Googles Sexismus-Debatte: Town-Hall-Meeting abgesagt; Verfasser und Mitarbeiterinnen wollen klagen

google 

Auch gut eine Woche nachdem ein sexistisches Memo Google-intern für viel Wirbel gesorgt hat, kommt das Unternehmen nicht zur Ruhe: In den vergangenen Tagen haben sich die Ereignisse weiter überschlagen und das Thema wird Google wohl noch deutlich länger beschäftigen, als es dem Unternehmen lieb ist. Eine kurze Zusammenfassung über alles, was in dieser Woche rund um dieses Thema bereits passiert ist.


Ende der vergangenen Woche ging Google-intern plötzlich ein Dokument viral, das den Titel „Google’s Ideological Echo Chamber“ trägt und von praktischen allen Mitarbeitern und vor allem Mitarbeiterinnen gelesen worden sein soll. In dem Dokument geht es darum, dass die Diversitäts-Bemühungen des Unternehmens eingestellt werden sollten und Frauen aufgrund ihrer Einschränkungen einfach keinen so guten Job in der IT-Branche machen können wie Männer und dementsprechend auch weiterhin weniger verdienen sollten.

googleplex

James Damore profiliert sich und will klagen

Das Dokument hat für so viel Wirbel gesorgt, dass einige Mitarbeiterinnen offen mit ihrer Kündigung gedroht haben, wenn es keine harten Konsequenzen des Unternehmens gibt. Doch das Unternehmen wartete bis Montag und vollzog erst dann erste Schritte: Der Mitarbeiter wurde gekündigt und Google-CEO Sundar Pichai brach sogar seinen Urlaub nach nur einem Tag ab um intern wieder für Ordnung zu sorgen. Doch das war dann nur der Anfang, und im Laufe der Woche gab es immer wieder neue Meldungen rund um das Thema.

james damore goolag

Der gekündigte Mitarbeiter James Damore ging an die Öffentlichkeit und zeigt sich mit obigem T-Shirt (Goolag) und hat auf YouTube ein langes Interview mit seiner Sicht der Dinge gegeben. Das Video habe ich unten eingebunden. Jetzt möchte Damore auch gegen seinen Rauswurf klagen, und er soll laut ersten Einschätzungen sehr gute Chancen haben zu gewinnen – es dürfte also auch noch teuer für Google werden. Dass Damore nicht an seinen Arbeitsplatz zurückkehren wird steht außer Frage, aber er wird sich seinen Golden Handshake wohl ordentlich versüßen lassen. Mittlerweile hat er sogar schon ein neues Job-Angebot: Von Wikileaks-Gründer Julian Assange.



Mitarbeiterinnen wollen klagen

Doch nicht nur der Verfasser selbst macht auf sich aufmerksam, denn auch einige Google-Mitarbeiterinnen wurden von dem Dokument und den daraus folgenden Diskussionen angestachelt: Mehr als 60 aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen des Unternehmens wollen nun Klage gegen Google einreichen, da sie schlechter bezahlt worden sein sollen als die männlichen Kollegen. Google hatte solche Vorwürfe immer wieder zurückgewiesen, aber so einfach wird man aus der Sache wohl nicht mehr herauskommen.

Für Google kommt das ganze zu einer Unzeit, denn das Unternehmen steht sowieso schon wegen diesem Thema vor Gericht und muss sich mit Vorwürfen über ungerechte Bezahlung konfrontieren lassen. Die Vorwürfe gingen schon so weit, dass Google den Prozess zur Festlegung des Gehalts öffentlich gemacht und gezeigt hat, dass es keine Möglichkeit für Sexismus bei der Bezahlung gibt – was aber eher nach hinten losgegangen ist.

google gehalt



Town-Hall-Meeting abgesagt

Sundar Pichai

Eigentlich hatte CEO Sundar Pichai zur Klärung des Themas ein Town-Hall-Meeting angesetzt, das bei Google traditionell am Freitag stattfindet und auf dem wichtige Punkte der Woche besprochen werden. Doch dieses musste jetzt aufgrund von Sicherheits-Bedenken abgesagt werden, da einige Mitarbeiter bedroht worden sein sollen. Pichai selbst hat das Meeting vor wenigen Stunden kurzfristig abgesagt.

