Projekt „Die Bombe“: Mobilfunkanbieter drohen Google & Co. mit Werbe-Blockade

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Seit Jahren streiten sich die Netzbetreiber mit den großen Content-Lieferanten im Netz, zu denen eben auch Google gehört, um die Kosten für den ständigen Ausbau der Infrastruktur. Die IT-Giganten haben die Forderungen der Betreiber dabei in der Vergangenheit stets zurückgewiesen und verweisen darauf dass sie lediglich Inhalte zur Verfügung stellen, aber eben nicht für die Netze verantwortlich sind. Laut einem Bericht der Financial Times könnte es aber nun bald einen großen Knall geben, denn die Netzbetreiber planen angeblich die Blockierung von Werbebannern.


Jahrelang haben Google & Co. die Netze der Betreiber mit immer mehr Datenmengen belastet und haben so die Netzbetreiber in die Enge getrieben: Diese sind dazu gezwungen für viel Geld ihre Netze ständig aufzurüsten, können diese Kosten aber weder durch höhere Preise auf den Nutzer abwälzen noch wollen die eigentlichen Verursacher dieser Datenberge dafür gerade stehen. Während einige Anbieter wie Netflix dabei mittlerweile sogar bereit für einen Teil der Kosten aufzukommen und zahlen Gebühren für höhere Geschwindigkeiten.

Googlenet

Bisher hatten Google & Co. eine sehr starke Verhandlungsposition, denn zumindest in der Theorie haben sie Recht, dass sie nicht für die Erhaltung und den Ausbau der Netze verantwortlich sind. Um die IT-Giganten nun aber doch an den Verhandlungstisch zu bringen, haben sich die Netzbetreiber in Europa nun zusammen getan und wollen einen Plan durchführen der einer Erpressung gleichkommt: Sie drohen damit, dass die Auslieferung von Werbeanzeigen eingestellt wird. Diese sollen direkt beim Betreiber herausgefiltert werden und würden die Unternehmen an ihrere empfindlichsten Stelle treffen.

Welche Betreiber bei diesem Konsortium mit an Bord sind ist aktuell nicht bekannt, es soll aber unter anderem ein Unternehmen dabei sein dass mehr als 40 Millionen Kunden in Europa hat. Einer der Partner soll die dafür nötige Technologie bereits in seinem Rechenzentrum installiert haben und diese Ende 2015 scharf schalten, wenn die Unternehmen nicht bereit sind sich an den Verhandlungstisch zu begeben. Die Technologie wird vom israelischen Start-Up Shine geliefert. Das Vorhaben wird intern auch als das Projekt „Bombe“ bezeichnet. Sollte man diese Pläne tatsächlich umsetzen werden Google & Co. ihrere gesamten Finanzierungsgrundlage beraubt.



Es ist aktuell noch nicht abzusehen ob die Provider tatsächlich einen solchen Schritt erwägen oder es sich dabei nur um Drohgebährden handelt. Natürlich ist das ganze auch rechtlich ein großes Problem, denn dies kommt einer Zensur erste Güte gleich. Auch wenn die Nutzer eher noch von der Werbefreiheit profitieren, bekommen sie nicht mehr das ausgeliefert was der Server eigentlich abgeschickt hat. Um das zu umgehen sollen angeblich auch Angebote geplant sein, bei denen der Nutzer einen höheren Tarif zahlen muss und dafür Werbefreiheit bekommt. Betroffen sein sollen nur Bannerwerbungen, bezahlte Texte bei Facebook, Twitter & Co. sind nicht betroffen – und können technisch wohl auch nur sehr schwer in Echtzeit herausgefiltert werden.

Man darf gespannt sein wie Google auf diese Drohgebährden reagiert. Das man sich tatsächlich am Ausbau der Netze beteiligt halte ich aber nach derzeitigem Standpunkt für ausgeschlossen, da es einfach zu komplex ist. Was ist wenn Google zahlen will und Facebook nicht? Oder umgekehrt? Muss Netflix aufgrund der Datenmenge mehr zahlen als YouTube? Muss Amazon für seine Cloud-Dienste zahlen oder die darauf gehosteten Inhalte-Anbieter…?…

[Spiegel Online]




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