PR-Supergau für Google Home Mini: Testgerät nahm alle Gespräche auf und sendete sie an Google-Server

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Die diversen smarten Assistenten von den verschiedensten Herstellern lassen sich alle mit einem magischen Keyword aktivieren und führen die anschließenden folgenden Befehle aus bzw. beantworten die Fragen. Einem AndroidPolice-Tester ist nun aber bei einer frühen Version des Google Home Mini aufgefallen, dass der Assistent die ganze Zeit alle Gespräche aufgenommen und an Googles Server gesendet hat. Dabei handelte es sich zwar um ein technisches Problem, aber der PR-Gau ist dennoch perfekt.


Wir sind mittlerweile von smarten Assistenten umgeben und tragen sie nicht nur auf dem Smartphone in der Hosentasche mit uns herum, sondern tragen sie mit Smartwatches auch am Handgelenk, stecken sie uns mit den Pixel Buds in die Ohren und stellen sie uns in Form der smarten Lautsprecher selbst in das Wohnzimmer. Dass die Geräte rund um die Uhr auf den Nutzer hören und jedes Wort aufzeichnen lässt einige erschaudern und andere begeistern – erste Gruppe bekommt mit folgender Meldung nun neue Nahrung.

google home mini

Direkt nach der Präsentation des Google Home Mini hat Google eine Reihe von Testgeräten – 4.000 um genau zu sein – an Journalisten, Blogger und andere Gruppen versendet, um diese ausführlich testen zu lassen und Reviews bereit zu stellen. Eines dieser Geräte hat auch AndroidPolice bekommen, das einen schweren Fehler entdeckt hat: Statt nur auf die magischen Worte „OK, Google“ zu hören, hat die Mini-Variante ständig und rund um die Uhr angeschlagen – und das tausende male pro Tag. Ein eindeutiger Defekt.

Das für sich ist schon ein sehr nerviges Problem, aber es ist vor allem auch ein Datenschutz-Problem: Alle nach der Aktivierung des Assistenten gesprochenen Wörter werden zur Auswertung an Googles Server gesendet und mitgeschnitten. Wen es interessiert, diese Mitschnitte lassen sich alle wieder aufrufen. Und hier beginnt das viel größere Problem. Normalerweise beginnt die Aufzeichung erst nach dem „OK, Google“, das noch lokal erkannt wird. Durch die ständige Aktivierung hingegen wurde jedes Gespräch und jedes Geräusch in der Wohnung des Redakteurs aufgezeichnet.

Natürlich hat er dieses Problem an Google gemeldet, und tatsächlich bekam er bereits nach 10 Minuten (!) eine Antwort und wenige Stunden später waren Ingenieure des Unternehmens auf dem Weg zu ihm. Man sieht also, dass Google das unglaublich ernst nimmt – und natürlich auch muss.



Es stellte sich heraus, dass es sich dabei nicht um ein Software-Problem handelt, sondern um einen Hardware-Defekt. Die Geräte lassen sich nicht nur über das Keyword sondern auch über die obige Touch-Fläche aktivieren – und genau diese war defekt und hat dauerhaft ausgelöst. Das Gerät dachte also, dass es ständig ausgelöst wird und hat dadurch alles mitgeschnitten. Laut Google sind von diesem Problem nur sehr wenige der 4.000 Vorserien-Geräte betroffen, als Sicherheitsmaßnahme hat man die Touch-Fläche nun aber erstmal per Update deaktiviert.

Das Unternehmen hat klar gestellt, dass die Serienproduktion nicht betroffen ist, so dass die normalen Käufer keine Sorge vor einem solchen Problem und dem Datenschutz-Supergau haben müssen. Dennoch kommt eine solche Meldung natürlich zur Unzeit und könnte das Unbehagen vor diesen Assistenten weiter schüren – und natürlich auch das Image der Datenkrake weiter fördern. In diesem Punkt stehen aber Google, Amazon und alle anderen Hersteller am selben Pranger.

Auf AndroidPolice wird die ganze Story noch einmal ausführlich erzählt, wirklich interessant. Aber da Google vorbildlich reagiert hat, könnte es dem Unternehmen vielleicht auch positiv angerechnet werden.

Wer seinen eigenen Home überprüfen möchte, kann sich alle Mitschnitte des Google Assistant hier anhören.

[AndroidPolice]

UPDATE
» Nach Defekt: Die Touch-Funktion des Google Home Mini wird dauerhaft deaktiviert




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comment 6 Kommentare zum Thema "PR-Supergau für Google Home Mini: Testgerät nahm alle Gespräche auf und sendete sie an Google-Server"

    • Wieso?
      Selbst wenn es ein technische Defekt war, stärkt das nicht unbedingt das Vertrauen der Nutzer in solche Geräte.
      Das Unbehagen gegen die Assistenten ist ohnehin schon sehr groß und da reicht jedes kleine Tröpfchen aus.

  • Datenkrake, Supergau, Pranger…
    Muss Kobi Recht geben: Eure Artikel hier sind leider oft sehr clickbaitig und an einigen Stellen irreführend und fast böswillig unterstellend. Das habt Ihr doch eigentlich nicht nötig.
    Rund um G Suite und Business-Tools von Google bieten wir gern an, vor Veröffentlichungen kurzfristig noch mal mit Euch in Dialog zu gehen, um Vermutungen/Behauptungen um Informationen und Hintergründen zu ergänzen. Ihr habt meine E-Mail-Adresse; gern via Hangout anfunken.

    • Einen guten Titel für einen Artikel zu finden ist nicht immer leicht, und vielleicht schießt man auch manchmal über das Ziel hinaus.
      Aber Clickbaiting war und ist nie meine Absicht, denn sonst könnten die Überschriften häufig noch ganz anders klingen. 😉
      Ich versuche oft, möglichst viele Infos schon in die Überschrift zu bringen, was man von vielen anderen Webseiten nicht behaupten kann.
      Und den Grund für diese Überschrift habe ich ja bereits erklärt 🙂

  • Ich sehe hier kein Problem mit den Begriffen. Sie sind nun mal gängig für die genannten Unternehmen und (fast) jeder würde da mitgehen. Die Problematik ist gut und knapp beschrieben. Und letztendlich ist es auch ein Supergau für Google und Co. wenn so etwas passiert. Egal wie gut oder schlecht es hinterher gelöst wird.

  • @TC: steigere mal Supergau 😉
    Ich habe davon erst hier erfahren und es betrifft eine klein(st)e Gruppe. Wenn es in der Tagesschau als erstes Thema kommt… dann würde ich von einem Supergau sprechen. Neues in Deutschland erst mal runterzureden ist eine Unsitte, die wir langsam ablegen können. Im Artikel werden die Hintergründe ja zumindest noch erläutert und – wenn auch negativ konnotiert – korrekt dargestellt.

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