Es wird intern wohl noch einiges aufzuarbeiten geben und für Pichai und auch die neue Diversitäts-Beauftragte könnte dieses Memo und die daraus folgenden Diskussionen noch zu einer großen Probe werden – denn wenn man erst einmal einen Aufstand im Konzern hat, wird man ihn so leicht nicht mehr los. Dem Arbeitsklima wird das nicht gerade zuträglich sein, aber so schnell wird sich das auch nicht aus der Welt schaffen lassen.

Google dürfte aber hoffentlich auch dieses Thema weiterhin transparent halten und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, denn ich kann mir sehr gut vorstellen dass auch andere Unternehmen von diesem Strudel erfasst werden und es ebenfalls Diskussionen um eine faire bzw. unfaire Bezahlung gibt.

Wer das Dokument noch nicht gelesen hat, kann es sich in unserem Artikel durchlesen und sich selbst eine Meinung bilden.

» GWB: Alle Informationen rund um das Dokument und seine Auswirkungen

[futurezone]




Teile diesen Artikel:

Facebook twitter Pocket Pocket

comment 8 Kommentare zum Thema "Googles Sexismus-Debatte: Town-Hall-Meeting abgesagt; Verfasser und Mitarbeiterinnen wollen klagen"

  • Der werte Jens kann das Original Dokument aber nicht gelesen haben, denn sonst würde er nicht so viel Flasche Tatsachenbehauptungen in den Blog-Post hier schreiben.

    „In dem Dokument geht es darum, dass die Diversitäts-Bemühungen des Unternehmens eingestellt werden sollten und Frauen aufgrund ihrer Einschränkungen einfach keinen so guten Job in der IT-Branche machen können wie Männer und dementsprechend auch weiterhin weniger verdienen sollten.“

    Das ist schlicht und ergreifend komplett Falsch und steht nicht einmal im Ansatz in dem Dokument.

    • Vielleicht haben wir zwei verschiedene Dokumente gelesen oder sie einfach anders interpretiert.
      Wortwörtlich steht das so natürlich nicht im Text, aber das ist die Botschaft die dabei herauskommt.

    • Nein, nicht im Geringsten, mann muss schon sehr viel manipulativ Argumentieren, damit es auch nur annähernd so erscheint. Die Angaben in dem Dokument sind allesamt Wissenschaftliche Tatsachen und es ist eine Dreistigkeit zu behaupten, dreinhaut wäre, das die „Diversitäts-Bemühungen des Unternehmens eingestellt werden sollten“ wenn im Dokument selbst eindeutig steht:

      „Stop alienating conservatives .
      ○ Viewpoint diversity is arguably the most important type of diversity and political
      orientation is one of the most fundamental and significant ways in which people
      view things differently.
      ○ In highly progressive environments, conservatives are a minority that feel like
      they need to stay in the closet to avoid open hostility . We should empower those
      with different ideologies to be able to express themselves.
      ○ Alienating conservatives is both non-inclusive and generally bad business
      because conservatives tend to be higher in conscientiousness , which is required for much of the drudgery and maintenance work characteristic of a mature company.“

      Und die Angegebenen Punkte als Sexistisch zu bezeichnen ist hast manipulativ und eine Bewusste Flasche Darstellung. Denn sie suggeriert ohne die Möglichkeit einer anderen Interpretation, das alle Menschen egal ob Geschlecht, Ethnie, Rasse, usw. 100% Gleich sind. Wenn das tatsächlich der Fall ist, ist es defacto Egal, ob Google einen Mann o. eine Frau für eine Position einstellt und jedweder Protest von Frauen (o. Männern) wäre in jeder Form ungerechtfertigt, weil ja alle gleich wären.

      Nein, er zeigt deutlich und wissenschaftlich dargelegt die Unterschiede auf und daher sind Sätze wie:

      „Frauen aufgrund ihrer >>Einschränkungen< http://quillette.com/2017/08/07/google-memo-four-scientists-respond/

      Besonders interessant ist das statement von Debra W Soh
      Zitat: „As a woman who’s worked in academia and within STEM, I didn’t find the memo offensive or sexist in the least. I found it to be a well thought out document, asking for greater tolerance for differences in opinion, and treating people as individuals instead of based on group membership.

