Trotz Deaktivierung durch den Nutzer: Android-Smartphones senden ständig den Standort an Google

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Es gibt mittlerweile mehr als zwei Milliarden Android-Nutzer, und ein Großteil davon sendet ständig den aktuellen Standort des Nutzers inklusive Verlauf an Google und nutzt diese Daten für eine ganze Reihe von Angeboten. Doch einige Nutzer möchten das nicht und haben aus diesem Grund die Location Services bzw. den Standortverlauf deaktiviert. Doch wie aus Recherchen nun hervorgegangen ist, hat Google trotz Deaktivierung ständige Standortdaten erhalten – und das schon seit vielen Monaten.


Aufgrund der vielen Vorteile, und durch die Abfrage direkt bei der Einrichtung, dürfte ein Großteil der Android-Nutzer den Standortverlauf wohl aktiviert haben. Erst dadurch werden Informationen zur Verkehrslage in den Google Maps möglich, Funktionen wie Popular Times oder auch Wait Times können nur auf Grundlage dieser Daten ermittelt werden und natürlich auch der Standortverlauf in den Maps selbst kann nur so angezeigt werden. Aber die Daten werden auch zu Werbezwecken verwendet.

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Hat man den Standortverlauf deaktiviert, sollten die Smartphones im Normalfall keine Daten mehr an Google senden und der Standort des Nutzers nicht mehr erfasst oder gespeichert werden. Doch wie nun herausgekommen ist, wurden diese Daten dennoch seit 11 Monaten von allen Nutzern gesammelt. Es wurden ständig Daten über den aktuellen Standort des Nutzers anhand des Mobilfunknetzes bzw. dem eingeloggten Funkmasten an Google gesendet. Ein Unternehmens-Sprecher hat das mittlerweile auch offiziell bestätigt.

The cell tower addresses have been included in information sent to the system Google uses to manage push notifications and messages on Android phones for the past 11 months, according to a Google spokesperson. The were never used or stored, the spokesperson said, and the company is now taking steps to end the practice after being contacted by Quartz.

Laut Google wurden die Daten bereits seit Anfang des Jahres gesendet, wurden aber vom Unternehmen niemals verwendet und auch nicht gespeichert. Sie waren laut einem Sprecher einfach nur das Nebenprodukt des Push Systems, mit dem Daten in beide Richtungen gesendet werden können. Die Einstellungen der Location Services wurden also tatsächlich beachtet, die Daten dann aber auf anderem Wege gesendet. Selbst ohne eingelegte SIM-Karte wurde der Standort über WLAN gesendet.



Auch wenn Google die Daten nach eigenen Aussagen nicht verwendet hat, hätten sie natürlich auf dem Weg zum Unternehmen auch abgefangen werden können und so von anderen gesehen werden. Insbesondere für Personen, denen die Privatsphäre sehr wichtig ist oder die vielleicht auch in der Öffentlichkeit stehen, ist das eine reelle Gefahr. Google hatte gerade erst einen erweiterten Schutz für High Profile-User eingeführt, die genau so einen Schutz wohl ebenfalls benötigen würden.

Nachdem diese Praxis entdeckt worden ist, hat Google nun versprochen, die Sammlung umgehend einzustellen und bis zum Ende dieses Monats keine automatischen Daten mehr zu senden. Fraglich ist natürlich, ob man bei Google selbst keine Kenntnis von diesen Daten hatte, oder einfach nur dachte dass es damit getan ist, dass die Daten nicht gespeichert und ausgewertet werden. Ein fader Beigeschmack bleibt natürlich, denn wenn die Deaktivierung so einfach ist, hätte man sie auch schon von Anfang an selbst vornehmen können.

According to the Google spokesperson, the company’s system that controls its push notifications and messages is “distinctly separate from Location Services, which provide a device’s location to apps.”

Die beiden Systeme operieren vollkommen unabhängig voneinander, aber dennoch bleibt die Frage, warum man die Abfrage dieser Daten zum Jahresanfang begonnen hatte, wenn man sie überhaupt nicht benötigt bzw. warum die Einstellungen des Nutzers nicht respektiert wurden.

Siehe auch
» PR-Supergau für Google Home Mini: Testgerät nahm alle Gespräche auf und sendete sie an Google-Server

[9to5Google]

UPDATE
» Android: Sammlung von Standort-Daten könnte für Google noch ein Nachspiel haben – Behörden ermitteln




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comment 4 Kommentare zum Thema "Trotz Deaktivierung durch den Nutzer: Android-Smartphones senden ständig den Standort an Google"

  • Im zitierten englischen Original steht nichts von WLAN-Daten für die Standortbestimmung. Es wurde die CELL-ID der Funkverbindung übertragen. Um den konkreten Standort zu bestimmen braucht es für Triangulation dann neben der Funkstärke auch 2 weitere Funktürme. Diese Informationen – korrigiere mich – wurden nicht übertragen.
    Ich geh‘ mal davon aus, dass Benachrichtigungen zu globalen Aspekten bei mehreren Funkzellenwechseln sinnvoll sind. Oder wenn man länger an einem ist. Dafür ist die Info ja gut; nur eben weniger präzise, wenn die Standortservices aus sind.

    • Auch in meinem Artikel steht nichts von WLAN, sondern nur dass die Daten nachträglich per WLAN übermittelt worden sind.
      Ganz exakt sind die Daten zwar nicht, aber allein die Information über den aktuell verwendeten Mobilfunkmast reichen für eine ungefähre Standortbestimmung aus, nur eben nicht straßengenau.

Kommentare sind geschlossen.