GEMA bricht Verhandlungen zu YouTube ab

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Die GEMA hat heute die Verhandlungen mit YouTube abgebrochen und ein Verfahren eingeleitet, das die von ihr geforderte Mindestvergütung neutral überprüfen soll. Diese Prüfung werde die Schiedsstelle beim Deutschen Patent- und Markenamt übernehmen. Weiterhin fordert die GEMA Google auf, die „die willkürliche Einblendung von Sperrtafeln zu unterlassen“.

Der Vertrag zwischen GEMA und YouTube zur Nutzung von Musikwerken auf YouTube regelte lief Ende März 2009 aus. Seit dem sperrt Google Musikvideos für Nutzer aus Deutschland. Sowohl von Google als auch von der GEMA wurde Mitte letzten Jahres bekannt, dass man gerne eine Einigung erzielen wolle. In der heutigen Pressemitteilung schreibt die GEMA: „Bis Januar 2013 konnte trotz beiderseitiger Bemühungen keine Einigung über die Frage der urheberrechtlichen Verantwortlichkeit des Services für die dort eingestellten Inhalte, noch über die Höhe der Vergütung erreicht werden. Daher ergreift die GEMA nun erste Maßnahmen, um eine angemessene Vergütung der Urheber sicherzustellen.“

Eine der Maßnahmen ist die Prüfung der Angemessenheit und Forderung von Schadensersatz. Die Antrage dazu wurden bei der Schiedsstelle eingereicht. „Hier gilt es, die Angemessenheit der von der GEMA geforderten Per-Stream-Minimumvergütung von 0,375 Cent überprüfen zu lassen. Mit dem Gang zur Schiedsstelle beim Deutschen Patent- und Markenamt als neutrale Instanz folgt die GEMA dem für diese Fälle vorgesehenen gesetzlichen Verfahren.“

Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender de GEMA, zu den Anträgen: „Unsere Position ist klar: Für die Nutzung des urheberrechtlich geschützten Repertoires müssen die Urheber angemessen entlohnt werden. Seit dem 1. April 2009 hat sich YouTube allen Vorschlägen einer angemessenen Lizenzierung verweigert. Das heißt, dass YouTube die von der GEMA wahrgenommenen Rechte unserer Mitglieder seitdem ohne jegliche Vergütung der Urheber nutzt. Aus unserer Sicht stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Eine Schadensersatzforderung ist aus unserer Sicht angebracht, weil die urheberrechtlich geschützten Musikwerke auf YouTube massenhaft genutzt und vermarktet werden.“

Weiterhin mahnt die GEMA YouTube wegen des Inhalts der Sperrtafeln ab: „Die Sperrtafeln tragen bis heute in großem Umfang dazu bei, die öffentliche und mediale Meinung in höchst irreführender Weise negativ zu beeinflussen. Durch den eingeblendeten Text wird der falsche Eindruck erweckt, dass die GEMA die Lizenzierung von Musiknutzung kategorisch verweigere. Tatsächlich war die GEMA jedoch immer dazu bereit eine Lizenz zu erteilen, die YouTube nach den gesetzlichen Regelungen auch jederzeit einseitig hätte erwerben können. YouTube war aber in der Vergangenheit aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen nicht bereit, diesen Weg einzuschlagen. Bislang haben wir in diesem Zusammenhang auf rechtliche Schritte bewusst verzichtet, um die laufenden Gespräche durch ein weiteres gerichtliches Verfahren nicht zu belasten“, erklärt Dr. Harald Heker das Vorgehen der GEMA. Sollte YouTube dieser Aufforderung nicht nachkommen, so wird die GEMA dem gesetzlich vorgesehenen Weg folgen und eine Unterlassungsklage bei dem zuständigen Gericht einreichen.

Die YouTube-Sprecherin für Deutschland, Mounira Latrache, sagte zu den Schritten der GEMA: „Wir sind von dem wiederholten Abbruch der Verhandlungen durch die GEMA überrascht und enttäuscht. YouTube ist der festen Überzeugung, dass Rechteinhaber und Musikschaffende von ihrer kreativen Arbeit auf YouTube profitieren sollen. Wir haben Dutzende von Verträgen mit Verwertungsgesellschaften für mehr als 45 Länder geschlossen, weil wir Musikschaffenden dadurch zu einer wichtigen Einnahmequelle verhelfen und wir Künstlern eine Plattform bieten, um entdeckt und bekannt zu werden. In Deutschland sind Künstlern, Komponisten, Autoren, Verlagen und Plattenfirmen diese Möglichkeiten durch die Entscheidungen der GEMA verwehrt. Wir setzen weiterhin alles daran, mit der GEMA eine dem Geschäftsmodell von YouTube entsprechende Lösung zu finden, damit wir in Deutschland wieder eine Einnahmequelle für Musiker und eine pulsierende Plattform für Musik-Liebhaber bieten können.“



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comment 18 Kommentare zum Thema "GEMA bricht Verhandlungen zu YouTube ab"

  • Wie sie den schwarzen Peter jetzt auf Google schieben wollen ist einfach nur frech und verlangen natürlich noch weiterhin ganz dreist diese utopischen Summen. Braucht man sich eigentlich auch gar nicht drüber wundern, wo diese Verbrecher von der EU bzw dem deutschen Rechtsstaat noch gestützt werden. Ist ne ganz schmutzige Sache, die da läuft und die leidtragenden sind Künstler & Verbraucher – schließlich müssen die auch noch ihre ganzen Prozesskosten bezahlen.