      Within the field of neuroscience, sex differences between women and men—when it comes to brain structure and function and associated differences in personality and occupational preferences—are understood to be true, because the evidence for them (thousands of studies) is strong. This is not information that’s considered controversial or up for debate; if you tried to argue otherwise, or for purely social influences, you’d be laughed at.“

      Sorry, aber mit dem obigen Posting machen Sie sich absolut unglaubwürdig.

    • Super, ein ganzer Absatz wurde beim Einfügen verschluckt und die Autokorrektur (OS auf Englisch) hat massiv zugeschlagen…

    • Es mag schon sein dass wir dieses Thema verschieden interpretieren, es ist ja nicht umsonst sehr kontrovers in den Medien und auch innerhalb von Google diskutiert worden.
      Normalerweise drücke ich mich auch vor solchen Themen von denen ich keine Ahnung habe, aber angesichts der Schwere dieses Falls „muss“ ich eben darüber berichten und gebe mir schon einigermaßen Mühe, einen neutralen Standpunkt zu wahren.

  • Das Memo zieht wesentlich sanftere Schlussfolgerungen. Diese so zu übertreiben, dass am Ende rauskommt, dass Frauen weniger verdienen *sollen* oder nicht mehr teilnehmen *sollen*, wird seinen Aussagen nicht gerecht.

    Er sagt ledig, dass es natürliche Faktoren gibt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Unterschieden im Ergebnis führen. Das ist aber keine Zielvorstellung.

    Natürlich versucht die linke Presse jetzt auch, ihm Verallgemeinerungen anzuhängen (all Frauen vs. statistisch). Das ist doch nicht so schwer zu unterscheiden?! Wer fällt auf solche Argumente denn rein?

    Sein Hauptvorwurf ist, dass es nicht sozial erlaubt ist, über diese Dinge auch nur zu *reden*. Damit hat er recht.

  • Ich empfehle den folgenden Artikel „Was wirklich im ’sexistischen‘ Google-Manifest steht“ (https://www.ruhrbarone.de/das-google-manifest-im-volltext/145458) der unaufgeregt und – wie ich finde – objektiv das betreffende Manifest zusammenfasst.

    Wenn man sich damit beschäftigt, muss man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass der Autor des Manifests eher vorsichtig und – zumindest bemüht – rücksichtsvoll argumentiert. Man kann die Argumente natürlich für falsch halten (und möglicherweise sind sie das auch), aber das plumpe Etikett „sexistisch und Frauen sollen weniger verdienen“ wird dem Artikel keinesfalls gerecht.

    Man hat eher das Gefühl, also ob das Manifest nicht trotz, sondern gerade wegen seiner aufwändigen Argumentation und Vielschichtigkeit einen solchen Widerstand hervorruft. Und dann ist es eben allemal einfacher, wenn man das Etikett „sexistisch“ raufpappt und den Autor feuert, als sich argumentativ mit dem Manifest auseinandersetzt. Und das ist schade, gerade weil es sicher auch gute Argumente gegen das Manifest gibt.

    • Simpler Denkfehler:
      Die Übersetzung bei „Ruhrbarone“ ist IMO zum einen nicht besonders gut und spiegelt in der ZUsammenfassung spiegelt auch nur die europäische(deutsche) Sicht der Dinge wider.

      Aber „Mountain View“ ist wo ?

      Richtig…in den USA…und dort sieht man einige Dinge eben etwas anders als in Europa/Deutschland,
      Diese andere Sicht wird in keiner Übersetzung vermittelt…und ist auch prinzipiell nicht „übersetzbar“.
      Deshalb sollte man es hierzulande unterlassen, da irgendwelche Dinge „hineininterpretieren“
      Das kann nur schief gehen.

      d.h. Mehr als die Rolle des Zuschauers bleibt uns da in DE nicht.

Kommentare sind geschlossen.