal auf Prozesse ankommen. Alle Anfragen von Behörden weltweit, inklusive Googles jeweiliger Reaktion, sind sehr umfangreich im Transparency Report aufgeführt. Das gilt aber nur für gezielte Anfragen nach bestimmten Daten für eine Person. Doch bei einer Masse von Nutzern sieht das möglicherweise anders aus.

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Jetzt gibt es einen neuen Bericht, laut dem Google einer lokalen US-Polizei eine Liste von Nutzern zukommen lassen hat, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort aufgehalten haben sollen. Konkret geht es um eine Ermittlung bei zwei Schießereien im Abstand von mehr als einem halben Jahr, die von den Ermittlern als ein Fall betrachtet werden. Da es keine dringend Tatverdächtigen gibt und die Polizei wohl auch keine Spuren mehr hatte, hat man einfach mal bei Google angeklopft.

Konkret sollen die Ermittler bei Google nach Daten aller Nutzer angefragt haben, die sich zum Zeitpunkt der beiden Schießereien im Umkreis von 68.000 m² aufgehalten haben. Wichtig dabei sind die Überschneidungen in den beiden Fällen. Google soll die Daten herausgegeben haben und den Ermittlern auch zusätzliche Informationen zu den Menschen in Dutzenden von Apartments gegeben haben. Offiziell bestätigt ist das nicht und Google wollte sich auch nicht zu diesem Fall äußern, hatte aber zuvor die bereits angesprochenen strengen Richtlinien mitgeteilt.

We have a long-established process that determines how law enforcement may request data about our users. We carefully review each request and always push back when they are overly broad.




Da Google die Standortdaten von nahezu allen Smartphones ständig auswertet, sowohl Android als auch iOS und teilweise auch bei deaktivierter Standortfreigabe, hat das Unternehmen Informationen über den Live-Standort mehrerer Milliarden Menschen. Solche Daten sind für Behörden natürlich Gold wert, da die Suche nach Zeugen und die Eingrenzung von Tätern sehr viel leichter werden würde. Allerdings können so auch sehr schnell unbeteiligte in das Visier der Ermittler gelangen.

Normalerweise verwendet Google die Standortdaten für praktische Funktionen wie Popular Times, Waiting Times, Stau-Daten und vielen anderen praktischen Statistiken, die für alle Menschen interessant sind. Diese Daten sind aber stets anonymisiert und ermöglichen keinen Rückschluss auf die Anzahl oder Identität von Personen. Doch bei der Freigabe dieser Daten an Ermittlungsbehörden sieht das ganz anders aus.

Der Bericht stammt nur von einem lokalen Sender, da Google diesen aber nicht dementieren wollte, dürfte schon etwas Wahrheit dahinter sein. Dennoch handelt es sich nur um einen bekannten Einzelfall, der keinen Rückschluss auf die weltweiten Anfragen und Herausgaben von Daten erlaubt. Dass solche Daten vorhanden sind und auch herausgegeben werden könnten, ist aber ein Fakt. Ob man das gut findet oder nicht, jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten, muss jeder für sich selbst bewerten.

[TechCrunch]




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comment 2 Kommentare zum Thema "Bericht: Google soll Ermittlern Identitäten von allen Personen rund um einem Tatort offengelegt haben"

  • Ehrlich gesagt wäre ich schon dafür, dass die Behörden in Ausnahmefällen an Bewegungsdaten kommen. Insbesondere immer dann, wenn das Allgemeinwohl im Vordergrund steht.

    • Ach Uschi…. nach Interpretation der Nazis stand damals auch das „Allgemeinwohl“ im Vordergrund.

      Wenn man im Moment auch auf Seiten der Machthaber im Staate steht, zumindest aber deren moralische Integrität postuliert, dann sollte man bei einer solchen Entscheidung nicht vergessen, dass sich die politischen Zeiten auch wieder grundlegend ändern können. Freiheit ist das viel höhere Gut.

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