  • Haben die eigentlich noch alle Tassen im Schrank? 0,375 Cent per Stream ist eine astronomische Summe. Das kann niemals durch Werbeeinnahmen kompensiert werden! Ein Nena Song wurde etwa 1.721.161 mal gestreamt. Das wären dann 645.435 EURO für EINEN Song! Nehmen wir an, ein deutscher Star landet einen Hit wie Gangman Style. Das wären dann 434.251.253 EURO für EINEN Song! *g* wenn YouTube diesem Wahnsinn zustimmt, würden sie sich ihr Grab schaufeln. Die Jungs sind entweder nicht ganz bei Trost oder sie haben keine Ahnung um was es hier geht.

    • Ups ja, das Cent überlesen in der Aufregung 😉 Stimmt, so ist es nicht mehr ganz so heftig. In meinen Augen aber dennoch überzogen für EINEN einzigen durchschnittlichen Song 6454 EURO zu verlangen. Man bedenke, dass YouTube wohl die beste Werbung für einen Song ist, die man sich vorstellen kann. Da müsste man sich eigentlich ernsthaft die Frage stellen, WER von Beiden da zahlen sollte. Derartige überzogene Summen sind aber auf keinen Fall gerechtfertigt.

  • @Wolfgang:

    Nicht ganz richtig:

    Bei deinem Nena-Beispiel wären es 6454 € an Gebühren – und das kann man mit 1,7 Mio Views wohl schon einspielen 🙂

  • @Wolfgang: 0,375 CENT/Stream * 1721161 sind „nur“ 6.454,35 EURO. Immer noch teuer aber nicht mehr ganz so absurd.

    • @Jonathan: Teuer? Momentan ist der einzige, der an dem Song auf Youtube verdient Google. Selbst wenn mal überhaupt 6.000 Euro zusammen kommen, müssen die auf Komponist, Interpret, Produzent, Label und sonst wie viele Leute aufgeteilt werden. Und jetzt überleg dir, dass alle dieser Leute damit ihr Brot verdienen müssen.

      @Inspire: Dass Google der einzige ist, der momentan davon profitiert und zwar nicht zu schlecht (!) – und die Komponisten, Musiker etc. nichts davon sehen -, das ist das eigentliche Verbrechen hier!

    • Von mir aus kann die GEMA alle bekannten Songs bei Youtube sperren/löschen wie auch immer. Ich möchte dann aber mal gerne wissen, wie manche Künstler dann noch bekannt werden wollen. Gangsam Style wäre nie so bekannt, wenn er nicht diese Anzahl an Views bei Youtube hätte. Justin Bieber wäre ohne Youtube auch nicht bekannt geworden ( ein schöner Gedanke ).

      Künstler profitieren nicht kommerziell von Youtube. Sie könnten es aber. Kaum einer verlinkt seinen Song oder Album bei iTunes, nur so als Beispiel.

      Youtube bietet sehr gute Möglichkeiten für das Marketing und diese kann man auch nutzen. Heute kauft kaum einer mehr eine CD, daran sind aber die Künstler selber Schuld. Heute gibt es kaum noch gute Musik. Vor Jahren musste man von einem Fernsehsender zum anderen. Man war in Zeitungen wie der Bravo und man gab Konzerte.

      Gute Komponisten und Musiker könnten weiterhin gut verdienen, wenn die Labels nicht wären. Sie werfen soviel Musik auf den Markt, dass man die eigentlichen „Perlen“ lange suchen muss und da finde ich es gut, dass schlechte Künstler und Komponisten an der eigenen Unfähigkeit zu Grunde gehen.

    • „Gute Komponisten und Musiker könnten weiterhin gut verdienen, wenn die Labels nicht wären.“
      Das ist schlichtweg gelogen und absolut an den Tatsachen vorbei

    • Jeder kann mit Youtube-Videos Geld verdienen. Wenn Werbung eingeblendet wird, dann passiert das auf ausdrücklichen Wunsch des Uploaders. Und der verdient daran ein wenig. Wenn es wirklich viele Views sind, verdient er auch viel. Manche verdienen damit ihren Lebensunterhalt.

      Soviel zum Thema „Nur Google verdient“.

    • @laZee:
      Natürlich verdient jeder, der selber die Musik von sich hochlädt und damit erfolgreich ist mit.
      Nur wird Musik eben mehr von anderen als von den Musikern selber hochgeladen und die allerwenigsten Künstler verdienen an YouTube-Videos. Google macht damit allerdings Milliarden. Sollen sie auch gerne machen.
      Aber selbst im Radio und Fernsehen ist es Gang und Gebe, dass die Künstler bezahlt werden.

      @Thomas: Das ist eine sehr subjektive Sichtweise und nicht wirklich belegbar. Tatsächlich würde ich auch widersprechen. Heutzutage gibt es sehr viel sehr gute Musik. Damals wie heute war „einfache Musik“ trotzdem immer populärer als „anspruchsvolle, gute Musik“.

  • Man sollte sich dies bezüglich natürlich auch die Opportunitätskosten vor Augen führen. Wie viele Künstler machen gerade dank Google soviel Geld? Justin Bieber und Psy sind nicht die einzigen. Man würde sie wohl kaum kennen ohne youtube.

    Jeder kann ohne Probleme Videos innerhalb kürzester Zeit entfernen lassen.. ich sehe da gar kein Problem der Urheberrechte. Also wieso schaft es jedes andere Land und nur die GEMA nicht?

  • Na, machen wir uns mal nix vor, dass ist eine rein kommerzielle Entscheidung auf beiden Seiten. YouTube rechnet sich aus, wieviel (a) Kosten die vorgeschlagene Vergütung verursachen würde oder wieviel man (b) möglicherweise an Strafe zahlen müsste und solange a>b wird einfach weiter um den heißen Brei herum geredet. Und die GEMA sitzt bestimmt bei den deutschen Videoplattformen im Beiboot, die natürlich Interesse daran haben, dass man sich so schnell nicht einigt. Oder?

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